Die Revolution der digitalen Fotografie

Jetzt hat das kalifornische Start-up Lytro das erste gleichnamige Modell einer neuen Kamera vorgestellt. Die Lytro sieht mehr aus, wie eine viereckige Taschenlampe als eine Digital-Kamera. Vorne ist natürlich die Linse und auf der Rückseite ist ein LCD-Touchscreen angebracht. Ausgelöst wird durch einen Klick auf der Oberseite der Kamera. Auch einen achtfach-Zoom gibt es, der mit einer Touchbar, ebenfalls auf der Oberseite bedient wird.

Im Inneren sind mehrere Linsen angebracht, die möglichst viel Licht einfangen sollen. Damit braucht Lytro im klassischen Sinne kein Objektiv mehr, das auf den digitalen Sensor ein scharfes Bild wirft. Das bedeutet, dass den klassischen Digital-Sensor (bei analogen Kameras der Film) das Licht nur aus einer Richtung, nämlich von vorne trifft.

Bei der so genannten Lichtfeld-Fotografie stammt das einfallende Licht aus verschiedenen Richtungen. Die Sensoren speichern diese verschiedenen Informationen. Erst durch die Nachbearbeitung in einer Software, entweder in der Kamera oder zu Hause auf dem Mac, wird dann ein scharfes Bild erzeugt. Allerdings kann man sich dann für beliebige Schärfentiefe oder Objekte auf einer Aufnahme entscheiden. Im Grunde erstellt die Lytro eine 3D-Ansicht dessen, was man fotografiert.

“Kamera 1.0 war der Film. Kamera 2.0 war digital”, so Ren Ng, der CEO von Lytro, der sich bereits als Student an der Stanford University mit der Technik befasste, bevor er 2006 Refocus Imaging, das Vorgängerunternehmen von Lytro, gründete. “3.0 ist eine Lichtfeld-Kamera, die all diese neuen Möglichkeiten der Fotografie ermöglicht.”

Neben der Wahl des Fokus ist die Kamera auch sehr schnell wie Ng erklärt: “Es hat einen sehr schnellen Auslöser. Man drückt den Knopf und peng! wird das Foto gemacht.” Es sei bisher einzigartig, dass man nicht auf den Autofokus warten muss, bis die Kamera auslöst.

US-Bürger können ab 399 Dollar diese neue Dimension der Digital-Fotografie kaufen, bekommen sie jedoch erst 2012 geliefert. Dafür bekommen sie neben der Kamera auch 8 GB Speicherplatz. Für 100 Dollar mehr gibt es auch ein Gerät mit 16 GB, das bis zu 750 Aufnahmen speichern kann.

Doch weil diese Kamera ja im Grunde ein 3D-Bild erzeugt, lassen sich die Aufnahmen auch in 3D betrachten. Dazu ist allerdings ein 3D-Bildschirm nötig. Zudem ist dieses Feature noch in der Entwicklung. Die dreidimensionalen Bildinformationen werden jedoch bereits jetzt mit jeder Aufnahme gespeichert. Die Software für die 3D-Betrachtung will Lytro nachliefern.

Bei so einer Aufnahme fängt das Gerät 11 Millionen Lichtstrahlen ein. Ng spricht von 11 “Megarays”. Ob sich das aber in eine Auflösung von 11 Megapixel übertragen lässt, ist fraglich. Denn die Sensoren fangen ja auch Informationen ein, die bei normaler Betrachtung gar nicht gebraucht werden. Wie sich dieser Wert auf die Bildqualität auswirkt, lässt sich also derzeit noch nicht so recht feststellen.

Die Idee einer Lichtfeldkamera, in Fachkreisen spricht man auch von einer plenoptischen Kamera, verfolgt Lytro nicht alleine. Bislang aber kam dieses Konzept nur im wissenschaftlichen und experimentellen Umfeld zum Einsatz. Lytro ist nun aber tatsächlich das erste Unternehmen, das diese noch recht junge Technologie in ein bezahlbares Consumer-Produkt einfasst. Jetzt muss sich die eigenwillige Kamera aber noch auf dem Markt durchsetzen.

Silicon-Redaktion

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