Es gab bislang zahlreiche Versuche verschiedener Hersteller, sich mit einem Tablet- oder einem Smartphone-Betriebssystem durchzusetzen. Darunter sind auch Branchen-Größen wie HP, RIM oder auch Nokia zu nennen. Warum sollte man dem Projekt Plasma Active also Beachtung schenken?
Man ist von KDE einfach gewöhnt, dass die Entwickler auch mit minimalen Ressourcen wirklich erfolgreiche Produkte liefern können. Und Plasma Active One scheint schon recht vielversprechend.
Und wie auch der KDE-Desktop, ist Plasma Active eigentlich nicht direkt mit Android, iOS, WebOS oder QNX zu vergleichen. Denn es handelt sich lediglich um die Schnittstelle zwischen Betriebssystem und Nutzer. Die Oberfläche von Plasma Active erinnert etwas an KDE 4. Aber bei Plasma Active hat KDE eben noch eine API für Touch-Geräte beigesteuert. Das Ergebnis ist “innovative Technologie für eine intelligente Nutzererfahrung”.
Diese Nutzererfahrung richtet sich an Tablets, Smartphones und andere Touch-Geräte wie Set-Top-Boxen, Smart TVs, Fahrzeuginformationssysteme oder auch die Home-Automation. Die Nutzerschnittstelle soll dabei minimale Anforderungen an den Arbeitsspeicher stellen und dennoch Leistung bringen. Plasma Active soll zudem modular aufgebaut werden, um verschiedene Formfaktoren bedienen zu können und schließlich soll sich die Schnittstelle noch an das Verhalten des Nutzers anpassen können.
KDE hat auch einen GrandMaster Plan: “Plasma Active läuft auf dem bewährten Linux Desktop Stack, dabei sind der Linux Kernel, Qt und KDEs Plasma Framework enthalten. Das User-Interface nutzt Plasma Quick, eine deklarative Markup Language, was organische Schnittstellen-Designs auf Basis von Qt Quick erlaubt.”
Weiter heißt es, dass Plasma Active bestehende Desktop-Techniken nutzt und auch verschiedene Geräte dank einer spezifischen Schnittstelle unterstützt. Die Widgets, die auf Plasma laufen, sind mit Plasma Active kompatibel. “Kollaboration ist über High-Level-Entwicklertools und genau definierte Prozesse sehr leicht möglich.”
Das erste Release von Plasma Active konzentriert sich auf Tablet-Computer. Und die User-Experience richtet sich stark auf das Web, Soziale Netze und Multimedia. Derzeit läuft Plasma Active auf MeeGo und Balsam Professional von openSUSE. Es existieren bereits OS-Images für Intel-basierte Tablets und paketierte Builds für ARM und x86-Plattformen – an Images für ARM-Plattformen arbeitet das Team gerade. Das Interface lässt sich auch auf die Oracle VirtualBox installieren.
Einer der führenden Entwickler von Plasma Active, Sebastian Kügler, erklärt gegenüber ZDnet.com: “Plasma Active ist ganz klar als Replacement für iOS und Android gedacht, es ist völlig offen und ein Community-Projekt mit starkem Rückhalt kleiner und mittelständischer Unternehmen.”
Der schönste mobile Desktop nützt keinem, wenn niemand ihn nutzen kann. Doch auch hier scheint sich bereits etwas zu tun. Kügler: “Wir hoffen, dass wir viele Hardware-Hersteller gewinnen können und haben auch tatsächlich schon mit einigen gesprochen. Das Feedback soweit war ganz gut, und das Konzept scheint einige Partner zu interessieren.” Kügler sieht definitiv Bedarf nach einem offenen System ohne Lock-in im Gerätemarkt.
Auch mit dem MeeGo-Nachfolger “Tizen” habe man sich bereits beschäftigt, erklärt Kügler. Doch sei derzeit noch zu wenig Information über dieses Projekt vorhanden. Es könnte eine gute Wahl sein, “aber bevor Intel und Samsung ein SDK veröffentlichen, sind uns die Hände gebunden”, erklärt Kügler. Doch derzeit würde Plasma Active mit MeeGo und Balsam getestet. Auch das Projekt “Mer”, einem weiteren mobilen Linux-Betriebssystem, scheint ein mögliches Standbein von Plasma Active zu sein.
Derzeit steht vor allem open-slx, Küglers Arbeitgeber, hinter dem Projekt. Doch ist man momentan sehr daran interessiert, ein größeres Ökosystem rund um Plasma Active aufzubauen. Auch kommerzieller Support soll neben den Community-Ressourcen angeboten werden. “Das beinhaltet, OEMs, ODM und auch Unternehmen, die Support rund um Plasma Active anbieten können, zum Beispiel eine Integration mit neuen Hardware-Plattformen, Support für angepasste OS-Images, Software und End-User-Support.”
Für die mobile KDE-Schnittstelle spricht, dass bereits eine große Zahl von Linux-Anwendungen auf dem Betriebssystem laufen. Allerdings dürfte es auch nicht gerade einfach werden, über MeeGo oder ein anderes Linux-System den Markt aufzurollen. Denn erstens hat MeeGo eine eigene Oberfläche und zweitens sind die genannten alternativen mobilen Linux-Betriebssysteme absolute Nischenprodukte.
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