Zudem werden der Nutzen von Cloud Computing sowie die individuelle Cloud-Fitness bewertet. Zielgruppe der Studie sind Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Neben den Cloud-Einsatzgraden werden durch die Studienteilnehmer die Vorteile von Cloud-Lösungen sowie die individuelle Cloud-Fitness bewertet. Auf Basis dieser Daten ermöglicht der Cloud User Check interessierten Anwenderunternehmen den direkten Vergleich mit Unternehmen derselben Branche und Größenklasse.
Deutliche Steigerung in der Nutzenbewertung – auf weiter verhaltenem Niveau
Unter den 200 befragten Mittelständlern konnte eine spürbare Nutzenbewertung festgestellt werden. Während sich immer noch etwa 60 Prozent der Unternehmen vom Cloud-Computing-Einsatz nur geringe oder keine Vorteile versprechen, verzeichneten die Antwortkategorien “nützlich” bzw. “sehr nützlich” eine deutliche Zunahme im Vergleich zum zweiten Quartal 2011. Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen mit einer hohen Nutzenbewertung konnte bislang Erfahrungen in konkreten Cloud-Projekten sammeln. Die Nutzenbewertung wirkt hier häufig noch abstrakt und muss sich erst in Projekterfolgen bewähren. Die Vorzüge und Möglichkeiten des Cloud Computing sind unter diesen Unternehmen aber bereits verbreitet und alternative Sourcing-Konzepte werden von den IT- und Business-Entscheider in die IT-Strategie einbezogen. Vom Cloud-Einsatz versprechen sie sich – neben einer Erhöhung der Flexibilität – Kosteneinsparungen und eine Entlastung der IT-Ressourcen.
Gerade Letzteres wurde von den teilnehmenden Unternehmen im Vergleich zur ersten Befragungswelle verstärkt als Grund für eine positive Nutzenbewertung angeführt. Vor dem Hintergrund ständig neuer Anforderungen an die IT bei eingefrorenen oder sogar sinkenden Budgets wird Cloud Computing zu einer Option, die die Quadratur des Kreises verspricht. Die bedarfsgerechte Bereitstellung – etwa durch Private-Cloud-Lösungen – erhöht die Lebensdauer der eigenen Infrastrukturkomponenten und trägt zur Kostenminimierung bei, währenddessen sich die Flexibilität erhöht und sich die IT dynamisch an die Anforderungen des Unternehmens anpassen kann. Die damit verbundene Automatisierung der IT, möglicherweise mit der Ergänzung durch Public-Cloud-Lösungen, bietet der IT die Möglichkeit, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und die IT zur bestmöglichen Unterstützung der Geschäftsprozesse zu operationalisieren.
Unter den 62 Prozent der mittelständischen Unternehmen, die nur einen geringen oder keinen Nutzen im Einsatz von Cloud Computing sehen, befindet sich eine steigende Anzahl Unternehmen, die den Cloud-Einsatz evaluiert, jedoch aus verschiedenen Gründen abgelehnt haben. Der meistgenannte Grund für eine niedrige Nutzenbewertung ist weiterhin die Argumentation, dass derzeit kein Bedarf am Einsatz bestehe und die unternehmenseigene IT alle Bedürfnisse abdecke. Im Vergleich zum Vorquartal stieg die Zustimmungsrate zu dieser Begründung sogar leicht an. Deutlich häufiger als im Vorquartal wurden dagegen zwei andere Gründe angeführt, die für die Ansprechpartner als Show-Stopper eines Cloud-Einsatzes gelten: Versprochene bzw. erhoffte Kosteneinsparungsszenarien ließen sich nicht realisieren und Individualisierungen seien nur eingeschränkt möglich. Somit erfüllten die Lösungen – besonders im Software-Bereich – nicht die Anforderungen und fielen aus der Evaluation heraus. Besonders häufig führen Kostenaspekte bei Private-Cloud-Evaluationen zu Absagen. Dabei ist der interne Aufwand für die Implementierung ein entscheidender Faktor, beispielsweise Schulungskosten für IT-Mitarbeiter und lizenzrechtliche Fragen. Hier wirkt aber auch die Erkenntnis, dass vorhandene Infrastrukturkomponenten und laufende Systeme teilweise nur unter großen Mühen und nicht performant in ein internes Cloud-Bereitstellungsmodell eingebunden werden können.
