Die Macht der ICANN bröckelt
Das Ausschreibungsverfahren für die Vergabe von Top-Level-Domains wurde abgebrochen. Davon ist auch die ICANN betroffen.
Die NTIA, die National Telecommunication and Information Administration, die zum US-Handelsministerium gehört, hat die Ausschreibung für die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) überraschend abgebrochen. Sämtliche bisher eingegangenen Vorschläge seien unzureichend, teilt NTIA mit. Damit ist auch der Vorschlag der ICANN, die bisher für die Verwaltung der DNS-Root-Server verantwortlich ist, vom Tisch.
Die NTIA fordert unter anderem mehr Transparenz bei der Vergabe von Top-Level-Domains und klare Regeln bei Interessenskonflikten. Zudem soll es Vorgaben für den Umgang mit lokalen Gesetzen geben.
Die ICANN übernimmt, wie vertraglich festgelegt, bis zum 30. September 2012 die Funktionen der IANA. Nun wolle die NTIA an einem späteren Termin ein neues Ausschreibungsverfahren starten.
Im vergangenen Jahr war es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen der US-Regierung und der ICANN gekommen: Im Februar forderte die Regierung ein Vetorecht bei der Vergabe neuer Top-Level-Domains, was die ICANN ablehnte. Meinungsverschiedenheiten gab es auch bei der Einführung der Porno-Domain .XXX.
Das Ausschreibungsverfahren steht in starkem Kontrast zur Verlängerung des IANA-Vertrags im Jahr 2003. Damals war das US-Handelsministerium kritisiert worden, weil die ICANN ohne vorherige Ausschreibung mit der Domainverwaltung beauftragt worden war.
[mit Material von Michael Lee, ZDNet.com.au]