Wie schnell sind die aktuellen Browser?
Der Google-Browser Chrome erobert nicht nur schnell Marktanteile, sondern ist derzeit unter Windows auch der schnellste Browser. Doch der ebenfalls quelloffene Konkurrent Firefox holt deutlich auf.
Der Konkurrenzkampf zwischen Chrome und Firefox kommt vor allem dem Anwender zugute. Inzwischen arbeitet die Mozilla Foundation mit Hochdruck an neuen Features, verbesserter Performance und gießt diese alles sechs Wochen in ein neues Release.
Ähnlich konzentriert ist man offenbar bei Google am Werk. Chrome wird ähnlich schnell weiterentwickelt hat aber, wie in unserem aktuellen Browser-Benchmark zu sehen ist, noch immer einen Performance-Vorsprung vor dem Firefox.
Die Performance eines Browser nicht nur etwas für Nerds und Spezialisten. Das hat inzwischen auch Microsoft erkannt. Mit dem Internet Explorer 9 hat Microsoft nun einen Browser vorgestellt, der sich in Sachen Leistung durchaus mit den beiden Konkurrenten Chrome und Firefox. Nicht nur das: Der IE 9 ist auch zu modernen Web-Standards für Microsoft-Verhältnisse sehr kompatibel. Das ist auch zwingend nötig: Denn der Rückgang der IE-Nutzer dürfte zum großen Teil an der mangelnden Performance und der ausbaufähigen Kompatibilität der Vorgängerversionen gelegen haben.
Apple bietet mit Safari ebenfalls einen leistungsstarken Browser. Allerdings hat man in letzter Zeit kaum Performance-Verbesserungen registrieren können. Dabei stellt das Webkit-Grundgerüst eine gute Basis dar. Nicht umsonst verwendet auch Google diese Technik. Inzwischen hat Apple Safari 5.1.4 an Entwickler ausgeliefert und verspricht eine deutliche verbesserte JavaScript-Leistung. Mit von der Partie in diesem Performancetest ist auch Opera, der sich nach wie vor einer treuen Anhängerschaft erfreut. In Sachen Marktanteile kann der Browser aus Norwegen mit der Konkurrenz jedoch nicht mithalten.
Durch die gestiegenen Anforderungen moderner Website rückt die Performance der Browser in den Vordergrund. Wer immer noch glaubt, dass nur die Zugangsgeschwindigkeit seiner Internetanbindung für die Web-Performance ausschlaggebend ist, täuscht sich gewaltig. Denn die wesentlichen Teile von AJAX-Anwendungen laufen auf dem lokalen Endgerät ab. Bei gleicher Hardwareausstattung ist somit der Browser für die Ausführungsgeschwindigkeit entscheidend.
Für AJAX-basierte Unternehmensanwendungen gilt dies natürlich erst recht, da der Code nicht erst aus dem Internet geladen werden muss. In Unternehmen, die auf solche Lösungen setzen, kann die Performance des Browsers die Produktivität der Mitarbeiter unmittelbar beeinflussen. Moderne Content-Management-Systeme lassen schnell die Spreu vom Weizen trennen.
Die Leistungsfähigkeit der Browser in Sachen JavaScript untersucht ZDNet anhand folgender Benchmarks:
Kraken 1.1
SunSpider JavaScript
Futuremark Peacekeeper
Google V8 Version 6
Zudem wird mit dem HTML5-Test die Kompatibilität in Sachen Zukunftstauglichkei überprüft. Den ACID-Test bestehen inzwischen sämtliche Testkandidaten zu 100 Prozent. Um einen Blick in die Zukunft zu werfen, wurden für diesen Vergleich auch Testversionen der Browserhersteller berücksichtigt.
Die Gesamtbewertung speist sich aus den Einzeltests Kraken, Peacekeeper, SunSpider und V8. Für eine faire Gewichtung haben wir dem schnellsten Browser in den Benchmarkeinzeltests 100 Punkte gegeben. Die anderen Kandidaten erhalten eine ihrem Abstand zum Führenden entsprechende Bewertung. Für das Gesamtergebnis wurden die Benchmarks gleich gewichtet.
