Categories: Management

Richter: Oracle könnte im Java-Prozess leer ausgehen

Einerseits konnten sich die Geschworenen in den Copyright-Fragen nicht einigen und kamen daher zu keinem klaren Urteil. Andererseits behielt sich Richter William Alsup selbst die Entscheidung vor, ob die von Google in Android genutzten APIs überhaupt urheberrechtlich zu schützen sind. Darüber hinaus hat Google beantragt, das Verfahren hinsichtlich der Copyright-Vorwürfe als ergebnislos zu erklären sowie die angesetzte dritte Prozessphase ganz ausfallen zu lassen, in der es um Schadenersatz gehen soll.

Der Richter äußerte im Verfahren beständig seine Verwunderung darüber, dass Oracle noch immer für neun Zeilen kopierten Code zur RangeCheck-Methode einige Hundert Millionen oder sogar Milliarden Dollar an Schadenersatz erwartet. Oracle befinde sich offenbar auf einem “Angelausflug”, indem es an den mutmaßlichen Gewinnen Googles beteiligt werden wolle, statt sich mit dem gesetzlich vorgegebenen Schadenersatz zu begnügen, der in den USA auf 150.000 Dollar begrenzt ist. Alsup warnte Oracle ausdrücklich, es könnte sogar ganz leer ausgehen, wenn es die Jury nicht überzeugen könne, dass ihm für eine relativ geringe Copyright-Verletzung Googles Gewinne zustehen.

Richter Alsup erwähnte nebenbei, dass er sich während des Verfahrens selbst sachkundig gemacht und begonnen hatte, Programmcode für Java zu schreiben. Er habe auch in anderen Programmiersprachen bereits Code wie RangeCheck geschrieben und wisse, wie einfach das ist. Es sei daher eine absurde Vorstellung, dass jemand das absichtlich kopiert habe, obwohl er es ebenso schnell hätte selbst schreiben können. “Sie sind einer der besten Anwälte in Amerika, wie können Sie nur so argumentieren”, hielt er David Boies vor.

Staranwalt Boies gab schließlich zu verstehen, Oracle könne sich mit einem Schadenersatz in gesetzlich vorgesehener Höhe begnügen, sofern Richter Alsup den urheberrechtlichen Schutz von APIs verneine. Diese Entscheidung wird frühestens in der nächsten Woche fallen. Vorher ist es noch Aufgabe der Jury, über die Patentfragen zu entscheiden, um die es in der zweiten Prozessphase ging.

In ihren abschließenden Erklärungen zu dieser Phase stellten die gegnerischen Anwälte noch einmal ihre Standpunkte zur behaupteten Patentverletzung durch Google heraus. Laut Oracle hat Google bewusst und “rücksichtslos” gegen die beiden fraglichen Patente verstoßen. “Google organisiert die Informationen der Welt”, rief Oracle-Anwalt Michael Jacobs aus. Es hätte Zugang zu allen Informationen der Welt und daher auch Kenntnis von Suns Patenten haben müssen.

Robert Van Nest konterte für Google, Oracle habe nicht den geringsten Beweis dafür erbringen können, dass Googles Entwicklerteam von diesen Patenten wusste. Google habe “grundlegend unterschiedliche Design-Entscheidungen für Android” getroffen, ohne detailliert über das Patentportfolio von Sun Microsystems informiert zu sein. Er führte weiter aus, warum seiner Einschätzung nach weder Android noch die Dalvik Virtual Machine gegen die zwei angeführten Patente verstoßen.

[mit Material von Rachel King, News.com]

Hinweis: Lesen Sie Artikel von silicon.de ab sofort auch in Google Currents. Jetzt abonnieren.

Redaktion

View Comments

  • Wenn wenigstens deutsche Richter das Niveau eines Richter Alsup hätten wie im Oracle ./ Google Prozeß, dann käme so maches Absurde Urteil nicht zustande!

Recent Posts

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

2 Tagen ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

3 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

4 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

4 Tagen ago

Thomas-Krenn.AG: viele Pflichten, knappe Ressourcen, mehr freie IT-Welt

IT-Infrastruktur-Trends 2025: Open-Source-Projekte sowie aufwändige regulatorische und Pflichtaufgaben werden das Jahr prägen.

4 Tagen ago

Stadt Kempen nutzt Onsite Colocation-Lösung

IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…

5 Tagen ago