Bedeutungssteigerung aller Cloud-Disziplinen
In der differenzierten Bewertung der Cloud-Disziplinen Software as a Service (SaaS), Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) ist ein Bedeutungszuwachs aller drei Disziplinen zu erkennen. Auffällig ist insbesondere die Annäherung von PaaS an die Nutzenbewertung der beiden anderen Cloud-Bereiche. Mit einer tieferen Durchdringung des Themas Cloud Computing erschließen sich die Teilnehmer auch den Bereich PaaS und erkennen die Bedeutung und den Mehrwert der Plattform-Services. Gerade vor dem Hintergrund des unter mittelständischen Unternehmen präferierten Private-Cloud-Bereitstellungsmodell kommt PaaS eine Schlüsselrolle zu, wie auch in der Integration externer Public-Cloud-Services. Beide Befragungswellen betrachtend, ist die Private Cloud das bevorzugte Einstiegsmodell, das spätestens mittelfristig durch Public-Cloud-Services zu einer hybriden Cloud weiterentwickelt werden soll. Über strategische Entscheidungen bei der Plattform-Auswahl werden bereits heute die Weichen für das Zusammenspiel beider Sphären gestellt.
Leichte Veränderungen in der Cloud-Fitness
Während sich die Bewertung des Cloud-Nutzens im Vergleich zum vorherigen Quartal deutlich gesteigert hat, waren in der Bewertung der Cloud-Fitness nur marginale Veränderungen zu konstatieren. Die vertiefte Auseinandersetzung mit Cloud Computing und erste Erfahrungen mit Cloud-Projekten zeigen sich insbesondere in einer deutlichen Zunahme des Anteils der sehr gut auf die Nutzung von Cloud vorbereiteten Unternehmen. Gleichzeitig ist die tiefere Auseinandersetzung mit der Cloud aber auch ein wichtiges Hemmnis für das weitere Wachstum dieser Kategorie. Einhergehend mit dem Cloud-Computing-Know-how steigt sowohl das Wissen um die Risiken von Cloud-Services als auch das Wissen um die Probleme der Einbindung und Orchestrierung.
Nach wie vor ist die fehlende Cloud Computing Awareness in der Geschäftsführung bzw. den Fachabteilungen der Hauptgrund für eine weniger gute oder schlechte Cloud-Fitness. Im Vergleich zum Referenzwert des Vorquartals zeigen insbesondere die Punkte Schnittstellen-Know-how und Erfahrungen mit Service-Level-Management die deutlichsten Zuwachsraten. Hier zeigt sich der Anspruch, Cloud-Modelle in die Unternehmensnetze einbinden zu wollen. Diese Fragen treiben speziell Unternehmen um, die sich intensiv mit Public-Cloud-Angeboten beschäftigen. Zwar versprechen diese einfachstes Deployment durch die Nutzung im Web-Browser, die Ansprechpartner möchten aber gerade den Datenaustausch zwischen den Unternehmensanwendungen intensivieren um nicht wieder silohaltige Systeme im Einsatz zu haben. Genannt wurden von den Teilnehmern häufig auch die unterschiedlichen Schnittstellen der Anbieter, die zur Hürde für die gewünschte Integration in eigene Infrastruktur als auch externe Cloud-Services werden. Die Teilnehmer verspüren hinsichtlich dieses Themas ein Gefühl des Vendor Lock-ins: die IT erarbeitet sich Kompetenzen in der Cloud-Integration eines Herstellers, dessen Modelle sich jedoch nicht ohne weiteres auf andere Anbieter übertragen lassen. Bei einer Ausweitung der Cloud-Nutzung tendieren die IT-Entscheider daher dazu, auch den neuen Need durch Angebote vom selbigen Anbieter abzudecken. Cloud-erfahrene Teilnehmer begrüßen daher mehrheitlich Projekte zur Definition offener Schnittstellen, erwarten aber nicht, dass diese sich flächendeckend durchsetzen.
