Nahezu 50 Prozent der Teilnehmer aus der Branche gaben an, mittelfristig auf Cloud-Services setzen zu wollen. Deutlich positiv hat sich der Einsatzgrad unter Industrieunternehmen entwickelt, die nunmehr den Handel auf den letzten Rang verweisen. Eine wichtige Rolle spielen dabei auf die Branchenanforderungen zugeschnittenen Anwendungen sowie die Skalier- und Verfügbarkeitssteigerung der IT-Systeme.
Die Mitarbeitergrößenklasse 500 bis 2000 Mitarbeiter hat sich bislang am stärksten mit Cloud Computing auseinandergesetzt. Während sich unter den kleinen Mittelständlern mit 20 bis 99 Mitarbeitern nahezu 75 Prozent nur oberflächlich oder gar nicht mit der Cloud beschäftigt haben, haben im gehobenen Mittelstand mehr als die Hälfte der Unternehmen bereits einen stärkeren Einblick gewagt. Nahezu 18 Prozent der Mittelständler mit 500 und mehr Mitarbeitern setzen bereits auf die Cloud.
Mit dem HP-Cloud-Index Mittelstand untersuchen techconsult und HP Deutschland in einer langfristigen Studienanlage die Rolle von Cloud Computing im deutschen Mittelstand. Quartalsweise werden 200 Unternehmen in einer Größenklasse 20 bis 2.000 Mitarbeiter zur Rolle von Cloud in ihrem Unternehmen befragt. Neben den Cloud-Einsatzgraden bewerten die Studienteilnehmer die Vorteile von Cloud-Lösungen sowie die individuelle Cloud-Fitness.
Banken und Versicherungen bleiben Cloud-Vorreiter
Die Betrachtung des branchenspezifischen Cloud-Nutzungsverhalten in den vergangenen drei Monaten fördert heterogene Ergebnisse zu Tage. Während Banken und Versicherungen mit einem 21-prozentigen Cloud-Einsatzgrad die Spitzenstellung weiter ausbauen, erreichen im vierten Quartal 2011 – bis auf den Handel – alle anderen Branchen zweistellige Einsatzraten. Unter den teilnehmenden Unternehmen aus der Branche Banken und Versicherungen befanden sich insbesondere Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie vereinzelt kleine Versicherungen. Diese werden meist durch branchenspezifische, häufig in eigener Trägerschaft stehende Dienstleistungsunternehmen hinsichtlich ihrer ITK-Anforderungen versorgt, die ihren Kunden verschiedene Services in einem Cloud-Verfahren zur Verfügung stellen.
In der Regel entsprechen diese einem Private- bzw. Community-Cloud-Modell. Dem kommt der hohe Standardisierungsgrad in Kernanwendungen zugute. Gleichzeitig binden die Dienstleister wie FinanzIT, Fiducia oder Bitmarck externe Cloud-Services in ihr eigenes Angebot ein und reichen diese paketiert an ihre Endkunden durch. Mit der dynamischen Bereitstellung der eigenen Ressourcen in Verbindung mit externen Angeboten erhöhen die Dienstleister spürbar die Effizienz der Servicebereitstellung und erhoffen sich nicht zuletzt Kosteneinsparungsmöglichkeiten.
Unter Industrieunternehmen hat sich die Cloud-Nutzung im Vergleich zum ersten Quartal 2011 nahezu verdoppelt. Dabei spielen insbesondere Anforderungen hinsichtlich Mobilität, Skalierbarkeit und Verfügbarkeit sowie das Angebot von branchenspezifischen Lösungen eine wichtige Rolle. So sei die Anbindung mobiler Mitarbeiter unproblematisch und die Verbindung mit globalen Außenstellen und Produktionsstandorten stelle keine hohe Hürde mehr dar. Die Ressourcen ließen sich schnell und flexibel, standortunabhängig erweitern und dynamisch auf die Anforderungen der Fachbereiche anpassen. Dabei vertrauen Industrieunternehmen eher auf eine Private-Cloud-Lösung als auf Public-Cloud-Angebote. Hinsichtlich Letzterer überwiegen die Sorgen um die Datensicherheit und die Bedenken vor Industriespionage.
Unter Handelsunternehmen sank der Nutzungsgrad im vergleichbaren Zeitraum leicht ab. Im zweiten Quartal war der Rückgang bereits aus den Umfragewerten abzulesen, setzten viele der Teilnehmer gerade auf den Bezug von IaaS-Leistungen zur Abfederung von Lastspitzen.
Die Dienstleistungsbranche überschreitet im vierten Quartal 2011 erstmals die 15-Prozent-Schwelle, kann damit aber nur ein geringfügiges Wachstum im gesamten Jahresverlauf verzeichnen. Perspektivisch wird von den Befragten sogar ein leichter Rückgang sowohl kurz- als auch mittelfristig vorausgesagt. Von den Öffentlichen Verwaltungen nutzen gegen Ende 2011 rund 11 Prozent einen Cloud-Service, dabei greifen sie in der Regel auf die Dienste in öffentlicher Trägerschaft oder Beteiligung befindlicher Rechenzentren zurück. Besonders hinsichtlich der Konsolidierung und Erzielung von Kosteneinsparungspotentialen durch Effizienzsteigerung als auch der Qualitätssteigerung der Verwaltungstätigkeiten im Zuge von e-Government-Initiativen kann Cloud Computing eine Schlüsselrolle einnehmen.
