Die ‘Turing-Maschine’ ist noch heute eine wichtige Grundlage für Untersuchungen in der theoretischen Informatik und der 1950 von ihm zur Beantwortung der Frage ‘Können Maschinen denken? vorgeschlagene ‘Turing-Test’ stimulierte die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

Turing wurde 1912 in London geboren. Von 1931 bis 1934 studierte er am King’s College in Cambridge Mathematik und wurde dort 1935 zum ‘Fellow’ gewählt. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in der ‘Government Code and Cypher School’ in Bletchley Park und entwickelte Verfahren zur Dechiffrierung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche.

Nach dem Ende des Kriegs wandte sich Turing der Computerentwicklung zu und war am National Physical Laboratory in Teddington (1945/47), wo er das Konzept der ‘Automatic Computing Engine’ (ACE) entwarf und als stellvertretender Direktor des ‘Computing Laboratory’ an der Universität Manchester (ab 1948) arbeitete.

1952 wurde Alan Turing wegen Homosexualität zu einer einjährigen Hormonbehandlung mit Östrogen verurteilt. Ein Jahr nach Ende der Behandlung, am 7. Juni 1954, tötete er sich offensichtlich mit einem vergifteten Apfel.

Im Jahr 2009 bedauerte der britische Premierminister Gordon Brown im Namen der britischen Regierung die Verfolgung Turings und würdigte seinen außerordentlichen Beitrag. US-Präsident Barack Obama stellte bei seinem Staatsbesuch im Mai 2011 in London Turing in eine Reihe mit Newton, Darwin und Einstein.

Die Ausstellung ‘Genial & Geheim – Alan Turing in 10 Etappen’ stellt bis zum 16. Dezember Turings Leistungen in monatlich wechselnden Themen vor. Start war am 11. Januar mit dem Bereich ‘Enigma und die Atlantikschlacht’. Hauptattraktion ist das Originalmodell eines Unterseeboots aus dem Film ‘Das Boot’, mit dem vor allem die Unterwasseraufnahmen gefilmt wurden. Aber auch eine 4-Walzen-Enigma und Funkgeräte des Zweiten Weltkriegs sind zu sehen. Die weiteren Themen werden ebenfalls einen Monat lang gezeigt.

Zeitraum
Thema
Gegenstand
11.1.-12.2. Enigma und die Atlantikschlacht Enigma, U-Boot-Modell, Funkgeräte
15.2.-11.3. Die Codebrecher von Bletchley Park Enigma, Bombe-Drum, Walzenmodell
14.3.-8.4. Der Turing-Test Hirnmodell, Turing-Test-Terminal
11.4.-6.5. Von Turochamp bis Deep Blue Deep Blue Board, Turing Engine
9.5.-8.7. Die Geschichte der intelligenten Maschinen RoboThespian
28.7.-26.8. Die Turing-Maschine Funktionsmodell, Historische Turing-Maschine
29.8.-23.9. Musterbildung in der Natur “Interactive Plant Growing”
26.9.-21.10. Der ACE-Computer Laufzeitspeicher UNIVAC, ACE
24.10.-18.11. Liebesbriefe vom Automaten Installation von David Link
21.11.-16.12. Tragödie und Nachruhm Turing-Award

“Nur durch das mehrteilige Ausstellungsformat war es uns möglich, bedeutende Leihgaben aus dem In- und Ausland wie vom US-Geheimdienst NSA, aus Bletchley Park, von IBM und der Deutschen Marine zu bekommen”, sagt HNF-Geschäftsführer und Projektleiter Norbert Ryska.

‘Genial & Geheim’ ist ein Teil der vielfältiger internationalen Aktivitäten zum Turing-Jahr 2012. Während Turing in Deutschland noch relativ unbekannt ist, wird er auch in Israel, Brasilien, Russland und vielen anderen Ländern gewürdigt. Die Ausstellung im Heinz Nixdorf MuseumsForum ist die einzige neben der im Science Museum London. Ansonsten werden sich vor allem Tagungen und Kongresse Turing widmen – auch Veranstaltungen der Gesellschaft für Informatik. Aber auch Hollywood hat die faszinierende Persönlichkeit entdeckt: Noch in diesem Jahr soll ein Film mit Leonardo DiCaprio als Alan Turing auf die Leinwand kommen.

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Silicon-Redaktion

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