Linux: Islands Regierung auf dem Weg zu einer Open-Source-Nation

Die öffentliche Verwaltung Islands ist auf gutem Wege, in den meisten Bereichen der öffentlichen Verwaltung quelloffene Alternativen einzusetzen. Meist werden Windows-Rechner gegen Linux ausgetauscht. Aber es gibt offenbar auch ein Problem mit dem Open-Source-Ansatz.

Seit etwa vier Jahren versucht die Regierung Islands mit einer Initiative, die Verbreitung von quelloffener Software in Island voranzubringen. Gleichzeitig soll auf diese Weise auch die heimische Wirtschaft gestärkt werden, denn derzeit ist das Netz der Anbieter, die Projekte mit Open Source umsetzen können in dem Inselstaat noch recht dünn. Doch Island will noch mehr.

In einer Serie von Pilotprojekten will die Regierung von Island zeigen, dass es möglich, eine Regierung über quelloffene Software abzubilden. Die Erfahrungen einzelner Abteilungen können dann im Bestfall auf andere Abteilungen oder gar Länder übertragen werden, hofft Tryggvi Bjorgvinsson, der Leiter der Open-Source-Initiative Islands.

Derzeit werden vor allem Schulen von Window auf Ubuntu umgestellt und auch die Verwaltung des Unterrichts wird jetzt über das quelloffene Tool Moodle erledigt. Das Bodenamt etwa hat die PBX auf Asterisk umgezogen. Die Absichtserklärung, mehr für Open Source tun zu wollen erteilte die Regierung 2008 noch vor der großen Finanzkrise.

“Kosten sind natürlich ein Grund, und gerade heute einer der wichtigsten Motivatoren, aber wir wollen gleichzeitig mehr Gleichheit zwischen Software”, so Bjorgvinsson. “Daher muss die Regierung Open Source unterstützen, weil wir derzeit nicht so viele Service-Provider haben, die aktiv freie und offene Software verkaufen.

Island spart nicht nur Software-Kosten, sondern auch Hardware, denn “Ubuntu läuft auf älterer Hardware besser, daher haben wir bei den Rechnern eine größere Lebensspanne”, erklärt Bjorgvinsson.

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Doch die Kompatiblität zwischen freier und proprietärer Software ist auch in Island ein Problem. So komme es zum Beispiel beim Dokumenten-Austausch zwischen Schulen und Ministerium häufig zu Problemen, denn im Kultusministerium können die ODF-Dokumente teilweise nicht geöffnet werden.

“Die großen öffentlichen Institutionen sind ziemlich eingeschlossen in einige Systeme”, erklärt Bjorgvinsson. “Die Regierung hat ein eng verwobenes Netz proprietärer Software aufgestellt, das sicherlich nicht einfach zu öffnen sein wird.”

So gibt es Beispiele, wo vom Mailsystem, über ein Fall-Management bis hin zur Webseite alles über eine Oracle-Datenbank läuft. Solche starken Abhängigkeiten mache es natürlich nicht leicht, vor allem bei knappen Budget, neue Projekte anzustoßen. Daher werde der Übergang von proprietärer zu quelloffener Software noch lange Zeit in Anspruch nehmen, erklärt Bjorgvinsson.

[mit Material von Jack Clark, ZDNet.co.uk]

Silicon-Redaktion

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