Java-Vater Gosling schickt Schwimmroboter um die Welt

Insgesamt vier Schwimmroboter ließ das Unternehmen Liquid Robotics vergangene Woche am St. Francis Yacht Club bei der Golden Gate Bridge zu Wasser. Diese so genannten Wave-Gliders werden in den nächsten Wochen nach Australien und Japan unterwegs sein. Die Roboter, so denn die Reise gelingt, werden dann die längste Strecke, die je von einem Roboter zurückgelegt wurde hinter sich haben. Allerdings warten in Form von Stürmen, Felsen oder Fischernetzen einige Gefahren auf der langen Reise auf die Roboter. Wellen allerdings, lieben diese Roboter laut Hersteller mehr als alles andere.

Doch der Eintrag in das Guiness Buch der Rekorde ist nur ein Nebeneffekt, wie James Gosling, einer der Schöpfer von Java erklärte. Er ist jetzt Chief Software-Architekt des Silicon-Valley-Startups. Dieser Rekordversuch solle lediglich Aufmerksamkeit erregen. Denn durch die Sensoren und Daten, die von den Robotern erhoben werden, könne die Welt der Wissenschaft in einer bisher ungeahnten Weise profitieren. Denn die Roboter werden bei ihrer Reise auch große Mengen Daten über die Ozeane sammeln. Diese Daten sollen dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Forscher die die besten Vorschläge für Forschungsprojekte schicken, können zudem als Gewinn ein halbes Jahr einen Wave Glider nutzen.

Der President of Operations bei Liquid Robotics, Graham Hine, erklärt, dass die Roboter über ‘Ruder’ die von den Wellen bewegt werden, mit Strom versorgt werden. Die Solarzellen an Deck hingegen speisen die Sensoren mit Energie. Und so können die Roboter ohne menschliches Zutun auf dem Ozean schwimmen. Über das Internet kann man die Route des Roboters verfolgen. Und die Piloten dieser Geräte können über ein Smartphone mit dem Roboter in Kontakt treten.

Abseits des Rekord-Versuches hat Liquid Robotics bereits weltweit mehrere Schwimmroboter in den Weltmeeren verteilt. Und diese haben in verschiedenen Projekten mehr als 150.000 See-meilen zurückgelegt. Eines dieser Projekte war die Messung der Ausbreitung der Ölkatastrophe Deepwater Horizon.

Doch ist Liquid Robotics nicht nur angetreten, um die Welt zu retten. Das Start-up, in dem insgesamt über 40 Millionen Dollar Investorengelder stecken, will in etwa zwei Jahren profitabel sein. Ein Basis-Modell des Roboters kostet 140.000 Dollar. Je nach sensorischer Ausstattung können diese Geräte bis zu einer halben Million Dollar kosten. Die vier Roboter, die jetzt den Pazifik durchqueren kosten etwa 220.000 Dollar.

Auch wenn Liquid Robotics diese Geräte gerne verkauft, so können sie auch geliehen werden. Zwischen 1500 und 3000 Dollar pro Tag kostet die Mietgebühr. In der Regel dauern Forschungsprojekte zwischen 60 und 90 Tage. Vereinzelt können diese Projekte von Unternehmen oder Institutionen auch bis zu einem Jahr dauern.

Liquid-Robotic-CEO Bill Vass erklärt, dass Unternehmen und Institutionen weltweit inwischen einige der rund 100 bereits hergestellten Roboter gekauft hätten. Diese werden für die Erkundung von Fischbeständen, Öl- und Gas, Ozean-Bergbau oder zur Navigation genutzt.

Die Menschheit kennt den Mond inzwischen besser als den eigenen Planten. Denn große Teile sind nach wie vor unerforscht. Die Oceane bedecken rund 71 Prozent der Fläche der Erde, doch nur 5 Prozent dieser Ozeane sind bislang erforscht worden. Neben Liquid Robotics will auch der Selvmade-Milliardär Richard Branson mit dem Projekt Virgin Oceanic Five Dives auf dieses Missverhältnis aufmerksam machen. Er will mit einem Unterseeboot auf den Grund des Mariannen-Grabens vordringen, dem tiefsten Punkt des Ozeans. Chris Welch, der Kapitän von Bransons U-Boot sieht in den beiden Projekten einen Umkehrpunkt. Dieser Vorstoß in die Tiefsee soll “eine nie dagewesene Möglichkeit bieten, wissenschaftliche Forschung durchzuführen und unser Wissen über die einzigartigen Bedingungen, Ökosysteme und Geologie am Grunde des Meeres auszuweiten”.

Auch Google beteiligt sich an Liquid Robotics. Jenifer Foulkes, Mangerin für Ozeane bei Google Earth, hofft, dass diese Daten in die Lehre eingebracht werden. Denn je mehr Daten über die Ozeane vorhanden sind, desto besser könne sich die Menschheit auf Katastrophen wie den Ölteppich von Deepwater Horizon vorbereiten.

“Wir sind mit unserem Wissen weit hinter dem, wo wir sein sollten”, erklärt Sylvia Earle, Mitarbeiterin von National Geographic und ehemalige Chefwissenschaftlerin der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) vergangenes Jahr gegenüber CNET. Es würde lediglich die Oberfläche des Ozeans betrachtet und alle denken, alles ist in Ordnung. Doch die Ozeane sind auch für die Menschen wichtig, weil sie nicht nur das Klima bestimmen, sondern auch einer der größten Sauerstofflieferanten sind. “Diejenigen, die mehr Erfahrung mit Meeresforschung haben, wissen, dass der Ozean in Gefahr ist, und daher sind wir das auch.”

Silicon-Redaktion

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