Microsoft Global Foundation Services hat in einem Blog Pläne für Rechenzentren öffentlich gemacht, die vom traditionellen Stromnetz unabhängig sind. Stattdessen will der Konzern die Einrichtungen mit erneuerbaren Energien sowie eigenen Brennstoffzellen und Biogasanlagen ausstatten.
“Ohne einen deutlichen Strategiewandel wird die Abhängigkeit unserer gesamten Branche von einem teuren, antiquierten und unzureichendem Stromnetz weiter steigen”, schreibt Manager Christian Belady. Er nennt das traditionelle Stromnetz an anderer Stelle auch “schmutzig” und “unzuverlässig”.
Weiter heißt es: “Ironischerweise zwingt uns diese Unzuverlässigkeit dazu, eine komplexe Folge an USVs, Notfallgeneratoren, Zusatzschaltkreisen für Wartungsarbeiten oder auch Stromaufbereitungsanlagen zu installieren, die weitere Fehlerquellen darstellen. Dabei muss kein Stromausfall passieren, um Probleme in einem Rechenzentrum zu verursachen. Spitzen und Leistungssenkungen im Millisekundenbereich können nachgeschaltete Anlagekomponenten beschädigen. Die Realität sieht so aus, dass Rechenzentren ständig von Problemen mit der Stromqualität und Störsignalen bombardiert werden, die nach und nach die Schutz-Infrastruktur verschlechtern.”
Das Stromnetz sei nie für das heutige Wachstum konzipiert worden, betont Belady. Die Lösung müsse nun darin bestehen, die Rechenzentren näher an die Energiequellen heranzuführen und mit der Stromerzeugung zu integrieren. Das betreffe alle Komponenten – von Prozessoren über Server und Netzwerk bis zur Infrastruktur. Diese Idee hat Belady nach eigenen Angaben 2010 erstmals intern bei Microsoft vorgeschlagen. Seither arbeite man an der Ausarbeitung. Das Konzept hat Microsoft “Data Plant” getauft – also etwa “Rechenwerk”, ein Kunstwort aus Rechenzentrum und Kraftwerk.
Das Stromnetz soll für Microsofts Data Plants nur noch als Backup dienen. Außerdem – so die Vorstellung – könne überschüssiger, vor Ort erzeugter Strom auch wieder in das Netz eingespeist werden. So würde die die Auslastung zu jeder Zeit bei 100 Prozent liegen kann.
Dieses Konzept will Microsoft nun in einem Prototyp mit Biogasanlage testen. Es ist mit mehreren Kommunen im Gespräch über eine Partnerschaft. Biogas ist eine erneuerbare Energiequelle, die durch Vergärung von Biomasse gewonnen wird – etwa Methan in Mülldeponien und Wasseraufbereitungsanlagen. Daher soll das Rechenzentrum in direkter Umgebung einer solchen Anlage entstehen, um die Transportwege kurz zu halten.
Brennstoffzellen sollen schließlich die Energie für das Rechenzentrum liefern. Belady nennt als ihre Vorteile, dass anders als bei älterer Technik kaum krebserregende Diesel-Partikel durch die Verbrennung entstehen. Die Emissionen von Stickoxiden und Schwefelsäure seien kaum messbar. “Brennstoffzellen produzieren im Prinzip dasselbe wie Sie und ich – CO2 und Wasserdampf.”
In einer Bewertung des Stromverbrauchs und genutzten Energietyps von Rechenzentren hatte Greenpeace diese Woche Microsoft für einen hohen Anteil an Kohle- und Atomstrom gerügt. Dell, Facebook, Google und Yahoo wurden dagegen wegen ihres hohen Anteils an erneuerbaren Energien gelobt.
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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