Wie lange dauert die Erholung bei HP?
HP muss sich nicht nur selbst wieder auf die Erfolsgspur bringen, sondern muss gleichzeitig auf einen Markt reagieren, der vor einem grundlegenden Wandel steht. Das könnte noch Jahre dauern und es könnte sich lohnen.
In der Zeit zwischen November und Janaur musste HP jetzt einen Gewinnrückgang von 44 Prozent auf 1,47 Milliarden Dollar vermelden. Der Umsatz ging im gleichen Zeitrum um 7 Prozent zurück und erreichte 30 Milliarden Dollar. Das ist der steilste Umsatzabfall seit der Rezession 2009.
Zu schaffen macht HP der Bereich mit PCs und Laptops. Der Bereich macht rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aus und erreichte zuletzt 8,9 Milliarden Dollar. Damit fiel dieser Bereich um 15 Prozent zurück.
Finanzchefin Catherine Lesjak erklärte das mit Lieferschwierigkeiten bei Festplatten seit der Flut in Thailand: “Der Festplattenengpass hat sich wesentlich auf unsere Umsätze im ersten Quartal ausgewirkt. Das Angebot an Festplatten lag etwa 30 Prozent unter der erwarteten Nachfrage. Das musste sich daher auf alle auswirken.” Möglicherweise hatte Apothekers Ankündigung die vermeintlich margenschwache PC-Gruppe PSG verkaufen zu wollen, auch einige Käufer so sehr abgeschreckt, dass diese nun auch nach Whitmans Zusage, den Bereich halten zu wollen, sich lieber anderen Herstellern zuwenden.
Die Server seien wegen der Lieferengpässe “weniger gut ausgestattet”. Die Lage beginne sich jedoch zu entspannen: “Im zweiten Quartal wird sich der Festplattenengpass ebenfalls auswirken, aber so wie sich die Angebote an Laufwerken jetzt darstellen, wird die Auswirkung geringer ausfallen als im ersten Quartal.”
Hoffnungen, dass mit dem zweiten Quartal wieder alles in Gewohnter Weise laufen könne, zerschlug Meg Whitman jedoch. “Diese Dinge laufen nicht so schnell. Es dauerte einige Zeit, in unsere gegenwärtige Lage zu kommen, und wir werden auch eine Weile brauchen, um wieder herauszukommen. Und wie die Geschichte lehrt, sind diese Turnarounds nicht in weniger als zwei Jahren zu erreichen.” Aber HP könnte noch länger brauchen, wie Whitman vorsichtig in Aussicht stellt: “Oft brauchen sie drei, vier oder fünf Jahre.”
Whitman bezieht sich dabei vielleicht auch auf das ‘Vorbild’ IBM. IBM hat sich bereits vor Jahren von dem PC-Geschäft abgenabelt und sich zu einem führenden Anbieter von Software und Services gemacht. Selbst mit einer intakten Organisation im Rücken hat IBM für diesen Prozess mindesten fünf Jahre gebraucht.
Whitman schwört vor allem die Anleger auf Geduld ein. Einen kleinen Hoffnungsschimmer sieht die neue HP-Chefin allerdings mit Windows 8. “Wir haben in der Personal Systems Group eine ganze x86-Produktpalette für Windows vorbereitet.” Für das Weihnachtsgeschäft setze HP vor allem auf x86-Systemen. Angebote auf der Chip-Architektur ARM, die Windows 8 neben x86 unterstützen soll, spielten in Whitmans Ausführungen jedoch keine Rolle.
Mit der Mitte des Jahres sollte, wie einige Marktbeobachter prognostizieren, HP in der Lage sein, eine Trendwende einzuläuten. Derzeit ist HP an der Börse etwa 54 Milliarden Dollar wert. Noch vor einem Jahr belief sich die Markkapitalisierung auf 104 Milliarden Dollar. Doch Nach wie vor ist HP eines der größten IT-Unternehmen weltweit und HP ist auch nach wie vor ein Unternehmen, das ganz klare Stärken hat, die es jetzt eben richtig ausspielen muss.
Vor HP und Whitman liegt ein schwieriger Weg, der sicherlich nichts “für zarte Gemüter” ist, wie Richard Gardner, Analyst bei Citi Invest Research, gegenüber AP erklärte. HP muss sich als Organisation neu aufstellen und auch auf neue Trends wie das iPad reagieren, die den klassischen Desktop- und Laptop-Markt nachhaltig beeinträchtigen könnten.
Whitman erklärte, HP müsse die internen Abläufe neu ordnen. Nach wie vor sei das Unternehmen nicht schnell genug, Kundenwünsche in gefragte Produkte zu übersetzen und auch in der Lieferkette scheint es noch Probleme zu geben. Das Problem sei, so Whitman, dass HP in den Vergangenen Jahren nicht genug investiert habe, um “Kundenerwartungen und Markttrends einen Schritt voraus zu sein”.
Daher kann sich HP nicht alleine auf die neue Kollektion mit Windows-8-Hardware verlassen. Vielmehr wolle HP künftig verstärkt in Sicherheits-Dienstleistungen, Information Management und natürlich dem Cloud-Computing investieren. HP Gleichzeitig wird es wohl zu “Restrukturierungen” geben, wie Whitman erklärte. Damit könnten unter anderem Entlassungen gemeint sein.