Wolfgang Ischinger, der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz leitete die Expertenrunde. Foto: Kai Mörk

“Ich befürchte, dass einige von ihnen zu Cyber-Terroristen werden könnten”, sagte Kaspersky mit Blick auf die Angreifer. “Im Internet gibt es keine Entfernungen und keine Zeit. Jemand in Lateinamerika oder Asien drückt einen Knopf und ein paar Sekunden später spüren wir das hier.”


Eugene Kaspersky. Foto: Kai Mörk

Er und andere Experten verwiesen einmal mehr auf das Beispiel des Stuxnet-Virus, der im Herbst 2010 iranische Atomanlagen befallen hatte. Hier habe jemand eine Cyber-Waffe benutzt, um eine physische Zerstörung herbeizuführen. Wertet eine andere Nation dies als Angriff auf kritische Infrastruktur, könnte daraus ein so genannter Cyberwar entstehen. Ein Virus als Waffe könnte sich in Windeseile verteilen, warnt der russische Virenspezialist Kaspersky bereits seit Jahren. Energieversorgung, Banken, Flughäfen – alles könnte nach und nach lahm gelegt werden.

EU-Kommissarin Neelie Kroes sprach sich in München für ein abgestimmtes Vorgehen gegen Internetkriminelle aus. Noch in diesem Jahr will die EU eine eigene Strategie verabschieden, zu der unter anderem eine “schnelle Eingreiftruppe” gehören soll. Nach den Worten von Kroes verursacht Cyber-Kriminalität weltweit pro Jahr Schänden in Höhe von einer Billion US-Dollar.

Für Deutschland schätzt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den jährlichen Schaden auf 50 Milliarden Euro. Pro Tag werden den Angaben zufolge in Deutschland 20.000 Webseiten mit neuen Schadprogrammen infiziert. Auf deutsche Regierungsnetze zählt das BSI pro Tag rund 1000 Cyber-Attacken.


Michael V. Hayden. Foto: Kai Mörk

Eine weitere Forderung der Experten ist, die staatlichen Grenzen zur Strafverfolgung aufzuheben. Derzeit sei das “eher Traum als Realität”, so Kaspersky. Die traditionelle Abschreckung habe ihren Wert verloren, ergänzte der ehemalige CIA- und NSA-Chef Michael Hayden, wegen der Anonymität im Netz könnten die Staaten nicht mehr auf dieses Mittel zurückgreifen.

Vom italienischen Verteidigungsminister Giampaolo di Paola kam die Idee, das Internet stark zu regulieren. “Wir sind verpflichtet, das Internet zu regulieren, damit es allen frei zur Verfügung steht.” Allerdings sollte dies mit Augenmaß geschehen. Denn die Globalisierung hätte nicht stattgefunden ohne den Cyberspace. Auch habe das Internet Auswirkung auf demokratische Entwicklungen und Umbrüche wie in der arabischen Welt.

Silicon-Redaktion

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  • Regulierung - Demokratie in Arabien
    ich werde den Eindruck nicht los, dass hinter Regulierungsbestrebungen im Westen, wenn mal nicht die Entertainmentindustrie, vielleicht Regierende stecken, denen dämmert, dass das Volk die Demokratiedefizite irgendwann nicht mehr dulden will - z.B. wenn das Parlament Entscheidungsbefugnisse freiwillig aus der Hand gibt

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