Das steckt hinter AMDs neuer Strategie


AMD-CTO Mark Papermaster auf dem Analystentag des Unternehmens. Bild: David Feugey/Silicon.fr.

AMD hat sich nach seiner Restrukturierung zwei technologische Standbeine geschaffen: APUs und den Eintritt der Firma in den Markt für System-on-a-Chip (SoC), mit denen der Weg für eine Zusammenarbeit mit ARM frei wird.

APUs seien weitaus mehr als CPU und GPU in einem Bauteil, sagt CTO Mark Papermaster. Es handle sich vielmehr um eine echte Konvergenz der beiden bisher nebeneinander existierenden Technologien.

Eine neue Vorgehensweise für SoC

Das zweite Technologieprojekt, das Papermaster bei AMD am Herzen liegt, ist die Weiterentwicklung von SoC (System on Chip). Wie CEO Rory Read angekündigt hat, plant die Firma All-in-One-Komponenten auch unter Zuhilfenahme von Technologien Dritter zu entwickeln. Eine dafür erarbeitete Methodik soll zunächst diesen Schritt in feste Formen und Prozesse gießen, dann in dem Unternehmen aber auch breiter Anwendung finden.

“Wir brauchten einen effizienten Weg, um unser geistiges Eigentum besser zu nutzen”, so der CTO. Den habe man nun gefunden. Er erlaube es, die für das Design eines neuen Produkts erforderliche Zeit zu verkürzen, flexiblere Bauteile einzusetzen und sie besser an die Anforderungen von Teilmärkten anzupassen. Mit der neuen, modulareren Vorgehensweise, die bei allen Produktfamilien Anwendung finden soll, hofft man auch dynamischer zu werden.

Unter anderem auf diese neue Dynamik gründet CFO Thomas Seifert seine optimistischen Prognosen für 2012: Sowohl mit dem Verkauf von GPUs als auch mit dem von CPUs plant er im laufenden Jahr jeweils fünf Prozent mehr zu verdienen. Seiferts Aufgabe wird dadurch etwas leichter, dass AMD 2011 trotz Verlusten im vierten Quartal insgesamt mit schwarzen Zahlen abgeschlossen hat.

Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der gewaltigen Restrukturierungsmaßnahmen und dem wirtschaftlich insgesamt schwierigen Umfeld für Halbleiterhersteller als Erfolg zu werten. Zwar gingen Umsatz und Gewinn zurück, die Erwartungen der Analysten konnte man aber sogar leicht übertreffen. Das Geschäftsjahr 2011 schloss AMD mit einem Gewinn von 368 Millionen Dollar bei Einnahmen von 6,57 Milliarden Dollar ab. Gegenüber dem Vorjahr wuchs der Umsatz um 1,2 Prozent, der Profit schrumpfte jedoch um 57 Prozent.

APUs als Wachstumsmotor

AMDs Marktanteil bei Servern, einst die größte Stütze des Unternehmens, sind allerdings deutlich eingebrochen. “Wir haben im Servermarkt einige Gelegenheiten verpasst”, räumte Seifert gegenüber den Analysten ein. Er gibt zudem zu, dass einige Kunden bei Opterons mit Bulldozer-Kern (den Produktfamilien Valencia und Interlagos) sehr zurückhaltend gewesen seien. 2012 plant Seifert diese Scharte mit einem außergewöhnlichen Wachstum im Notebook-Segment auszuwetzen. Maßgeblich dazu sollen die Brazos-APUs der nächsten Generation beitragen.

Lisa Su, General Manager Global Business Units bei AMD, sieht es sogar als “Mission” des Unternehmens, im Mobilmarkt zu wachsen. Ihrer Ansicht nach rekrutiert sich die nächste Milliarde der Computernutzer hauptsächlich aus den Schwellenländern, dem Mobilmarkt und durch die neuen Möglichkeiten, die eingebettete Systeme bieten.

In Hinblick auf die Performance der AMD-Produkte, gibt sich Su pragmatisch. Die Mehrheit der Anwender sei ohnehin mit Produkten im mittleren Leistungsbereich zufriedenzustellen. Ganz auf das Segment verlassen will man sich dennoch nicht, auch im neuen Produktportfolio finden sich Flaggschiffe wie die Grafikkarte Radon HD 7970, die AMD mit 3,8 Teraflops bewirbt. “Wir sind nicht überall die besten, aber wir bleiben es in einigen speziellen Bereichen”, sagt Su dazu.

Die Grafikkomponenten sind einer der Bereiche, in denen AMD glänzen will. Schließlich stehen sie inzwischen im Zentrum aller Produktlinien. Von ihrer Weiterentwicklung sollen auch die APUs profitieren. Su verspricht, dass die Leistung der in ihnen verbauten Grafikkomponenten 2013 die Teraflops-Grenze überschreiten wird.

Mit den im 40-Nanometer-Verfahren gefertigten APUs, zielt AMD auf den bei allen Herstellern Begehrlichkeiten weckenden, rasch wachsenden Mobilmarkt. Erfolgreich sein will AMD mit Brazos 2.0 und Trinity. Die neue Brazos-Generation kommt in drei Ausprägungen, mit 18 Watt TDP (E-Series), 9 Watt (C-Series) und 4,5 Watt (Hondo). Mit Hondo sollen Tablets erobert werden, wo bisher ARM-basierende Chips wie die Tegra-Serie von Nvidia das Sagen haben.

Die 32-Nanometer-Trinity-APU ist der Nachfolger von AMDs Llano und kombiniert erstmals Bulldozer-Cores mit einer Grafikeinheit. Die Mobilversion soll im günstigsten Fall nicht mehr als 17 Watt TDP aufweisen. Damit hofft AMD, Intels Ultrabook-Konzept zu kontern. Sie sollen zur Jahresmitte in ersten Geräten verbaut sein. Der Hondo-Chip mit 4,5 Watt TDP ist für Windows-8-Tablets vorgesehen.

Auch hinsichtlich der nur zögerlich im Markt ankommenden neuen Generation der Opteron-Server-CPUs bleibt Su zuversichtlich: “Es ist eine neue Architektur, die eben eine gewisse Zeit braucht, um ihren Markt zu finden. Wir machen aber Fortschritte mit dem Produkt.” Als Beleg für das dennoch vorhandene Potenzial führte sie an, dass AMD mit Opteron-CPUs in 32 Prozent der weltweit 50 leistungsfähigsten Supercomputer vertreten ist.

Lesen Sie auch den ersten Teil unseres Hintergrundartikels zum Analystentag bei AMD: CEO Rory Read: AMD hat sich gewandelt.

Silicon-Redaktion

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