Microsoft hat auf einem Presse-Event in Los Angeles wie bereits im Vorfeld vermutet eigene Tablets vorgestellt. Unter dem Markennamen “Surface” wird der Softwarekonzern zunächst zwei Geräte auf den Markt bringen: ein Modell mit Intel-Prozessor und Windows 8 Pro sowie eine auf der ARM-Architektur basierende Variante mit Windows RT und Office Home & Student 2013 RT.
Zwar produziert Microsoft die Tablets nicht selbst, doch ähnlich wie bei der Xbox oder dem inzwischen eingestellten Mediaplayer Zune, soll auf der Hardware das Microsoft-Logo prangen. Damit tritt es wie von vielen erwartet in direkte Konkurrenz zu seinen Hardware-Partnern, die ebenfalls Tablets mit Windows 8 für x86 oder ARM entwickeln.
Microsofts Tablets haben beide ein 10,6 Zoll großes Display, das Surface RT mit HD- und das Surface Pro mit Full-HD-Auflösung. Ihr Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung, die Microsoft VaporMg nennt. Darin ist ein ausklappbarer Standfuß integriert, mit dessen Hilfe sich die Geräte aufstellen lassen – etwa um einen Film zu schauen.
Das Surface RT ist 9,3 Millimeter dick und wiegt mit 676 Gramm etwa so viel wie das iPad. Das Surface Pro fällt mit 13,5 Millimetern und 903 Gramm etwas dicker und schwerer aus. Dafür bietet es mit 64 oder 128 GByte aber auch die doppelte Speichermenge des RT-Modells, das mit 32 und 64 GByte erhältlich sein wird.
Während Letzteres eine ARM-CPU von Nvidia nutzt – vermutlich den Quad-Core-Chip Tegra 3, der etwa auch in Asus’ Eee Pad Transformer Pro (TF300) zum Einsatz kommt -, verwendet die Pro-Version einen Core i5 mit vier Kernen aus Intels jüngster Prozessorgeneration Ivy Bridge, der mit einem Lüfter gekühlt wird. Die Anschlüsse für Peripheriegeräte umfassen beim Surface RT USB 2.0, einen Micro-HD-Video-Port sowie einen Micro-SD-Kartenslot.
Das Surface Pro kommt mit USB 3.0, DisplayPort und Micro-SDXD-Kartenleser. Ob neben WLAN auch 3G-Mobilfunk unterstützt wird, ließ Microsoft genauso offen wie den Preis oder den Termin für die Markteinführung. Die Preise für die beiden Modelle sollen aber “wettbewerbsfähig” und mit denen von ARM-Tablets oder Ultrabooks vergleichbar sein. Damit könnte das Surface RT rund 500 Dollar kosten und das Surface Pro zwischen 700 und 900 Dollar. In Sachen Verarbeitung und Reaktionszeit soll das Microsoft-Tablet ersten Erfahrungsberichten zufolge einen recht vernünftigen Eindruck machen.
Konkrete Angaben zur Akkulaufzeit fehlen allerdings. Microsoft gibt nur an, dass das Surface RT mit einem 31,5-Wattstunden-Akku ausgestattet ist. Zum Vergleich: Das iPad verfügt über eine Akku mit 42,5 Wattstunden. Die Batterie des Surface Pro bietet 42 Wattstunden. Über je eine HD-Kamera auf Vorder- und Rückseite verfügeb beide Tablets.
Als Zubehör bietet Microsoft verschiedene magnetische Schutzhüllen mit integrierter Tastatur an. Eine 3 Millimeter dicke und eine 5 Millimeter dicke mit zusätzlichem Touchpad. Die Anstecktastaturen schalten sich automatisch ab, wenn die Schutzhülle geschlossen wird.
