Das breiteste Grinsen auf dem Gesicht trug am ersten Messetag sicherlich Guy Berlo, als Vice President Central European Sales & Operations zuständig für die Geschäfte der Falconstor Software Inc. in Zentral- und Osteuropa. In der Nacht zuvor kam aus den USA die Meldung, dass Falconstor eine weltweite Reseller-Vereinbarung mit Fujitsu geschlossen hat.
“In dieser Partnerschaft wird Fujitsu und ihre Gesellschaften weltweit die FalconStor Network Storage Server (NSS) Speicher- und Virtualisierungslösung in Verbindung mit den ETERNUS DX-Plattenspeichersystemen und unter Nutzung von FalconStor NSS auf den Fujitsu PRIMERGY-Servern verkaufen”, so der Wortlaut der Meldung. Zugleich bietet Falconstor über den Fujitsu-Service einen Daten-Migrationsdienst an. Hintergrund ist die Entscheidung von Fujitsu, in Zukunft nur mehr die selbst entwickelten Speicher anzubieten statt die von EMC.
Berlo, einigermaßen überrascht von den neuen Geschäftsaussichten, wollte sich (noch) nicht über die Höhe der möglichen Umsatzsteigerung äußern, denn eigentlich war er nach Frankfurt gereist, um die überarbeitete Version der “Data Protection Suite” vorzustellen.
In der Falconstor “V7 Suite” sind alle Teile der Produktlinie synchronisiert, so dass Unternehmen jetzt ein komplettes Set an Lösungen für die Optimierung von Legacy Backup-Varianten, der Migration zum Disk-basierten Backup und Disaster Recovery angeboten werden kann. Zugleich garantiert die Produkt-Suite ein schnelles Recovery von wichtigen Systemen und Applikationen “indem es die Grundlage für eine Service-orientierte Data Protection legt”, so Falconstor.
Während bei Falconstor die Sektkorken knallen, überspielt EMC den Verlust zweier wichtiger Reseller – außer Fujitsu hat auch Dell den Wiederverkauf der EMC-Speicher eingestellt – mit der Konzentration auf neue Märkte. Man habe den Abgang der beiden Partner durch den Gewinn vieler neuer Reseller kompensieren können, so Pressesprecher Andreas vom Bruch. Dazu habe insbesondere Sabine Bendiek beigetragen, die seit April 2011 die deutsche EMC-Niederlassung leitet und zuvor bei Dell unter anderem für das Partnergeschäft in Europa zuständig war.
So wurden unter anderem von den rund 2500 Serviceanbietern in Deutschland 50 bis 100 identifiziert, die für EMCs neues Programm für Service-Provider interessant sind. Aus diesen Dienstleistern will Peter Holly, bei EMC District Manager Telco & Service Provider Business Germany, “Best of Breed”-Anbieter machen, die ihren Kunden getestete Infrastrukturlösungen für Cloud Computing anbieten können.
EMC selbst verfügt über zugekaufte Unternehmen, wie RSA oder Documentum, über ein großes Produktportfolio und hat sich mit Cisco und der Virtualisierungstochter VMware zur VCI-Allianz zusammengeschlossen, die kompatible und ausgetestete Cloud-Lösungen anbietet.
Denn Cloud Computing wird in der einen oder anderen Spielart kommen, da war man sich in Frankfurt einig. Holly schätzt, dass allein in Deutschland im kommenden Jahr 90 bis 100 Milliarden Dollar für IT-Infrastruktur ausgegeben werden und davon etwa ein Drittel auf Dienstleistungen rund um das neue Geschäft entfällt.
Die Messe beinhaltet neben der Ausstellung mit diesmal 70 Teilnehmern auch einen großen Konferenzteil für die knapp 1200 Besucher des ersten Tages – 16 Prozent mehr als 2010. Der Veranstalter setzt dafür zunehmend auf unabhängige Analysten. In diesem Jahr rief der Ex-IDC-Analyst Claus Egge nach dem Storage Hypervisor und zeigte dabei Fluch und Segen der Speicher-Virtualisierung auf.
Dennis Martin, President des Testlabors Demartek, warb für die I/O-Virtualisierung. Mit der lasse sich viel Geld spare, weil teure I/O-Adapterkarten in ein separates Gehäuse ausgelagert und dann von mehr als nur einem Server genutzt werden können. Martin setzt dabei auf den Einsatz herkömmlicher Rack-Server, die oft billiger zu haben sind, als die I/O-Karten. Im Gegensatz zu Blade-Server, wo man an die Dimension der Chassis gebunden sei, könne man Rack-Server fast beliebig addieren und als Rack Area Network (RAN) betreiben.
Ein Highlight des ersten Messetags war sicherlich die Präsentation von Ex-Gartner-Analyst Josh Krischer, dem man einen größeren Raum und mehr Zeit für seine Präsentation gewünscht hätte. Die Fülle an Informationen zum Thema “Emerged and Future Storage Technologies – the next Dacade” lässt sich hier nur ansatzweise skizzieren.
Die größten Herausforderungen für Speicheradministratoren in den nächsten Jahren sieht er im rasanten Wachstum der Daten, besonders der unstrukturierten, in der Datenverwaltung, dem Energiebedarf und Kühlung, der Sicherheit, der Verfügbarkeit, von Capex versus Opex, der Komplexität und der Datenmigration.
Daraus ergeben sich zahlreiche Anforderungen an Mensch und Maschine, etwa eine einheitliche Verwaltung für Block- und File-basierende Speicher, übergreifende Suchmechanismen um Datensätze rasch aufzufinden etwa für Behörden und Gerichte sowie ein automatisches Schreddern der Datenbestände – nicht nur ein Löschen – nach gesetzlich vorgegebenen Zeitabläufen.
Und das können wir laut Krischer in den kommenden Jahren im Storage-Bereich erwarten: Die 2,5-Zoll-Laufwerke werden bis 2020 eine Kapazität von 12 TB erreichen, die 3,5-Zoll-Disks gar 50 TB. Raid 6 mit tripple Parity wird ebenso zu einem Standard wie Hybrid-Disks, gefertigt mit Magnet- und Flash-Technik und Second Level Cache. Tiered-Storage wird es als komplette Box geben und schnellere Schnittstellen sowohl bei den Laufwerken als auch bei den Host-Rechnern.
Und es werden weitere Spezialspeicher auf den Markt kommen, etwa Redundant Arrays of inexpensive Nodes, oder Speicher, in deren Partitionen gleich Teile der Applikation ablaufen, wie es schon ansatzweise von Oracle und anderen umgesetzt wird. Auch das Band als kostengünstiges Archivmedium wird überleben, da auch dafür Neuerungen entwickelt werden, etwa das Linear Tape File System, kurz LTFS, das in LTO-Archive zum Einsatz kommen soll.
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Korrektur
Die Allianz zwischen VMWARE, Cisco und EMC heisst VCE.