Nokia Siemens Networks bleibt doch in München
Kehrtwende beim angeschlagenen Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN). Der Telefonnetz-Ausrüster wird nun doch nicht wie geplant den Standort in München schließen. Zuvor hatte sich Siemens-Finanzchef Joe Kaeser öffentlich für den Erhalt des Standorts München stark gemacht.
Für die Mitarbeiter ist die Zitterpartie mit der Ankündigung von NSN und der IG Metall allerdings noch nicht vorbei. Nach den aktuellen Informationen sollen jetzt in München 2000 der insgesamt 3600 Stellen erhalten bleiben. Für die übrigen Mitarbeiter will man nach alternativen Lösungen suchen. Als Beispiel wurden der Wechsel in einer Transfergesellschaft oder Altersteilzeit genannt.
Nach den ursprünglichen Plänen hätte 2000 Mitarbeiter entlassen und 1600 versetzt werden sollen. “Diese Strategie haben wir durchkreuzt”, zitiert die Financial Times Deutschland den bayerischen IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler.
Vor zwei Wochen hatte sich auch Siemens-Finanzchef Kaeser offen gegen diese Pläne und damit NSN-Chef Rajeev Suri gestellt: “Siemens wird es nicht ohne weiteres hinnehmen, dass NSN aus München so einfach verschwindet. Es wird jetzt wirklich Zeit, dass sich das NSN-Management und die Arbeitnehmervertreter zusammensetzen und konstruktiv nach wirtschaftlich tragfähigen Lösungen für den Standort München suchen”, so Kaeser in einem Zeitungsinterview. Gute Manager müssen mit ihren Teams und Partnern immer nach Lösungsalternativen suchen; für den Erhalt von zumindest einigen Arbeitsplätzen lohne sich das allemal.
Nach tagelangen Verhandlungen rund um die Uhr kam es nun zu der Einigung zwischen NSN und IG Metall. Die 2000 Mitarbeiter, die am Standort München weiter beschäftigt werden, sollen gemäß des Abkommens in den nächsten drei Jahren weder entlassen noch versetzt werden. Für die 1600 beschäftigte, die entlassen werden, soll eine Auffanggesellschaft gegründet werden. Zudem wurde für NSN-beschäftigte der Zugang zu Siemens internen Stellenmarkt geöffnet.
Allerdings hat die nun gefundene Einigung laut der Nachrichtenagentur Reuters nur dann Bestand, wenn sich bis Ende April genügend NSN-Beschäftigte bereiterklären, in die Transfergesellschaft zu wechseln.
Für viele andere NSN-Beschäftigte in Deutschland ist die Situation derweil weiter ungewiss. Das Unternehmen hatte im Januar angekündigt 30 von insgesamt 35 Standorte in Deutschland zu schließen. Im Hinblick auf die geplante Zahl der Entlassungen war München am stärksten betroffen, doch auch nach der Einigung mit der IG Metall bangen 29 Standorte in Deutschland weiter um ihre Zukunft, darunter in in Augsburg, Nürnberg und vielen anderen Städten.
NSN hat seit der Gründung im April 2007 keinen Gewinn gemacht. Das Gemeinschaftsunternehmen wurde für Siemens und Nokia zum Milliardengrab. Als Ursachen nennen Branchenbeobachter in erster Linie den scharfen Preiskampf mit dem chinesischen Rivalen Huawei sowie Managementfehler.