Bei diesem Verkauf könnte HP mehrere hundert Millionen Dollar verlieren, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtet. Einen konkreten Namen für einen Interessenten nennt die Reuters-Quelle nicht. Aber es sollen Amazon, IBM, Intel, Oracle und Research In Motion zu den Kaufinteressenten gehören. Dabei dürften diese Käufer weniger an einem Mobil-Betriebssystem als an dem interessanten mobilen Palm-Patent-Portfolio interessiert sein.

Hingegen scheint sich bereits ein Verkaufspreis herauskristallisiert zu haben. Der soll laut dem Bericht deutlich unter den 1,2 Milliarden Dollar liegen, die HP im Juli 2010 für Palm bezahlt hat. In dieser Frage werde HP von der Bank of America-Tochter Merrill Lynch beraten. Weder von HP noch von der Bank of America gibt es derzeit eine Stellungnahme zu diesen Gerüchten.

Im August hatte HP-CEO Leo Apotheker angekündigt, dass HP keine weiteren WebOS-Geräte auf den Markt bringen werde. Von dieser Entscheidung waren neben dem TouchPad auch verschiedene WebOS-Phones betroffen. Damals hatte er auch darüber spekuliert, ob HP sich nicht auch noch von der umsatzträchtigen Personal Systemems Group, der PC-Sparte, verabschieden sollte.

Apotheker hatte sich das – wie sich zeigte – deutlich zu ehrgeizige Ziel gesetzt, HP binnen kurzer Zeit von einem ‘Mischkonzern’ mit starken Consumer-Fokus zu einem reinrassigen Anbieter von Unternehmenssoftware und Beratungsdienstleistungen umzubauen. Dieser Plan kostete Apotheker nicht nur den Posten, sondern den HP-Aktionären zudem eine Menge Geld.

Für die Entscheidung, WebOS nicht weiterzuführen, waren volle Lagerhallen mit HPs TouchPad verantwortlich. In einer beispiellosen Verramschaktion hatte HP das TouchPad binnen weniger Stunden verkauft. Bei seinem ersten großen Auftritt als CEO hatte Apotheker WebOS noch als Dreh und Angelpunkt der künftigen HP-Strategie angepriesen.

Ein riesen Ökosystem sollte entstehen und WebOS sollte auf Drucker, Kameras und PCs installiert werden. WebOS sollte HP nicht nur zukunftsfähiger machen, sondern auch den Einfluss der Wintel-Plattform auf das Unternehmen schwächen.

Von alle dem ist nichts übrig geblieben. Kaum Anwendungen und kaum Kundeninteresse ließen die hochfliegenden Erwartungen an WebOS an der Realität eines aufs härteste umkämpften Mobil-Markt zerschellen.

Doch auch nach dem Ende des TouchPads konnte sich HP nicht vollständig von WebOS lossagen. Die Entscheidung, was damit nun tatsächlich passieren sollte, hatte Meg Whitman, Apothekers Nachfolgerin, noch nicht bekannt gegeben. Die Entscheidung, dass HP die PC-Sparte abtrennen könnte, hat die ehemalige Ebay-Chefin inzwischen wieder kassiert.

Durch den großen Verkaufserfolg und dem Massenandrang auf die TouchPads wurden Spekulationen genährt, dass HP möglicherweise doch an WebOS festhalten werde.

Silicon-Redaktion

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