IBM Docs – der Kampf der Giganten geht weiter

Auf der Lotusphere 2012 präsentierte IBM die nächste Iteration der IBM Docs, früher auch als Lotus Symphony bekannt, die als Beta-Version den Unternehmen bereit steht. Im zweiten Kalenderhalbjahr 2012 soll der Service dann kommerziell zur Verfügung stehen.

Zwar gibt IBM an, dass IBM Docs nicht auf OpenOffice oder Symphony aufgebaut ist, sondern von Grund auf neu gebaut wurde. Allerdings zielt dieser Cloud-basierte Service von “sozialen” Dokumenteneditoren, der eine Reihe von Büro-Produktivitätsanwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationstools umfasst, auf die Anforderungsbereiche ab, die sich mit Symphony nie umfassend am Markt etablieren konnten. IBM Docs wurde entwickelt, um Teams bei der gemeinsamen Nutzung von Dateien zu helfen, effektiv zusammenzuarbeiten und die Produktivität des einzelnen Mitarbeiters, der Teams und des Unternehmens zu steigern. Wie kein anderer etablierter Anbieter positioniert sich IBM über das Thema “Social Business” und stellt die Interaktion von Menschen in den Mittelpunkt der Arbeitswelt, welche durch Dokumente unterstützt, aber nicht geprägt wird. Allerdings ist sich auch IBM der Bedeutung der Dokumente durchaus bewusst. Und so wurden neue Bearbeitungsoptionen, wie exemplarisch das auszugsweise Teilen von Dokumenteninhalten oder die Limitierung von Zugriffs- und Nutzungsrechten über Sicherheitsstufen berücksichtigt. Diese innovativen Ansätze, die den “sozialen Gedanken” auch auf eine neue Ebene führen, können als Alleinstellungsmerkmal überzeugend wirken. Während sich Microsoft in seinen aktuellen Office-Versionen – auch historisch bedingt – auf Dokumente fokussiert, wird das Thema “Social” eher nur am Rande berücksichtigt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch Microsoft mit der kommenden Produktgeneration stärker auf das Thema setzen wird – und muss.

Einschätzungen & Empfehlungen

Es ist zwar davon auszugehen, dass das Ringen um Marktanteile zwischen IBM und Microsoft mit den Protagonisten “Office 365” und “IBM Docs” nicht die Ausmaße annehmen wird, wie der Kampf um den Desktop in den frühen 1990er Jahren, jedoch ist der Markt für die Giganten der IT-Industrie mehr als interessant. Auf der einen Seite steht er für direkte Umsätze: Der SaaS-Markt in Deutschland wächst nach Schätzungen der Experton Group auf über 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2013. Eine besonders starke Nachfrage herrscht an Kommunikations-, Kollaborations- und E-Mail-Lösungen. Also Angebote, die die Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter, bei gleichzeitiger Reduktion der IT-Infrastruktur im Unternehmen, adressieren. Anderseits können über diese Einflugschneise weitere Produkte und Services verkauft werden.


Grafik: Experton Group

Die Evolution der Cloud hat in den letzten Jahren zu einem Wandel der Arbeitswelt sowie der Bereitstellung von Produktivitätslösungen geführt. Das Bearbeiten von Dokumenten über das Internet zählt sicherlich zu den prominentesten und plastischsten Facetten. Zuerst kam mit viel Wirbel und medialer Aufmerksamkeit Google Docs, dann kam Microsoft Office 365 und jetzt hat auch IBM eine neue kollaborative “Bürosoftware” angekündigt und will Google und Microsoft entgegenwirken.

Dabei unterscheiden sich die Angebote der Konkurrenten deutlich: Wenn es um den puren Funktionsumfang geht, ist Microsoft Office 365 reich bestückt. Es wird auch viel mehr geboten als nur eine klassische Office-Suite – respektive Kollaborationslösung. Microsoft bringt mit Office 365 viele Dienste – wie exemplarisch Lync – zusammen und ermöglicht so ein weitgehend umfassendes Kommunikations- und Kollaborationsszenario für Anwender. Die Lösung verfügt über umfassende Funktionen zum Erstellen von Präsentation, Managen von Zeitplänen, Layouts und einige Community-Tools, die das gemeinsame Erstellen, Betrachten und Bearbeiten von Dokumenten ermöglichen. Google bietet eine “quick and dirty”-Lösung, um Texte & Co. zu bearbeiten, allerdings nicht in Umfang und Qualität, wie dies mit Office 365 möglich ist. Hingegen bietet Google eine einfache Benutzeroberfläche, die dem Anwender einen schnellen Zugriff über den Browser ermöglicht und auf die auch von jedem Browser aus zugegriffen werden kann – Office 365 hingegen funktioniert nicht auf Google Chrome.

IBM Docs bietet unterschiedliche Betrachtungs- und Nutzungsoptionen oder die Verknüpfung von Tags mit Dateien. Das Layout oder die Benutzeroberfläche sind durch den Anwender anpassbar und bieten eine Kommentarsektion, die es den Teilnehmern ermöglicht, gleichzeitig zu interagieren. Darüber hinaus hat es die Funktion der Zuweisung einer Aufgabe an verschiedene Mitglieder in einem Team.

Entscheidern in Anwenderunternehmen, die Office-, Kommunikations- und/oder Kollaborationslösungen einsetzen, wird empfohlen, sich mit den unterschiedlichen Angeboten von Microsoft, Google, IBM – aber auch Cisco – kritisch auseinanderzusetzen. Hierzu gilt es, die Unterschiede der Angebote hinsichtlich Funktionen, Kosten und rechtlichen Rahmenparametern abzuklopfen.

Herausforderung im Rahmen der Beschaffung wird es sein, die tatsächlichen Bedarfe und Anwendungsmuster im Unternehmen zu identifizieren und zu bewerten. Hierzu sollte eine fachabteilungsübergreifende Validierung angestrebt werden. In einem zweiten Schritt geht es darum, auf Basis der bestehenden Rahmenparameter eine Roadmap zu entwickeln. Hierbei müssen bestehende Lizenzen bewertet, Restlaufzeiten von Verträgen berücksichtigt und Meilensteine definiert werden. Kostenbetrachtungen und Szenarien sollten auf unterschiedlichen Laufzeiten beruhen.

Silicon-Redaktion

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