Windows XP wird 10
Es war das bislang am häufigsten verwendete PC-Betriebssystem aller Zeiten. Selbst nach 10 Jahren arbeiten noch Millionen Nutzer mit Windows XP. Doch Windows 7 scheint jetzt dieses Monopol abzulösen.
Am 24. Oktober startete nicht nur der erste Harry-Potter-Film in den Kinos und Bayern München wurde zum 22. Mal deutscher Fußballmeister, sondern Microsoft stellte in New York auch das Betriebssystem Windows XP vor.
Zuvor hatte Microsoft unter dem Code-Namen “Whistler” an der NT-basierten Betriebssystem gearbeitet. XP vereint zum ersten Mal auch die unterschiedlichen Versionen für Privatanwender und gewerbliche Nutzer. Windows XP ist nicht nur deutlich stabiler als die Vorgänger 200 und ME (Millennium Edition) sondern integriert auch stärker als bisher das Internet und Multimedia.
2005 brachte Microsoft die N-Versionen (für Home und Professional) auf den Markt. Und in diesen fehlte der Media-Player. Das war kein Marketing-Gag von Microsoft, sondern war mit der EU-Kommission so abgesprochen. Microsoft setzte mit diesen Version die Vorgaben aus einer kartellrechtlichen Verurteilung um. Allerdings schaffte es Microsoft bei den OEM-Herstellern durchzusetzen, dass die N-Versionen, die Microsoft zunächst Reduced Media Edition taufen wollte, praktisch keine Verbreitung fanden.
Für hitzige Debatten sorgte auch die neu eingeführte Produktaktivierung, mit der Microsoft sich Raubkopierer vom Hals schaffen wollte. Datenschützer bemängelten, dass Microsoft nicht mitteile, welche Daten aus dem installierten System an Redmond gemeldet würden. Inzwischen liefert Microsoft diese Informationen.
Ein wichtiger Schritt im Leben von Windows XP war das im September 2004 veröffentlichten “Service Pack 2” mit dem unter anderem eine Firewall in das Betriebssystem integriert wurde. Allerdings ließ die Sicherheit des SP 2 insgesamt zu wünschen übrig.
Mit dem Service Pack 3 (SP3) hatte Microsoft nicht nur verschiedene Programme aktualisiert, sondern verlieh XP auch die Fähigkeit, XP auch als virtualisiertes Gastsystem in Microsofts Hyper-V zu betreiben. Zudem sorgte SP 3 für einen deutlichen Leistungsschub. Mit SP 3 wurde XP sogar schneller als der XP-Nachfolger Vista, wie damals ein Benchmark ergab.
Mit Windows XP, was übrigens für “eXPierence” stehen soll, gab es insgesamt wenig Anlass zur Klage. Dennoch ist der Grund, warum XP über ein Jahrzehnt hinweg derartig erfolgreich ist, nicht nur in Windows XP sondern vor allem in Windows Vista zu suchen. Microsofts Vista hatte mit Hardware- und Software-Inkompatibilitäten, hohem Speicherbedarf und anderen Negativschlagzeilen dafür gesorgt, dass sich die meisten Unternehmen dazu entschieden, noch ein paar Jahre länger mit XP zu arbeiten.
Für viele Privatanwender gilt das vermutlich auch heute noch. Doch die Welt der IT steht vor einem grundlegenden Wandel. Immer mehr Aufgaben werden im Web erledigt und das Cloud-Zeitalter zusammen mit mobilen Zugriffen auf das Internet bleiben natürlich auch für die Betriebssystem-Landschaft nicht ohne Folgen.
In all den Jahren unter Windows XP, – 2006 kam Ende November Vista auf den Markt – hat sich natürlich auch ein gewisser Upgrade-Stau gebildet. Damit erklärt sich zum Teil auch, warum die Wachstumszahlen bei Windows 7 jetzt so steil nach oben zeigen.
“In den ersten sieben Monaten ab Verkaufsstart wurden pro Sekunde durchschnittlich sieben Lizenzen verkauft. Windows 7 ist das am schnellsten wachsende Betriebssystem auf dem Markt”, so Oliver Gürtler, Leiter des Geschäftsbereichs Windows bei Microsoft Deutschland.
Laut dem Statistikdienst Statcounter, liegen die Nutzerzahlen von Windows 7 seit Oktober 2011 bei rund 40 Prozent. Seit der Einführung 2009 hat Windows 7 damit Windows XP bereits nach zwei Jahren überholt.
Trotz aller ‘Liebe’ zu XP, das Betriebssystem hat sich inzwischen zur Brutstätte von Schadsoftware entwickelt. Auf zwei Drittel aller Windows-XP-Rechner sind heute Rootkits installiert. Bei Windows 7 ist die Quote mit 12 Prozent aber ebenfalls vergleichsweise hoch.
Aber es gibt noch einen weiteren triftigen Grund für eine Migration. “Abgesehen davon, dass das in die Jahre gekommene Windows XP die Anforderungen der IT-Abteilungen und Anwender hinsichtlich Management und Funktionalitäten nicht mehr umfassend erfüllen, ist der wichtigste Grund für eine Migration von Windows XP zu Windows 7 die auslaufende technische Unterstützung durch Microsoft”, so Axel Oppermann, Senior Advisor der Experton Group AG, zur Bedeutung der Umstellung für Unternehmen.
In Deutschland ist laut einer Umfrage von Pierre Audoin Consultants (PAC) Windows 7 in etwa der Hälfte aller Unternehmen im Einsatz. Bessere Verwaltbarkeit und Administrierbarkeit und mehr Effizienz, so Microsoft, führten bei Unternehmen zu Kosteneinsparungen pro PC und Jahr von rund 140 Dollar.