Zukunftssorgen: Microsofts Thron wackelt
“Ein ausgereiftes Softwareunternehmen, dem es derzeit schwer fällt, sich für die Zukunft neu aufzustellen.” Mit diesen Worten beschreibt Andreas Zilch, Vorstand der Experton Group, die aktuelle Situation von Microsoft. Der Start des Konzerns in das Jahr 2012 scheint das zu bestätigen. Vor allem die Meldung von geplanten Stellenstreichungen lässt aufhorchen.
So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen, dass Microsoft mehrere hundert Mitarbeiter entlassen können. Damit soll die Marketingabteilung optimiert werden, die nach Meinung von Microsoft-CEO Steve Ballmer keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert.
Er sei der Überzeugung, dass hier die Milliarden, die Microsoft jährlich für Marketing ausgibt, nicht genügend Früchte tragen, heißt es in dem Bericht. Erste Maßnahmen könnten nach Informationen der Bloomberg-Quellen innerhalb der nächsten 30 Tage angekündigt werden. Noch seien die Pläne aber nicht final und könnten jederzeit geändert werden.
Unternehmen wie Amazon, Apple oder Google setzen Microsoft inzwischen auch im Bereich der Business-Kunden zunehmend unter Druck. In dieser Woche sicherte sich Google ein großes Abkommen mit der spanischen Bank BBVA: 110.000 Mitarbeiter werden dort künftig mit Google Apps arbeiten. Für Apple erwartet Forrester Research in diesem Jahr 10 Milliarden Dollar Umsatz mit Hardwareverkäufen an Unternehmen. Noch bis vor einigen Jahren spielte Apple in diesem Bereich so gut wie keine Rolle.
Windows Phone prophezeien Experten dagegen eine vielversprechende Zukunft. Der US-Finanzdienstleister Morgan Stanley erwartet laut Wall Street Journal, dass Nokia im laufenden Jahr 37 Millionen Windows Phones verkaufen wird. Diese Prognose bezieht sich ausschließlich auf die neuesten Nokia-Modell, wie zum Beispiel das Lumia 900.
Gleichzeitig hat Microsoft diese Woche vor Analysten beim JP Morgan Tech Forum am Rande der CES vor sinkenden PC-Absätzen gewarnt. “Wir werden sehen, dass die Zahl weiter zurückgeht, da sich die Folgen der Flut in Thailand stärker auswirken als erwartet”, sagte Bill Koefoed, General Manager des Bereichs Investor Relations bei Microsoft. “Die Lieferkette erholt sich schneller als erwartet, aber es hat Auswirkungen auf den PC-Markt.” Generell sieht der Softwarekonzern eine Verbindung zwischen der Entwicklung des PC-Markts und dem Wachstum seiner Windows-Sparte.
Diese Einschätzung teilt auch Experton-Experte Zilch. “Das wichtigste Standbein des Microsoft-Geschäftsmodells ist auf den PC als Kernplattform fokussiert, und genau hier bricht die Kundenbasis durch Smartphones und Tablets weg.” Nach Angaben des Analysten haben derzeit 70 des Umsatzes mit Windows sowie den entsprechenden Servern und Tools zu tun. Allerdings tue sich Microsoft schwer, sich in der Windows-Kundenbasis weiterhin zu behaupten. Konkret sieht Zilch den Konzern in den nächsten zwei bis fünf Jahren vor großen Herausforderungen.
Für Unternehmenskunden hat er in dieser Situation einen klaren Rat: “IT-Verantwortlich müssen nun herausfinden, wie Microsofts Produkte, Roadmaps und Strategien in die derzeitige und zukünftige Umgebung passen und dementsprechende Deals mit dem Anbieter einfädeln; wichtig dabei ist, dass die vereinbarten Kauf- und Nutzungsquoten nicht überschritten werden.”