Droht Apple die Durchschnittlichkeit?

“Apples wird von seinem Schwung noch 24 bis 48 Monate profitieren können”, erklärte George Colony, CEO von Forrester Research in einem Blog. Bislang konnte Tim Cook offenbar die Erwartungshaltung mancher Branchenbeobachter nicht erfüllen. Und Colony hegt auch wenig Hoffnung, dass von Cook noch nennenswerte Impulse ausgehen werden.

“Ohne einen neuen, charismatischen Führer wird sich Apple von einem großartigen zu einem gutem Unternehmen entwickeln, und das wird auch zu einem entsprechenden Rückgang beim Umsatzwachstum und bei der Produktinnovation.”

Colony untermauert seine These mit dem Beispielen Sonys nach dem Ende der Amtszeit von Akio Morita 1994 oder mit dem Schicksal des Disney-Konzern ohne Walt Disney.

Colony hält dennoch große Stücke auf CEO Tim Cook und er hält ihn für einen erprobten und kompetenten Jobs-Manager, doch allerdings folge Cook eher einem “rechtlich-bürokratischen” Ansatz. Und damit sei Cook für eine Organisation wie Apple letztlich doch nicht die richtige Person als CEO. Als Alternativen schlägt Colony Jon Ive oder Scott Forstall vor – ohne sie jedoch persönlich zu kennen, wie er zugibt.

Zweifel an der Eignung Cooks als Apple-CEO sind nicht neu. Auch der Vorschlag, Ive oder Forstall zu berufen, fiel bereits. Es mag sein, dass Colony recht behält, aber blickt man auf das Apple dieser Tage, dann mag das Unternehmen mit seinem charismatischen Führer vielleicht etwas an Strahlkraft verloren haben, das muss aber noch lange nicht heißen, dass deswegen die Popularität der Produkte oder die Umsätze leiden werden.

Momentan gewinnt man eher Eindruck, dass bei Apple die unter anderem von Steve Jobs selbst angestoßene Nachfolgeregelung mit Universitätsprogrammen, internen Studien, Schulungen und Weiterbildungen reichlich Früchte trägt. Auch die jüngsten Zahlen sprechen für sich. Und wenn Apple auf breiter Ebene neue und interessante Führungskräfte heranzüchten will, ist vielleicht ein etwas weniger charismatischer CEO sogar die bessere Wahl.

Aber auch Colonys Kalkül, mit einer markanten, provokativen und möglicherweise richtigen These Schlagzeilen zu machen, ist, wie diese Veröffentlichung zeigt, voll aufgegangen.

[mit Material von Josh Lowensohn, CNET.com]

Redaktion

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  • Tja, wenn man Apple traegt, hat man Probleme mit dem Gedanken an einen relativen Niedergang - denn man traegt ja Kult und verteidigt Kult.

    Jedoch ist das alles schon etwas angejahrt, im uebrigen der voellig normale (objektive !) Lebenszyklus eines Unternehmens. Diese Herausforderung - nach der Saettigung der Niedergang - kam durch das fruehe Ableben von SJ halt eben etwas frueher.

    Der eigentliche Vorgang und Ablauf ist allerdings nicht ueberraschend, sondern zwangslaeufig. Optionsscheine - fuer Angsthasen auch laengerlaufend - auf ein Absinken der Apple-Werte sind also keine schlechte Idee.

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