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Startup-Camp: Wie reif ist das “Berliner Silicon Valley”?


Großer Andrang beim zweiten Berliner Startup-Camp. Quelle: Lothar Lochmaier/silicon.de

Wie nahe Erfolg und triste Realität von jungen Unternehmen nebeneinander liegen wurde beim Startup-Camp in Berlin sichtbar. Einerseits stieg die Anzahl der Teilnehmer ebenso wie das Interesse der internationalen Investoren weiter an. Die Venture-Capital-Branche hat also die deutsche Hauptstadt längst als Schmelztiegel für neue Geschäftsmodelle in der IT- und Internetbranche identifiziert.

Die Kehrseite des – mittlerweile auch von internationalen Wirtschaftsmedien gefeierten – “Berliner Silicon Valley” ist, dass nur die wenigsten Unternehmen dem hohen Anspruch standhalten. Es scheint für kritische Beobachter am Wegesrand deshalb reichlich vermessen, von einem via Masterplan ausgeklügelten “Unternehmerbiotop” zu sprechen, bei dem moderne Teamplayer die Regie führen.
Dazu gehören innovative Hochschulen, kluge Entrepreneure, und – nicht zu vergessen – leistungsfähige Unternehmen mit attraktiven Zukunftsperspektiven, die Hand in Hand zusammen wirken. So ist die Frage erlaubt: Haben wir es hier am Ende mit einer Art “Berliner Eintagsfliege” zu tun?

Denn neben Soundcloud, Wooga oder den 6Wunderkindern ist derzeit das Meinungsportal Amen das wohl am heißesten gehandelte Start-up in der neuen Szene. Und ausgerechnet einer der Mitgründer dieser neuen Geschäftsidee, Felix Petersen, blieb seinem eigenen Eröffnungsvortrag ohne Angabe von Gründen fern.

Nicht nur bei diesem Geschäftsmodell scheint also das Amen in der virtuellen Internet-Kathedrale noch nicht gesprochen zu sein. Jeder Überflieger, der mit allzu viel Marketingaufwand zu hoch pokert, ohne dass die Produkte dem hohen Anspruch später standhalten, dürfte der Community also einen Bärendienst erweisen.

Auf der anderen Seite gibt es jenseits von modisch taxierten Trendsettern eine ganze Reihe spannender Ansätze, die aufzeigen: Hier steckt großes Potential in der deutschen Hauptstadt, die aufgrund niedriger Lebenshaltungskosten und ihrem kreativen Flair zahlreiche Gründer aus aller Welt anzulocken vermag.

“Die junge Gründerszene hat an Kontur gewonnen und votiert mehrheitlich gegen das Copy-Cat Modell”, bilanziert Christian Weiß, Geschäftsführer beim Berliner Inkubator Project a Ventures. Um freilich die hochgesteckten Erwartungen als neue europäische “Capital of Entrepreneurship” einzulösen, dazu sind laut Weiß alte Denkmuster und das gelegentlich grassierende Lagerdenken durch ein kooperatives Handeln zu ersetzen. “Es gilt, die kreativen Ansätze mit einem professionellen Inkubator-Modell zusammen zu bringen”, gibt der Experte zu bedenken.

Fest steht zumindest jenseits von medialen Übertreibungen eines: Im Sog der neuen Kreativkultur finden zahlreiche Gründer aus aller Welt den Weg nach Berlin. Zu den derzeit wohl aussichtsreichsten Kandidaten gehört Researchgate, das sich als “Facebook für Wissenschaftler” etikettiert.


Der Gründer vom City-Empfehlungsportal yamya.de Darius H. Moeini ist gerade auf der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern und Investoren, um weiter zu wachsen. Quelle: Lothar Lochmaier/silicon.de

Nicht nur gelang es dem auch auf dem Startup-Camp vertretenen Mitgründer Ijad Madisch, erfolgreich eine Zweitrundenfinanzierung einzuwerben. Auch die selektive Aufmerksamkeit durch hochrangige Medien und Investoren wächst weiter.