Darüber hinaus sind die kommunalen Rechenzentren für die Einhaltung der Compliance-Richtlinien und dem Datenschutz besonders sensibilisiert. Gegenüber externen Cloud-Angeboten sind die teilnehmenden Behördenleiter meist zurückhaltend. Zu unklar sind der Datenstandort und Zugriffmöglichkeiten – insbesondere bei der Verarbeitung personenbezogener Daten. Begrüßt werden die Anbieterinitiativen, Transparenz herzustellen und die verstärkten Bemühungen, Cloud-Services aus Deutschland anzubieten. Doch selbst der hypothetische Einsatz von Public-Cloud-Angeboten kommt für die meisten Ansprechpartner nicht in Frage.
Große Mittelständler setzen auf die Cloud
Mehr als 20 Prozent der Mittelständler mit 500 und mehr Mitarbeitern planten für das ersten Quartal 2012 den Einsatz von Cloud Services. Damit würde diese Größenklasse den ohnehin bereits deutlich erkennbaren Vorsprung weiter ausbauen. Dagegen, wächst die Größenklasse 100 bis 499 Mitarbeiter nur verhaltend und der Einsatz unter kleinen Mittelständlern stagniert sogar. Auffallend sind die mittelfristigen Planungen der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern: von diesen planen nahezu 18 Prozent über das erste Quartal 2012 hinaus den Einsatz von Cloud-Lösungen.
“Die Zahlen zeigen deutlich, dass sich die Systemhäuser und Reseller in Deutschland noch konsequenter in Richtung Cloud bewegen müssen”, sagt Ulrich Seibold vom Cloud-Index-Sponsor HP Deutschland. “Die kleineren Mittelständler haben das Thema Cloud auf ihrer Agenda, die Nachfrage ist da – sie sind bei der Umsetzung aber auf die Unterstützung durch ihre lokal ansässigen IT-Partner angewiesen. Und da gibt es noch Nachholbedarf.” Um Cloud-Lösungen zu verkaufen und einzuführen, brauche es andere Qualifikationen und Methoden als beim klassischen Produktverkauf. Auch die Geschäftsmodelle müssten angepasst werden. “Wir haben deshalb unsere Cloud-Lösungen und Partnerprogramme darauf ausgerichtet, Resellern und Systemhäusern den Weg in die Cloud zu ebnen”, so Seibold.
Intensivierender Beschäftigungsgrad mit der Cloud in allen Branchen
In allen Branchen ist ein sich intensivierender Beschäftigungsgrad mit Cloud Computing zu verzeichnen. Auch in dieser Analysekategorie führen Banken und Versicherungen sowie die Öffentliche Verwaltung das Feld an. So hatten sich im vierten Quartal 2011 etwa 44 Prozent der befragten Behörden bereits sehr tief oder tief mit den Chancen, Möglichkeiten und Risiken von Cloud Computing beschäftigt, während unter den Banken und Versicherungen mehr als die Hälfte bereits intensiven Kontakt mit der Thematik hatte.
Analog zum Cloud-Einsatz setzt sich der gehobene Mittelstand mit Abstand am intensivsten mit der Cloud auseinander. Hier haben sich ca. 44 Prozent intensiv und weitere 13 Prozent sogar sehr intensiv bereits mit dem Thema Cloud beschäftigt. Anders sieht es unter kleinen Mittelständlern aus, rund 41 Prozent sind noch gar nicht und weitere 33 Prozent nur oberflächlich mit der Cloud in Berührung gekommen.
Meist geraten Cloud-Angebote hier erst bei konkreten Investitionsvorhaben in den Fokus und das Modell sowie die einzelnen Services werden genauer auf ihren Nutzen für den Einsatz im Unternehmen analysiert. Mit einer steigenden Cloud-Awareness, der Etablierung von Cloud-Angeboten am Markt und eines zunehmend breiteren Angebotsportfolio ist jedoch auch in diesem Segment mit einer weiteren Steigerung der Auseinandersetzung und letztlich auch einem erhöhten Einsatzgrad von Cloud-Lösungen zu rechnen.
Handel mit verhältnismäßig hoher Cloud-Fitness
Im Verhältnis zum Cloud-Einsatz und Beschäftigungsgrad weist der Handel in einer Selbsteinschätzung eine vergleichsweise hohe Cloud-Fitnessbewertung auf und schließt zu den anderen Branchen auf beziehungsweise überholt diese gar. Dies ergibt sich einerseits aus der noch eher oberflächlichen Auseinandersetzung mit der Cloud, andererseits aus der häufig intensiveren Auseinandersetzung mit Public-SaaS-Optionen. Interoperabilitätshürden und die Orchestrierung mit eigenen Infrastrukturen und Anwendungen spielen in der Bewertung meist noch keine vordergründige Rolle.
Als besonders nützlich bewerten Banken und Versicherungen die Cloud: mehr als ein Viertel der Befragten vergeben gar das höchste Kriterium. Insgesamt bewertet mehr als die Hälfte der Unternehmen den Cloud-Einsatz als positiv für das eigene Unternehmen.
Den höchsten Anteil der Bewertung sehr nützlich erhält Cloud Computing in der größenklassenspezifischen Betrachtung von den kleinen Mittelständlern. Diese wird maßgeblich durch die Unternehmen getragen, die sich bereits intensiv mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt haben und/oder bereits Cloud-Services einsetzen bzw. dies konkret planen.
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