Mobiles VoIP vor dem Durchbruch

Bis heute verbinden viele Menschen weltweit das Telefonieren über das Internet (Voice over IP) mit Skype. Als vor einigen Jahren auch Handys internetfähig wurden, kam Sparfüchsen die Idee, Telefonate nicht mehr über das Mobilfunknetz, sondern über die Internetverbindung zu führen. Hatte der Mobilfunkkunde eine Daten-Flatrate für die Internetverbindung bei dem Netzbetreiber abgeschlossen, konnte er quasi unbegrenzt gratis in alle Länder der Welt telefonieren. Da diese Entwicklung die Umsätze der Netzbetreiber ungemein geschmälert hätte, verboten sie diese Praxis kurzerhand.

Doch derzeit nimmt das Telefonieren übers Internet neuen Anlauf: Innovative Zusatzfunktionen machen das Telefonieren nicht nur günstiger, sondern auch angenehmer. Einer aktuellen Analyse von Arthur D. Little zufolge würde Voice over IP im stärksten Szenario bis 2016 rund 20 Prozent aller Umsätze ausmachen, die von den Netzbetreibern mit Telefonaten generiert werden.

Einige der neuen Provider, wie z. B. Fring, Tru oder Mig33, konzentrieren sich vor allem auf das mobile Voice over IP (mVoIP). Andere wiederum, wie Google Voice, Jajah, Rebtel und Raketu, bieten mVoIP als einen Teil ihres breiteren internetbasierten Geschäftsmodells an.

Schon heute werden mit Skype 25 Prozent aller internationalen Gesprächsminuten geführt. Da sich Skype in Zukunft stärker auf Geschäftskunden konzentrieren will, wird der Anteil von VoIP künftig weiter zunehmen. Klaus von den Hoff, Leiter der Telecoms und Media Practice von Arthur D. Little, geht davon aus, dass Skype durch die Übernahme durch Microsoft zu einer Anwendung unter vielen auf den unterschiedlichen Geräten wird. Er erwartet, dass Microsoft Skype tiefer in Lync, Outlook, Xbox Live, Hotmail und Messenger integrieren wird. Auch in Smartphones, Tablets und Computern von Nokia könnte Skype besser integriert werden, da diese mit Microsofts Betriebssystem Windows ausgestattet sind.

Microsoft hat zudem in Facebook investiert, daher dürfte der Softwareriese das soziale Netzwerk mit der Möglichkeit bestücken wollen, Skype-gestützte Videoanrufe direkt von der Facebook-App zu tätigen. Damit könnte mit jedem Facebook-Freund auf der Welt per Click kostengünstig telefoniert werden und mVoIP wäre mit einem Schlag auf den Massenmarkt gebracht, so von den Hoff.

Auch der Trend bei den Smartphone-Herstellern, die SIM-Karte direkt zu integrieren (“Soft SIM“) könnte die zweite Welle zum Telefonieren übers Internet noch erhöhen. Schließlich verliert der Netzbetreiber den direkten Kundenkontakt, da sich bei integrierten SIM-Karten der Smartphone-Hersteller als Vermittler zwischen Endkunden und den Netzbetreibern schiebt.

Für den deutschen Telekommunikationsmarkt erwartet Arthur D. Little, dass die Telekom und die anderen drei Netzbetreiber auf die neue Herausforderung mit unterschiedlichen Strategien reagieren – zum Beispiel als Bestandteil des existierenden Portfolios wie Vodafone, oder mit einem eigenen netzunabhängigen Angebot wie Revvl von Deutsche Telekom, oder wie Eplus mit seiner Partnerschaft mit Skype. Von den Hoff: “Die Zeiten, in denen die Netzbetreiber mVoIP mit Zuzahlungen bestrafen oder gar ganz blockieren, dürften vorbei sein. Die Gefahr, sich dadurch von den eigenen Kunden zu entfremden ist einfach zu groß. Außerdem dürfte damit die Abwanderungsrate der Kunden sinken.”

Treiber des mVoIP-Wachstums

Zentrale weitere Treiber für das Wachstum des mobilen VoIP sind zudem die Tendenz zu Flatrate-Angeboten, sowie der Megatrend zur Integration verschiedenster Technologien. So ist mVoIP im Begriff, sich nahtlos einzufügen in Webseiten, Apps und Anwendungen, die sich zuvor gar nicht auf Telefonate fokussiert haben. Auch Online-Gaming-Webseiten oder Partnerbörsen erhöhen mit derartigen Angeboten die Nutzerfreundlichkeit.

Ein dritter Treiber sind die zusätzlichen smarten Funktionen, wie das Vertexten von Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. So kommen dringende Nachrichten, die auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wurden, trotz Meetings doch noch als Textnachricht zum Adressaten. Auch die Bedienung über gesprochene Befehle erhöht als weitere Annehmlichkeit das Nutzererlebnis.

Silicon-Redaktion

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