DOAG Vorwürfe: Oracle bezieht Position
Die Anwender der Oracle-Virtualisierungslösung VM 3 erheben Vorwürfe gegen die neue Lösung. Die Anwendervereinigung DOAG hat diese zusammengetragen und veröffentlicht. Jetzt meldet sich der Hersteller zu den Vorwürfen der deutschen Anwender zu Wort.
Oracle nimmt die Kritik der Deutschen Oracle Anwender Gruppe (DOAG) ernst. In einem Schreiben versicherte Monica Kumar, Senior Director Product Marketing Linux, Virtualization und MySQL, im Gespräch mit der DOAG die Belange der deutschen Community klären zu wollen. “Wir rechnen es Oracle hoch an, dass Development-Team und Produktmanagement schnell reagiert haben und unser Anliegen offensichtlich ernst nehmen”, betont Dr. Dietmar Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der DOAG. “Wir sind uns auch darüber einig, dass wir das Thema Oracle VM gemeinsam angehen wollen.”
Allerdings ist längst nicht alles geklärt. Ein Großteil der bemängelten Punkte bleiben noch offen und zwar aus folgendem Grund: Wo Oracle sich auf seine Strategie beruft, denkt die DOAG praktisch: Kumars Aussage zufolge ist Oracle VM als Teil des Virtualisierungs- und Operating System Management Features-Portfolios zu verstehen. So seien Oracle Enterprise Manager 12c Cloud Control (OEM12c), Oracle Enterprise Manager Ops Center, Oracle VM Manager und Oracle VM Server Teile einer einzigen Produktlinie bzw. Suite. Dies sei der Grund, weshalb kein Benutzerkonzept im Oracle VM Manager verfügbar ist. OEM12c ermögliche eine komplette rollenbasierte Administration und sei für die Nutzer von OVM ohne zusätzliche Lizenzkosten verfügbar, so die Argumentationslinie von Oracle.
Das Ärgernis der Anwender resultiert nach Auffassung der DOAG zum großen Teil aus dieser Sichtweise: Denn dies setzt eine komplexe Architektur voraus, die in den meisten Fällen nicht im Verhältnis zu dem eigentlichen Vorhaben steht.
Oracle VM besteht aus zwei Komponenten: Der OVM Server fungiert als Host für die virtuellen Maschinen während der OVM Manager für die Verwaltung des OVM Servers und der virtuellen Server benötigt wird. Zusätzlich zum OVM Manager stehen als weitere grafische Oberflächen für die Verwaltung OEM12c oder Oracle Enterprise Manager Ops Center zur Verfügung. Alle drei Produkte haben einen unterschiedlichen Funktionsumfang und jede Komponente läuft in einer getrennten Weblogic-Instanz und benötigt ggf. ein Datenbank-Repository.
Für die DOAG bleibt dies ein zentraler Kritikpunkt: “Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass Oracle durch sein breitgefächertes Portfolio mit OEM12c und Oracle Enterprise Manager Ops Center eine umfassende Verwaltung der OVM ermöglicht. Sicherlich ist eine solche Architektur wegweisend für die Zukunft”, so Neugebauer. “Jedoch ist die Landschaft für einen derartigen großen Schritt noch nicht vorbereitet.” Diese Infrastruktur möge schon heute für Rechenzentren valide sein. Doch die reellen Bedürfnisse der Anwender in kleineren Organisationen seien andere. Kleine Unternehmen bräuchten flexible, leicht einsetzbare Lösungen.
Und die Komplexität der Architektur zieht einen Rattenschwanz nach sich: “Im Kontext der Hochverfügbarkeit ist das Konzept von Oracle für kleinere virtuelle Umgebungen sogar unwirtschaftlich: Man braucht sechs bis acht physische Maschinen, um ein paar virtuelle Server zu betreiben. Es liegt auf der Hand, dass dies nicht praktikabel ist”, sagt Björn Bröhl, Leiter der Infrastruktur & Middleware Community.
Deswegen spricht sich die DOAG dafür aus, die Architektur virtueller Umgebungen – und somit den physikalischen Storage – einfach zu halten. Davon ausgehend sind Benutzerkonzept, HA-Features, APIs, ID-Problematik in Zusammenhang mit xentop und anderen Tools, Kommandozeile sowie Skripte laut DOAG weiterhin eine Voraussetzung für ein gut funktionierendes Virtualisierungsprodukt. Des Weiteren ruft die DOAG Oracle dazu auf, mehr Transparenz zu schaffen und die Support-Policies sowie die Erwartungen bei der Zusammenarbeit mit Storage-Herstellern klarer herauszustellen.
Die DOAG hat Kumar zur DOAG 2012 Konferenz + Ausstellung eingeladen. Sie hat sich bereit erklärt, an einer Panel-Diskussion zum selbigen Thema teilzunehmen. Weitere Gespräche mit der Oracle-Managerin werden in den kommenden Wochen stattfinden.