Chrome ist unter Windows insgesamt der schnellste. Der zweite Platz geht eindeutig an Firefox, der dem Google-Browser immer näher kommt. Opera, Internet Explorer und Safari folgen mit deutlichem Abstand.
Von den offiziell freigegebenen Browser-Versionen ist Chrome unter Mac OS insgesamt am schnellsten. Safari 5.1.3 arbeitet am langsamsten. Die Fans des Apple-Browsers dürfen sich aber freuen. Die Beta 5.1.4 zeigt, dass Apple die JavaScript-Engine stark verbessert hat, sodass der Browser die Spitze übernimmt.
Mozilla hat den JavaScript Garbage Collector weiter verbessert. Die Technik sorgt dafür, dass nicht genutzter JavaScript-Code aus dem Speicher geräumt wird. Während dies bei der Vorgängerversion noch nicht so recht funktionieren wollte, zeigt Mozilla mit Firefox 10, 11 und 12, wie die Technik arbeitet. Trotzdem ist der Speicherverbrauch während des Tests bei den Firefox-Versionen noch immer am höchsten. Allerdings liegt der für Firefox 10.0.1 gemessene Verbrauch von 431 MByte deutlich unter den Werten der Vorgängerversionen, die teilweise bis zu 700 MByte Speicher bei diesem Test benötigt haben. Firefox 11 und 12 lassen die Beanspruchung des Speichers weiter sinken. Chrome macht bei diesem Test insgesamt die beste Figur. Allerdings gibt die aktuelle Version 17 einmal benutzten Speicher nicht frei. Erst Chrome 18 stellt nicht mehr benötigten Speicher wieder zur Verfügung. Opera arbeitet ebenfalls sehr effizient.
Der Speicherbedarf von Firefox unter Mac OS ist größer als unter Windows. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass der Browser unter Mac OS in 64-Bit vorliegt. Im Vergleich zu den Vorgängerversionen arbeitet aber der JavaScript Garbage Collector von Mozilla jetzt auch unter Mac OS einwandfrei. Am wenigsten Speicher benötigt Opera. Allerdings belegt der Browser aus Norwegen in Sachen V8-Performance den letzten Platz. Während Chrome 18 unter Windows nicht mehr benötigten Speicher freigibt, ist dies unter Mac OS nicht der Fall.
In Sachen HTML5-Kompatibilität schneiden die Chrome-Browser am besten ab. Es folgen Firefox, Opera und Safari. Am wenigsten HTML5 versteht der IE 9.03. Allerdings kann der IE 10 deutlich aufholen. Den Acid-Test bestehen übrigens alle Kandidaten zu 100 Prozent.
Es ist erfreulich, dass inzwischen alle Browser-Hersteller Performance und Kompatibilität einen hohen Stellenwert einräumen. Auch die Schonung von Ressourcen wie ein niedriger Speicherverbrauch steht offenbar bei den Herstellern auf der ToDo-Liste. Mozilla hat dafür extra die Memshrink-Group gegründet, die nichts anderes tut, als dem Firefox-Browser die hohe Speicherauslastung auszutreiben. Mit der kürzlich vorgestellten Version 10.0 ist dies auch tatsächlich gelungen. Die Garbage-Collection arbeitet nun nicht nur unter Windows, sondern verrichtet auch unter Mac OS zuverlässige Dienste. Auch die gestiegene Leistung des neuen Safari 5.1.4 – derzeit nur als Beta verfügbar – dürfte Apple-Fans freuen. Der Apple-Browser erobert unter Mac OS den Spitzenplatz in Sachen Performance.
Wie sich die Verbesserungen auf zukünftige Marktverbreitung der Browser auswirken, wird man erst in Zukunft sehen. Fest steht allerdings, dass man nicht mehr nur mit Chrome schnell durchs Web surfen kann. Firefox holt gewaltig auf und hofft damit, den Abwärtstrend stoppen zu können. Und mit Safari 5.1.4 besteht unter Mac OS keine Veranlassung mehr wegen der besseren Geschwindigkeit auf Chrome zu wechseln.
Weitere Testergebnisse finden Sie in unserer Benchmark-Galerie