Wikileaks enthüllt ‘Sicherheitsberater’ StratFor

Die vertraulichen Mails sollen aus der Zeit zwischen Juli 2004 und Dezember 2011 stammen und die Vorgehensweise enthüllen. Das texanische Unternehmen StratFor zählt die US-Armee, die US-Luftwaffe oder Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin oder Northrop Gunman als Kunden. Auch Deutsche Bank und Deutsche Telekom sollen bereits die Beratungsleistungen von StratFor in Anspruch genommen haben.

“Die E-Mails zeigen StratFors Netz an Informanten, die Anreizstruktur, Geldwaschtechniken und psychologische Methoden”, teilt Wikileaks mit. Auch Wikileaks und dessen Gründer Julian Assange waren offenbar im Visier von StratFor. An rund 4000 Stellen in den gasammelten Mails sollen die Aktivisten Erwähnung finden.

“Hier haben wir einen privaten Nachrichtendienst, der Informanten der US-Regierung nutzt, aber auch ausländische Geheimdienste von zweifelhafter Reputation sowie Journalisten. Was besonders nachdenklich stimmt: Die Ziele diese Nachforschungen sind unter anderem gemeinnützige Organisationen, die für eine gerechte Sache arbeiten”, so Assange gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

In einer aktuellen Stellungnahme heißt es jetzt von StratFor: “Das ist ein bedauernswerter, unglücklicher und illegaler Verstoß gegen die Privatsphäre.”

Die Quelle der E-Mails hat Wikileaks nicht genannt. StratFor hatte aber im Dezember gemeldet, Unbekannte hätten die STratFor-Website gehackt und wären so an Informationen über Kunden gekommen. Die Verantwortung übernahm die Bewegung AntiSec, die mit Anonymous verbunden ist. Noch im Dezember veröffentlichten sie aus ihrer Beute 50.277 Kreditkartennummern, 86.594 E-Mail-Adressen, 25.537 Telefonnummern sowie 44.188 verschlüsselte Passwörter, von denen rund 50 Prozent leicht zu entschlüsseln seien.

Im Januar kommentierte StratFor-Gründer George Friedman, das Motiv des Angriffs sei es offenbar gewesen, “uns zum Schweigen zu bringen, indem man unsere Aufzeichnungen und unsere Website zerstört”. Es seien aber keine Geheimdokumente nach außen gelangt. “Gott weiß, was hundert Angestellte an Peinlichkeiten, Dummheiten oder für Fehldeutungen Anfälliges schreiben können. Was nicht veröffentlicht werden wird, ist als geheim eingestuftes Material aus Firmen oder Regierungen. Abhängig davon, welches Material die Aktivisten gestohlen haben, können sie feststellen, dass wir erwartungsgemäß Quellen überall auf der Welt haben.”

Wikileaks hatte sich 2010 den Zorn der US-Regierung zugezogen, als es eine Vielzahl militärischer und diplomatischer Unterlagen öffentlich machte, darunter Kriegstagebücher aus Afghanistan und Botschafterdepeschen. Ein Großteil soll Wikileaks durch den seither inhaftierten US-Soldaten Bradley Manning zugespielt worden sein. Würde er schuldig gesprochen, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Assange lebt weiter in Großbritannien. Sein Berufungsverfahren hinsichtlich einer Auslieferung an Schweden läuft noch. Dort soll ihm wegen Vorwürfen sexueller Nötigung der Prozess gemacht werden – Vorwürfe, die er vehement abstreitet.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Alle Prozesse im Blick: IT-Service Management bei der Haspa

Wo es früher auf Buchhalter, Schreiber und Boten ankam, geht es heute vor allem um…

29 Minuten ago

Wie generative KI das Geschäft rund um den Black Friday verändert

Mit KI-Technologien lässt sich das Einkaufserlebnis personalisieren und der Service optimieren, sagt Gastautor Gabriel Frasconi…

51 Minuten ago

Banken und Versicherer sind KI-Großabnehmer

Ein Großteil der weltweiten KI-Gelder fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87…

22 Stunden ago

Siemens legt 10 Milliarden Dollar für Software-Spezialisten auf den Tisch

Die Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Altair Engineering soll die Position im Markt für Computational Science…

23 Stunden ago

Standortübergreifender KI-Einsatz im OP-Saal

Ein deutsch-französisches Projekt hat hybride Operationssäle entwickelt, die durch 5G-Netz und KI neue Anwendungen ermöglichen.

24 Stunden ago

OT-Security braucht zunächst Asset-Transparenz

Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…

4 Tagen ago