Allen voran eröffnete ein gut gelaunter Michael Dell das Treffen, das mit 1900 Besuchern und 50 Fachhändlern ausverkauft war. Kein Wort verlor der Firmenchef über die gerade abgeschlossene Vereinbarung mit der US-Behördenaufsicht SEC, die die Company 100 Millionen Dollar und den Firmenchef – neben den 4 Millionen Dollar Strafe – beinahe auch noch den Chefposten kostete.
Dafür präsentierte er die neue Dell, die sich dank namhafter Zukäufe in den vergangenen fünf Jahren vom PC-Direktvertriebler zum Lösungsanbieter (End-to-End) gemausert hat. Man bediene jetzt das ganze Hardware-Segment, also Client-Geräte, Server, Storage, Netzwerk-Equipment sowie komplett vorkonfigurierte und energieeffiziente Rechenzentren.
Dazu kommt der große Service-Bereich unter Führung von Steve Schuckenbrock, in dem 43.000 der etwa 100.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Im Bereich Healthcare sei man bereits der Top-Serviceanbieter und bei Education liege man auf Rang zwei, so Dell. Hinzu kommt der Sicherheitsbereich, der durch die Übernahme von Secureworks ausgebaut wurde. In den kommenden zwei Jahren will die Company eine Milliarde Dollar in den Ausbau der Services stecken, insbesondere in den Bau neuer Lösungszentren.
Stärkung des Fachhandels im Fokus
Aber nicht nur Hardware und Services bietet die neue Dell, sie hat auch einiges an Software zu bieten, etwa ‘Case’ oder ‘Boomi’, das für die Integration von Cloud-Applikationen mit herkömmlichen Anwendungen genutzt wird.
Großen Wert legt Dell auf den Ausbau des Vertriebskanals und will bis Ende Oktober die Zahl der Fachhändler auf 100.000 erhöhen. Allerdings muss sich auch der Channel anpassen, denn in Zukunft werden weniger Boxenschieber als Lösungsanbieter gebraucht. “Der Fokus liegt darauf, von Volume- zu Value-Partnern zu kommen”, beschreibt der Firmenchef die neue Ausrichtung.
Die Firmenkasse ist prall gefüllt, rund 16 Milliarden Dollar stehen angeblich für Investitionen und weitere Firmenübernahme bereit, der Gewinn der Aktie liegt übers Jahr gerechnet bei 83 Prozent. Der Erfolg stammt nach Aussagen von Michael Dell auch aus dem Geschäft mit PC-Clients, denn dort werden große Stückzahlen produziert und somit gute Einkaufskonditionen erzielt, von denen auch das Server-Business profitiert. Dieser Seitenhieb auf Hewlett-Packard, seit langem schärfster Konkurrent, blieb nicht der einzige, denn Dell verwies in seiner Keynote auch darauf hin, dass Dell stets auf Microsoft und die x86-Architektur gesetzt hat und sich somit jetzt nicht mit “proprietären Altlasten” herumplagen muss.
Die Chefs der Lieferanten präsentieren persönlich Neues
Dell zählt zu den treuesten Kunden von Intel und Microsoft. Kein Wunder also, dass es sich die Chefs beider Unternehmen nicht nehmen ließen, auf der Dell World eigenhändig die Roadmaps oder neue Produkte vorzustellen.
Steve Ballmer glänzte mit einer ausführlichen Präsentation des zukünftigen Client- und Server-Betriebssystems Windows 8. Vor allem die Client-Version erinnert stark an Smartphone-Oberflächen: Über die ‘Metro’-Schnittstelle kann man sich – kostenpflichtige – Zusatzprogramme, die Metro-Apps, anschaffen. Wer das nicht will, kommt auf eine Oberfläche, wie von bisherigen Windows-Versionen bekannt. Die Server-Variante unterstützt bis zu 32 virtuelle Maschinen, 512 GB RAM und 16 TB Festplattenspeicher.
Intel-Chef Paul Otellini zeigte in einem Chart eine dramatische Steigerung der in Zukunft verbauten Transistoren, denn “computing is everywhere”: Hat sich die Anzahl der Transistoren von 1995 bis heute verfünfzehnfacht, so erwartet Intel, dass in zehn Jahren 200-mal so viele Schaltkreise gebraucht werden.
Für 2012 kündigte Otellini mit den ‘Ultrabooks’ eine neue Klasse von Mobilrechnern an, die es im laufenden Betrieb mit Smartphones aufnehmen können: robust, lange Batterielaufzeiten, Sicherheit, kostengünstig, “responsive” und vermutlich mit Touchscreen, dazu Windows 8 auch für Tablet-PCs.
Im Bereich von Highend-Computing arbeitet Intel an der MIC-Architektur. MIC steht für Many Integrated Cores, wobei besonderer Wert auf die Fließkommaberechnung gelegt wird. MIC-Chips sind für HPC-Computing entworfen.
Paul Maritz, CEO von VMware, will CIOs von einem derzeit viel diskutierten Problem befreien: IT-Consumerization. VMware entwickelt ein virtualisierbares Smartphone, das sich in einen Business-Bereich und einen privaten Teil aufspalten lässt.
Schließlich gab sich zur Unterhaltung des Auditoriums noch Marc Benioff von Salesforce.com die Ehre. Im Prinzip vermarktete er das hauseigene Produkt ‘Chatter‘, das sowohl als Collaboration-Werkzeug als auch als Schnüffelprogramm einsetzbar ist. Angeblich will Dell seine 100.000 Mitarbeiter damit ausstatten, zwecks besserer Zusammenarbeit versteht sich.
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