In den USA erhalten die Kritiker der Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern Aufwind. Die neue Debatte wurde durch die New York Times angefacht, die unter anderem den Artikel ‘In China, Human Costs Are Built Into an iPad‘ veröffentlichte. Zur gleichen Zeit gab Apple bekannt, den Quartalsgewinn auf 13 Milliarden Dollar verdoppelt zu haben und jetzt über eine Barreserve von 100 Milliarden Dollar zu verfügen.

Die Bürgerrechtler von Change.org, SumOfUs.org und ‘Students and Scholars Against Corporate Misbehavior’ weisen jedoch darauf hin, dass Apple diese Ergebnisse nicht nur unbestrittenen Innovationen verdankt, sondern auch den besonderen Bedingungen, unter denen die Innovationen in Produkte verwandelt werden.

“Einige Arbeiter haben mir erzählt, dass Fehler in den Produkten entdeckt wurden”, sagte so Debby Chan von ‘Students and Scholars Against Corporate Misbehavior’ im Interview mit silicon.de-Kolumnist Achim Killer gegenüber dem Deutschlandfunk. “Dann mussten alle Arbeiter aus der betroffenen Gruppe zwei Stunden lang Zitate des Konzernchefs Terry Gou abschreiben. Natürlich wurden ihnen diese Zeit nicht bezahlt.”

Apple-CEO Tim Cook hatte sich im Januar gegen Behauptungen gewehrt, Apple toleriere diese Zustände im Interesse der Gewinnspanne: “Wir sorgen uns um jeden Mitarbeiter in unserer weltweiten Lieferkette”, schrieb Cook seinen Angestellten. “Jeder Unfall ist zutiefst betrüblich, und jedes Problem mit Arbeitsbedingungen ist ein Anlass zu Besorgnis.” Jede Andeutung, sein Unternehmen kümmere sich nicht, sei falsch und beleidigend.

Mitte Januar hatte der Hersteller den ‘Supplier Responsibility 2012 Progress Report’ (PDF) vorgelegt. Daraus geht hervor, dass sich seit Anfang 2010 mindestens 16 Mitarbeiter in der Fabrik Shenzhen des Zulieferers Foxconn das Leben genommen haben. Dort sind mehrere Hunderttausend Menschen beschäftigt. Die Fälle von Kinderarbeit seien “deutlich reduziert”. Insgesamt meldet Apple sechs aktuelle Fälle und 13 vergangene Fälle von Kinderarbeit bei Komponentenherstellern.

Der Bericht zeigt auch, dass sich Apple-Lieferanten nur zu 38 Prozent an die maximal erlaubte Wochenarbeitszeit von 60 Stunden halten. 14 Fabriken verstießen gegen Umweltstandards und bei 58 Betrieben wurde der Ausstoß gasförmiger Schadstoffe nicht überwacht. Apple trat zudem der Fair Labor Association (FLA) bei, die künftig unabhängige Kontrollen bei Apple-Lieferanten durchführen wird. Mehr Transparenz wolle man auch in Form einer zweiseitigen Liste der Lieferanten (PDF) bieten.

Den US-Bürgerrechtlern gehen diese Schritte nicht weit genug. In San Francisco und New York marschierten Vertreter der Organisation direkt in Apple Stores. In San Francisco war auf einem Plakat ein fiktiver Dialog zwischen einem Foxconn-Mitarbeiter und Apple-CEO Tim Cook im Stil einer iPhone-SMS zu sehen. Der Arbeiter wünschte sich darin ein “ethisches iPhone 5”.



Auch in Deutschland war es zu einer entsprechenden Aktion gekommen. Am 6. Februar besetzten Aktivisten unter dem Motto ‘Occupy Hamburg‘ für kurze Zeit den Hamburger Apple Store. Einige ketteten sich am Geländer der Ladentreppe fest, andere verteilten Flugblätter. In Anlehnung an die Initiative ‘Occupy Wall Street’ wurde ein Zelt aufgeschlagen. Das Geschäft am Jungfernstieg schloss vorzeitig.

Silicon-Redaktion

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