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Die letzten FAQs vor dem Mai

Wenn dunkle Wolken sich vor die schwächelnde Sonne schieben, es draußen plötzlich trüb wird und es einen schon beim Blick durch die nasse Fensterscheibe fröstelt, dann weiß man, es ist höchste Zeit, sich Gedanken über die letzten Dinge zu machen. Und da stellt man dann entsetzt fest: Das Leben ist wie die IT.

Man beginnt es als Start-up. Und alle, die um dessen Bettchen herumstehen, benehmen sich wie PR-Agenturen, die für’s begeisterte Plappern bezahlt werden. Vielversprechend (englisch: promising) sei diese kleine, einzigartige Innovation, obwohl doch noch gar nicht ausgemacht ist, dass ihr Output jemals aus mehr bestehen wird als aus jener braunen Masse, deren süßlich-warmer Geruch den Wohnungen junger Familien eine ganz eigene Atmosphäre verleiht.

Nun ist der neuronale Arbeitsspeicher des Menschen ja ein flüchtiger. Und deshalb erinnert man sich nicht mehr an seine eigene Start-up-Phase. Aber es muss eine schöne Zeit gewesen sein, das einzige Mal, als gestimmt hat, was man später nur noch vorgelogen bekommt: Der Mensch, also man selbst, steht im Mittelpunkt, und zwar der ganzen Welt, der einzigen halt, die man in dieser Phase kennt.

Den Rest seines Lebens befasst man sich mit System-Bugs und mit notdürftigen Work-arounds. Zuerst muss man skalieren, was an sich in Ordnung geht. Aber an den neuen Features, die man bekommt, kann man sich gar nicht so recht freuen. Denn jedes wird sofort einem gnadenlosen Benchmark-Test unterzogen.

Einem wahren Integer-Storm wird man ausgesetzt: 1 codiert “sehr gut”, 6 “ungenügend”. Im Skalieren begriffene System mit ausgeprägter Sensorik reagieren darauf wie auf eine Denial-of-Service-Attacke.

Und dann interessiert man sich auf einmal nur noch für’s Clustering – nicht aus Performance-Gründen, versteht sich, sondern aus guten: Man entdeckt andere Architekturen und ist von deren Design fasziniert.

Manche bilden jetzt ein Tighly-Coupeled-System mit einem Single-System-Interface. Aber die Behauptung, dass ein Cluster mehr Sicherheit bringe, ist halt nur ein Märchen aus der IT. So ein Cluster schützt nicht vor einer humanen Downtime. Im Gegenteil: Er ist der häufigste Grund dafür.

Und dann sind da noch diese Business Practices, mit denen man sich andernorts konfrontiert sieht: Unzählige kleine Admins, die sich selbst für große halten, wollen sich als High-Performer beweisen, indem sie sich als Overclocker betätigen und einen ständig zu übertakten versuchen.

Mit dem Client-Server-Paradigma muss man sich da auseinandersetzen, jener Frage, die der ehemalige Bundeskanzler Schröder am treffendsten, weil vulgärsten, in Worte gefasst hat: Wer ist Koch und wer Kellner? – Jemandem, der weder Lust verspürt, sich als Client, noch sich als Server zu betätigen, fällt dazu einfach nichts ein.

Man entdeckt Vulnerabities bei sich. Bei prominenten Menschen führen die zu einem Burn-out-Syndrom, der schicksten Krankheit nach der Sex-Sucht. Und die schreiben dann Bücher darüber. Fürs gemeine Volk wiederum bleiben nur ordinäre Rückenprobleme und allerlei psychosomatische Commodities, die nichts hermachen, aber doch recht lästig sind.

Man wird sich selbst zum Legacy-Problem und sich bewusst, dass das Leben keine Success-Story ist, sondern mit Sicherheit auf die große Downtime hinausläuft. Manche setzen deswegen auf die Virtualität. Allerdings, wer sich mit IT befasst, der weiß, auch virtuelle Systeme laufen nicht ohne physische Hardware darunter.

Das Leben ist das komplexeste System, das man sich nur vorstellen kann. Es gibt kein Manual dafür. Nicht einmal Alt+Ctrl+Del funktioniert. Und wenn man damit beginnt, über seinen Sinn nachzudenken, führt das by default zu einem Blue-Screen.

Aber sowas muss halt manchmal sein. Und im April ist die letzte Gelegenheit dazu.

Nächste Woche nämlich beginnt der Mai. Und da kann man sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr stellen. Da muss man sich mit vordringlicheren befassen. Als da wären: Sollte man bei diesem schönen Wetter es mit der Arbeit nicht einfach mal lassen und statt dessen an die Isar? Weiter: Sie lächelt so lieb. Ob da vielleicht was geht? Und: Wenn nicht, ist ein Biergarten in der Nähe, wo man ein überhitztes System mit einer gut eingeschenkten Mass wieder abkühlen kann.

Ein Ja, und die blöde Frage aus dem April ist zufriedenstellend beantwortet. Und ein zweites Ja erschließt einem die Cloud.

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Redaktion

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