Das Verhalten sei “ultradreist”, erklärt etwa Thilo Weichert, der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein gegenüber der FAZ. Dieser Schritt stehe zudem laut Weichert in absolutem Widerspruch zu den “Zusicherungen, die der Konzern dem irischen Datenschutz gegenüber gemacht hat”.
So habe Facebook damals zugestimmt, bei jeder Veränderung von Profileinstellungen die Einwilligung der Nutzer einzuholen, beton Weichert. “Jetzt wird die Timeline allen aufgezwungen.” Doch weder der irische Data Protection Commissioner (DPC) noch Facebook teilen mit, ob das von Weichert genannte Zugeständnis tatsächlich Gegenstand der Abmachung war.
Hamburgs Datenschutzbeauftragter, Johannes Caspar, stößt sich bei dieser Profilumstellung daran, “dass der Nutzer angeregt oder angeleitet wird, aus seiner Vita Daten preiszugeben, die er zuvor nicht preisgegeben hätte”.
Und Caspar macht klar, dass Facebook-Nutzer sich der Risiken bewusst sein sollten, die mit diesem interaktiven Lebenslauf einhergingen. “Es muss klar sein, dass noch deutlicher wird, welche Vorlieben, Eigenheiten, Freunde und Kontakte der Nutzer hat”, so Caspar gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen werde das zum Problem, wenn sie aufgrund von sozialem Druck immer mehr Daten ins Netz stellten.
Facebook hatte erst jüngst bekannt gegeben, dass es in den kommenden Wochen Timeline für alle Nutzer ausrollen wird. Diese haben sieben Tage Zeit, das Profil zu sichten, bevor es veröffentlicht wird. Durch die Umstellung macht die neue Chronik alles sichtbar, was ein Nutzer jemals im Social Network verfügbar gemacht hat. Einträge lassen sich aber auch im Nachhinein als nicht sichtbar kennzeichnen oder löschen.
Ende Dezember hatte sich Facebook auf Druck des irischen Datenschutzbeauftragten bereit erklärt, seinen Dienst in Europa zu überarbeiten. Die Europazentrale des Social Network befindet sich in Dublin, weshalb der DPC auch die zuständige Datenschutzbehörde ist. Alle Änderungen sollen in den kommenden sechs Monaten umgesetzt werden. Die Fortschritte werden vom DPC geprüft. Im Juli 2012 findet eine neuerliche Untersuchung statt.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch formelle Beschwerden des österreichischen Jurastudenten Max Schrems. Der hatte im Juni auf Nachfrage eine CD von Facebook erhalten, die persönliche Daten über ihn aus einem Zeitraum von drei Jahren enthielt. Der DPC warf Facebook daraufhin vor, von Nutzern und auch Nichtmitgliedern ohne deren Wissen Schattenprofile anzulegen.
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