Ebenso spannend sind jedoch die unzähligen kleinen und in der Regel völlig unbekannten Start-ups, die sich am Markt erst noch etablieren müssen. Ganz am Beginn seiner unternehmerischen Entwicklung steht etwa Darius H. Moeini, Gründer und CEO von Yamya. Er hat das City-Portal, bei dem Nutzer sich gegenseitig zu Ausgeh-Tipps inspirieren sollen, neben dem Saarland bewusst auch in der Kreativ-Metropole Berlin neu aufgestellt.

Gründerinnen führen Regie

Um den neuen Korpsgeist in der kreativen Crowd jenseits von alt hergebrachten Startup-Klischees entlang der “Latte-Macchiato-Meile” und den zahlreichen “Chief Fun Officers” in Berlins neuer Mitte zu unterstreichen, setzte auch die Jury des Bitcrowd-CampChamps ein Zeichen.

Denn der immerhin mit 40.000 Euro dotierte Preis ging am Ende an die beiden Gründerinnen von Qipogo Celine Schmahl und Saskia Sefranek. Es war ein knappes Rennen, bei dem das männliche Geschlecht chancenlos blieb. Denn auch bei dem unter neun Mitbewerbern ausgewählten Zweitplatzierten Spitzeljagd, einer Plattform für Social Challenges Enthusiasten, führen Gründerinnen die Regie.


Die beiden Qipogo-Gründerinnen Celine Schmahl (rechts) und Saskia Sefranek. Quelle: Lothar Lochmaier/silicon.de

Beim Hauptgewinner Quipogo hingegen bieten die eingeschriebenen Mitglieder ihre individuell zu vereinbarenden Dienstleistungen feil, indem sich die Community gegenseitig beim Lösen von Problemen hilft. Bezahlt wird dort allerdings nicht in Cash, sondern auf Basis einer virtuellen Währung.

Ähnlich einem informell organisierten virtuellen Tauschring lässt sich so für eine Dienstleistung oder ein gelöstes Problem ein Guthaben ansparen. Die Nutzer können aber auch Währungseinheiten käuflich erwerben, wobei das Portal Qipoqo auf Provisionsbasis agiert.

Fazit: Das Zeitalter des Social Commerce scheint ausgehend von den kreativen Schmelztiegeln dieser Welt bunt und vielfältig zu werden. Unzählige neue Ideen treten im Wettstreit mit- und gegeneinander an. Am Ende werden sich wohl die wenigsten erfolgreich behaupten. Das ist jedoch nur die eine Seite einer vielschichtigen Gründermedaille.

Denn eine Form der sozialen Rendite können die jungen Wilden immerhin sofort einstreichen: Die Unternehmensgründer sind das Risiko eingegangen und haben ihre eigene Haut zu Markte getragen, unabhängig davon, ob die jeweilige Geschäftsidee an ein großes Vorbild angelehnt ist oder aber einer originären Geschäftsidee entspricht. Die Lernkurve aus dieser selbst gestalteten Entwicklung verläuft oftmals deutlich steiler als bei einem etablierten Job.

Silicon-Redaktion

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  • Latte Macchiato
    Kein guter Artikel, leider. Ich war nicht auf der Veranstaltung, aber wer sich in der Berliner Techszene auskennt und trotzdem zum hundertsten Mal die schon beim ersten Mal irrelevanten Punkte "Copycats", "Amen" und Latte Macchiato" beschwört, blamiert sich. Gerade dann, wenn er über eine Veranstaltung berichtet, in der es - wie bei allen Community-getragenen Veranstaltungen dieser Art - ausschließlich um das Gegenteil geht, nämlich kleinen, mit einer originären Idee startenden Gründern weiterzuhelfen. Was soll das nur, diesen Käse noch und noch wiederzukäuen?

    Kein Mensch will hier "von einem via Masterplan ausgeklügelten "Unternehmerbiotop" (...) sprechen, bei dem moderne Teamplayer die Regie führen" - und selbst wenn, wüßte ich nicht, warum das Erscheinen oder Fernbleiben von Felix Petersen dafür von Bedeutung wäre. Berlin ist nicht die "selbsternannte Kreativhauptstadt", und die "Startup-Klischees", "alte Denkmuster" und was immer einem noch an Floskeln aus dem Textbaukasten entgegenpurzelt, existiert nur in Köpfen der Berichterstatter und Blogautoren - das aber auf fast manische Weise.

    Wie gut, daß die Originalität der meisten Gründer derer vieler Berichterstatter so weit voraus ist.

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