Wichtigster Informationsbedarf im Bereich Security
Das Thema Sicherheit ist nach wie vor eines der drängendsten Themen in Bezug auf den Informationsbedarf der Mittelständler zum Thema Cloud. Unter der Oberkategorie tummeln sich allerdings verschiedene Unterpunkte, die individuell entscheidungskritisch für den Einsatz von Public-Cloud-Lösungen sein können. Am häufigsten genannt wurden der allgemeine Schutz der Daten und die Sicherheit vor einer unberechtigten Nutzung durch Dritte als auch durch den Anbieter selber. Dem folgen Bedenken um die Rechtssicherheit und die Verfügbarkeit der Datenhaltung – die sich speziell in der Frage nach dem Ort der Datenhaltung manifestiert. Während für wenige Ansprechpartner der Ort der Datenhaltung ganz und gar in der Wolke verschwinden kann, betont mehr als die Hälfte, dass ein deutsches Rechenzentrum bevorzugt würde. An diesem Punkt herrscht eine gehörige Portion Unsicherheit unter den Anwendern. Welche Daten die Unternehmens- oder deutschen Landesgrenzen verlassen dürfen, ist für viele der Befragten nicht transparent. Hier besteht ein Beratungsbedarf, den laut Teilnehmer-Aussage die etablierten Partner (z.B. Systemhäuser) meist nicht adressieren könnten.
Laut Ulrich Seibold, Geschäftsbereichsleiter Vertriebspartner bei HP, stehen die Partner in der Regel mitten im Prozess der Adaption von Cloud Computing. “Die steigende Nachfrage und noch stärker zunehmende Awareness belegen die Attraktivität des Cloud-Modells für den Mittelstand. Die Cloud verändert eben nicht nur die Nutzung von IT-Ressourcen in den Anwenderunternehmen, sondern erfordert eine Anpassung der Partner. Um das Interesse adressieren zu können, mussten sich viele Partner zunächst intensiv mit dem Modell auseinandersetzen und die eigene, zukünftige Rolle im Cloud-Paradigma bestimmen. Hier sind teilweise bereits enorme Investitionen getätigt worden”, so Seibold.
Die Bewegung innerhalb der Systemhäuser und IT-Dienstleister ist auch laut techconsult bereits deutlich spürbar. Teilweise sind diese Überlegungen aber noch perspektivisch und mittelfristig orientiert, da aktuell konkrete Orientierungspunkte fehlen. Während sich Cloud-Pioniere bereits einen Wettbewerbsvorsprung herausarbeiten konnten, vertrauen viele Unternehmen der bisherigen Taktik, sich an der grundlegenden Entwicklung der Branche zu orientieren.
Für die Partner ist die Definition der eigenen Cloud-Rolle und die Integration verständlicherweise ein evolutionärer Prozess, allerdings gehe mit einer abwartenden Haltung wichtige Zeit verloren. In der Zwischenzeit machen sich die Anwender selbst auf die Suche nach Informationen und Lösungen. An diesem Punkt konkurrieren die Systemhäuser nicht mehr nur mit lokalen Konkurrenten, sondern mit großen Cloud-Anbietern und überregionalen IT-Dienstleistern. Letztlich hat eine abwartende Haltung zweierlei Nachteile für die Partner: Ich setze mich dem Risiko aus, die Needs meines Kunden nicht mehr befriedigen zu können und mein (häufig) exklusives Verhältnis zu verlieren. Gleichermaßen verpasse ich die Möglichkeit, mein Geschäft weiterzuentwickeln und mit Cloud-Lösungen neue Kunden zu adressieren und/oder neue Geschäftsmodelle zu etablieren.
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