Den hochpreisigen Tischcomputer Surface hat Microsoft zur Vorstellung der Tablets übrigens in PixelSense umgetauft. Die 2011 auf der CES präsentierte Version 2.0 mit 40 Zoll großem Full-HD-Touchscreen kostet 7600 Dollar.
“Wenn man einen Job richtig machen will, macht man es am besten selbst”, kommentiert die Forrester Analystin Sarah Rotman Epps die neue Microsoft-Produktvorstellung. Sie vermutet aber auch, dass Microsoft mit dem eigenen Produkt auch die Liste der Hersteller von Windows-Tablets verlängern will, denn die biete derzeit mit den Herstellern Asus, Lenovo, Nokia, Samsung und Toshiba nur eine Auswahl der OEMs am Markt.
Rotman Epps gibt zu bedenken, dass Microsoft zwar mit Zune oder anderen eingestellten Projekten wie dem Tablet Courier einige Fehlschläge bei Hardware-Projekten hinnehmen musste, dass aber die Xbox und die damit zusammenhängende Hardware-Expertise, durchaus eine Erfolgsgeschichte ist. Und Microsoft könne das neue Tablet durchaus über die gleichen Kanäle Vertreiben.
Ist das Surface ein Business-Tablet?
Rotman Epps, sieht den Schwerpunkt von Surface nicht im professionellen Bereich: “Diese Produktlinie markiert einen Wendepunkt in Microsofts Strategie. Es mischt das Xbox-Box-Herstellermodell mit dem Ökosystem von Windows. Es legt den Fokus mehr auf den Verbraucher als auf Unternehmen. Und es lässt Microsoft mit dem vertikal integrierten Apple mehr auf einer Augenhöhe konkurrieren.”
Der Forrester-Analyst David Johnson hält sich mit einer Einschätzung über die Chancen für einen Erfolg der neuen Windows-Hardware eher zurück. Aber er sieht, dass Microsoft damit offenbar versucht, einige Probleme anzugehen: OEM-Partner sind nach wie vor ein bis zwei Generationen hinter Apple zurück. Das zeige sich unter anderem in mageren Akku-Laufzeiten. Und schließlich würden Windows- Anwender nur dann auf ein neues Betriebssystem aktualisieren, wenn sie von Microsoft dazu gezwungen würden. So seien noch heute elf Jahre nach der Markteinführung noch immer rund 50 Prozent der Unternehmen auf Windows XP.
Warum braucht Microsoft ein eigenes Tablet?, fragt Telekom-Spezialist Jan Dawson von dem Beratungshaus Ovum in einer Mitteilung. “Entweder Microsoft ist mit den Windows-8-Geräten auf dem Markt nicht zufrieden, oder Microsoft will sich nicht damit zufrieden geben, nur an der Lizenzgebühr von Windows-basierten Geräten zu verdienen.” Er kann an Microsofts neuer Strategie für die OEM-Partner nichts positives abringen. “Wie man es dreht und wendet, es ist ein starkes Zeichen von Misstrauen in die OEM-Partner.” Dawson hält Microsofts neue Strategie daher für keine gute Idee.
Ohne ein Preisschild lasse sich jedoch keine Einschätzung darüber abgeben, ob Surface Erfolg haben wird. “Windows hat eine große installierte Basis und daher könnten IT-Manager das Gerät in einer der Versionen als Desktop-Replacement sehen und so eine gewisse Verbreitung erfahren”, erklärt Dawson. Bei den Verbrauchern hingegen sei der Preis für den Erfolg ausschlaggebend und auch die Frage, ob Microsoft das dürftige Nutzerschnittstellen-Erlebnis von Windows 8 zu verbessern.
“Theoretisch liefert das neue Windows die Vorteile einer für den Tablet optimierten Umgebung, dem klassischen Desktop und Apps. Aber in der Realität ist in den derzeit verfügbaren Versionen ein schreckliches Mischmasch vorzufinden, das den Verbraucher sehr wahrscheinlich ziemlich verwirren dürfte.”
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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