München: I mog Open Source
Die Stadt München verstärkt ihr Engagement für offene Standards und Open Source. Das Limux-Projekt liegt im Plan, im MOGDy-Projekt sammelte die Stadt Erfahrungen mit Open Data. Oberbürgermeister Christian Ude forderte in einem Brief an EU-Kommissarin Neelie Kroes offene Standards für ganz Europa.
LiMux ist das größte Linux-Projekt einer öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Ziel des Projektes ist es, bis Ende 2013 rund 80 Prozent der PC-Arbeitsplätze auf die quelloffene LiMux-Software zu migrieren. Nach aktuellen Angaben der Stadt kommt das Projekt schneller voran, als gedacht. Am 12. Dezember wurden mit einem PC-Arbeitsplatz im Tiefbauamt 9000 PC-Arbeitsplätze auf LiMux migriert.
Im Kreisverwaltungsreferat ziehe sich der Wechsel von Microsoft Office auf OpenOffice.org 3.2.1 noch in die Länge, hieß es. Hier sei die Abhängigkeit der Fachverfahren von Windows in einigen Fällen noch zu groß. Doch je mehr es gelinge, die Fachverfahren plattformoffen zu betreiben, sie abzulösen oder zu virtualiseren, desto eher würden auch die letzten Microsoft-Office-Suiten durch OpenOffice.org ersetzt. Im kommenden Jahr sollen die restlichen 3000 PC-Arbeitsplätze auf den LiMux-Client migriert werden.
Florian Maier, Leiter Entwicklung des LiMux-Basis-Clients, hatte silicon.de im August 2011 gesagt (siehe Video), dass die Drucker die meisten Probleme machten. Auch 2014 werde es noch Windows geben, da LiMux für manche Systeme keinen Sinn mache. Zudem betreibe die Stadt ein Windows-Projekt, das sich damit beschäftigt, die bestehende Windows-Infrastruktur auf Windows 7 zu heben. Die IT der Stadt München stelle sich auf den Kunden ein – etwa das Baureferat oder das Kreisverwaltungsreferat – und liefere ihm das, was ihm am meisten bringe. Der Beschluss des Stadtrats, auf offene Standards zu setzen, gelte freilich nach wie vor.
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Für offene Standards brach auch Oberbürgermeister Christian Ude Anfang Dezember in einem Brief an die EU-Kommissarin Neelie Kroes eine Lanze. Kroes ist für die Digitale Agenda der EU zuständig, so auch für das Thema ‘Interoperability and Standards‘.
Die Vielfalt der Dokumentenformate von Office-Paketen erschwere die Kommunikation zwischen den Behörden und gefährdet die langfristige Lesbarkeit von Unterlagen, heißt es in dem Schreiben. Offene Standards und quelloffene Software schafften hier Abhilfe. Kroes solle sich dafür einsetzen, dass in öffentlichen Einrichtungen in der EU die “ausschließliche Nutzung” offener Standards Pflicht werde. Die Aufforderungen einzelner EU-Behörden, ausschließlich Microsoft Office zu nutzen, seien dagegen für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Behörden hinderlich. Zudem sollten die öffentlichen Einrichtungen in der EU auch quelloffene Software einsetzen. Ude lud Kroes nach München ein, damit sie sich die Münchner Projekte ansehen könne.
Dazu könnte auch ein weiteres Projekt gehören: MOGDy. Die Abkürzung steht für ‘Munich Open Government Day’. Es handelte sich jedoch nicht um eine einmalige Aktion, sondern um eine Initiative, die vom 1. Dezember 2010 bis 30. Juni 2011 stattfand.
Das Projekt war in mehreren Stufen organisiert. Am 1. Dezember 2010 startete ein Ideenwettbewerb, bei dem auf einer Online-Plattform “Ideen für ein Digitales München” eingereicht werden konnten. In einer Bürgerveranstaltung am 21. und 22. Januar 2011 wurde die Liste der Ideen fertiggestellt und der Stadt übergeben. Die Bürgerveranstaltung war gleichzeitig der Auftakt für den Programmierwettbewerb ‘apps4cities’. Das Statistische Amt der Stadt gab Daten frei (“Open Data”), die für die Programmierung von Apps genutzt werden konnten. Im April 2011 wurden die besten Apps ausgezeichnet – darunter die App ‘TrafficSpot‘, die anzeigt, wo sich eine U-Bahn gerade befindet.
Wie mit LiMux, so sieht sich München auch mit MOGDy in einer Vorreiterrolle. Bislang habe keine andere Kommune in Deutschland einen Programmierwettbewerb mit offenen Daten und nach den Open-Data-Prinzipien durchgeführt, heißt es in einer Präsentation der Stadt. Keine andere Kommune habe den bewussten Versuch unternommen, eine Community mit den Bürgern aufzubauen und die Bürger mit Hilfe von Web-2.0-Technologien wie Adhocracy, Facebook oder Twitter in eGovernment-Planungen einbezogen.
Mittlerweile wurde der MOGDy-Abschlussbericht im Stadtrat vorgestellt. In der MOGDy-Community arbeiten rund 60 Mitglieder mit, die dafür den neuen MOGDy Server nutzen. Nach der Weihnachtspause sind neue Informationen zu erwarten, wie es mit MOGDy weitergeht.