Anlässlich der Buchmesse hat der Nürnberger Marktforscher GfK Panel Services den deutschen Markt für E-Books analysiert. Demnach lag der Anteil von E-Books am gesamten deutschen Buchumsatz im 1. Halbjahr 2011 bei 0,7 Prozent. E-Books seien insbesondere in den USA ein Verkaufsschlager, hieß es. In Deutschland hingegen seien elektronische Bücher bislang noch kein Massenmarkt – aber die Umsätze steigen.
Laut GfK Panel Services gaben die Deutschen in den Monaten Januar bis Juni 2011 knapp 13 Millionen Euro für E-Books aus (ohne Schul- und Fachbücher) und kauften insgesamt 1,4 Millionen Titel. Dies seien bereits 60 Prozent des Vorjahresumsatzes und das Weihnachtsgeschäft stehe noch bevor. Die Zahl der Käufer belief sich auf rund 340.000. Sehe man sich den typischen E-Book-Kunden genauer an, so sei dieser männlich und im Alter zwischen 30 und 49 Jahren.
Bei den Genres lag der Fokus anfangs auf Infotainment-E-Books wie beispielsweise Reise, Ratgeber oder Sachbücher. Seit dem Weihnachtsgeschäft 2010 gehe der Trend jedoch eindeutig hin zur Belletristik, die derzeit 80 Prozent aller bezahlten E-Books ausmache. Besonders beliebt seien die Themenbereiche Spannung, Science Fiction und Fantasy. Bei gedruckten Büchern liege der Umsatzanteil an Unterhaltungsliteratur hingegen bei knapp 50 Prozent.
Das Potenzial für E-Books steige derzeit und dürfte sich mit einer Ausweitung des Angebots an deutschen Titeln noch intensivieren, so GfK Panel Services. Eine Befragung zum Thema E-Reader habe ergeben, dass im Juli 2011 knapp 800.000 Deutsche einen E-Reader besaßen – im Januar 2011 lag dieser Wert noch bei 380.000. Da auch auf Tablets gelesen werden könne, dürfte sich die Zahl der potentiellen E-Book-Leser um weitere 1,5 Millionen erhöhen.
Laut einer Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zum E-Book, rechnen die deutschen Verlage in diesem Jahr mit einem Anteil von 6,6 Prozent an digitalen Titeln vom Verlagsumsatz. In den USA liege der Marktanteil bei rund 8 Prozent, Tendenz steigend.
“Damit wächst auch die Bedeutung des Handels mit Content”, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. “Inhalte sind der Rohstoff nicht nur für die Buchbranche. Ohne Inhalte sind neue Technologien wertlos. Wir sind die Content-Messe. Hier treffen sich die Veredler und Verwerter des Rohstoffs Inhalt.” Der ITK-Branche fällt in diesem Schema die Rolle des Verwerters zu – die Buchbranche hat Inhalte und die ITK-Branche die Technologien, um die Inhalte zu vermarkten.
“Technologie und Inhalte wachsen zusammen”, hieß es von Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom. “Darauf müssen sich die ITK-Branche, Verlage und Autoren einstellen.” Ob E-Books oder Apps – die Inhalte von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften seien heute auf verschiedensten digitalen Plattformen und Endgeräten verfügbar.
Laut Bitkom wird der Umsatz im deutschen Markt für E-Reader in diesem Jahr um 33 Prozent von derzeit 24 Millionen Euro auf 31 Millionen Euro steigen. Auch andere Geräte zur Darstellung von multimedialen Inhalten wie Smartphones oder Tablets sind im Kommen. Nach Bitkom-Berechnungen werden 2011 rund 10,1 Millionen Smartphones verkauft, 2012 wird sich diese Zahl um 24 Prozent auf 12,6 Millionen erhöhen. Der Umsatz wird dann 2,3 Milliarden Euro betragen. Der Umsatz mit Tablet-PCs soll im Jahr 2011 um 70 Prozent auf 770 Millionen Euro steigen, der Verkauf soll sich auf 1,5 Millionen Geräte nahezu verdoppeln.
“Letztes Jahr wurden in Frankfurt erstmals Enhanced E-Books präsentiert, dieses Jahr ist völlig klar: Multimediale Inhalte sind die Zukunft”, sagte Boos weiter. Die Buchmesse reagiere darauf, indem sie dem Content-Handel erstmals eine gesamte Messehalle zur Verfügung stelle.
Boos: “Die traditionellen linearen Verwertungsketten vernetzen sich im digitalen Zeitalter zu Verwertungsräumen.” Zugleich werde das Content-Geschäft komplexer. “Ein guter Rechtehändler ist wie ein Diamant-Experte: Er kennt das Potential seines Rohstoffs und stellt sicher, dass er das Werk seines Autors an einen Veredler übergibt, der ihn auch in anderen Zusammenhängen zu weiterer Geltung bringen kann.”
Für Content-Händler stellten sich neue Fragen: “Wie gehen wir mit Territorialität in Zeiten grenzenlosen Zugangs zu Content um? Mit welchen neuen Partnern für die Distribution müssen wir uns bekannt machen? Welche Lösungen sind die besten zur Verwertung von Micro-Rights? Was umfassen Digital Rights – und was nicht? Wie erleichtern wir den Transfer von Rechten in andere Branchen wie Film und Games, aber auch Merchandising? Woher kommt der Content von morgen, wie stellen wir seine Produktion sicher? Und: Wie erzielen wir Qualität?”
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