Die Aktivisten fordern grünen Strom für die Amazon-Cloud. Der Konzern selbst schweigt sich zu Stromverbrauch und Energiemix weitgehend aus. Nach ähnlichen Aktionen hatten Apple und Microsoft ein Umdenken angekündigt beziehungsweise bereits erste Maßnahmen umgesetzt.
Greenpeace-Aktivisten demonstrierten heute in Berlin am Rande einer Geschäftskunden-Veranstaltung des US-Konzerns gegen die von ihm genutzten Stromquellen. Sie hielten dazu am Eingang des “Amazon Web Services Summit” des Veranstaltungsortes in der Nähe des Alexanderplatzes eine schwarze Ballonwolke in die Luft. Damit prangern sie an, dass die Amazon-Rechenzentren zu 64 Prozent mit Kohle- und Atomstrom betrieben werden. Die Amazon-Kunden fordern die Aktivisten mit Flugblättern auf, sich für eine saubere Stromversorgung der Amazon-Cloud einzusetzen.
“Fast eine Viertelmillion Unterzeichner der Greenpeace-Petition fordern Amazon auf, sich vom Kohle- und Atomstrom zu verabschieden. Und Amazon? Ignoriert sie einfach. Damit fällt Amazon weit hinter Apple und Microsoft zurück, die den Ökostrom-Anteil für ihre Clouds deutlich erhöhen wollen”, sagt Greenpeace-Energieexperte Gerald Neubauer.
Apple hatte im Anschluss an die Greenpeace-Kampagne “Clean Our Cloud” angekündigt, für sein neues Rechenzentrum in Maiden, North Carolina eigene Solarparks bauen zu wollen und langfristig komplett auf erneuerbare Energien umzustellen. Microsoft will ab 1. Juli 2012 seine Rechenzentren CO2-frei betreiben, dies allerdings vor allem durch den Zukauf von Grünstrom-Zertifikaten erreichen.
“Amazon, Apple und Microsoft müssen ihre Macht bei Energieversorgern und Regierungen für den Ausbau von Ökostrom einsetzen. Die IT-Giganten können den Klimaschutz wirklich vorantreiben”, sagt Gerald Neubauer dazu.
Etwa ein Prozent des gesamten Internetverkehrs nutzt inzwischen die rasant wachsende Amazon-Cloud. Etwa ein Drittel aller Internet-Nutzer besucht täglich eine Website, die Dienste von Amazon nutzt, ergab eine Studie von “Deep Field Networks” mit mehreren Hundert Millionen Nutzern. Über die genaue Größe der Cloud-Dienste und ihrer Stromversorgung macht der Konzern keine Angaben.
Greenpeace fordert Amazon auf, direkt in erneuerbare Energien zu investieren und grünen Strom für seine Rechenzentren zu beziehen. Neue Rechenzentren sollen dort angesiedelt werden, wo möglichst viel erneuerbare Energie vorhanden ist. Außerdem fordern die Umweltschützer von Amazon, den Strommix und CO2-Ausstoß offenzulegen.
Die Aktion ist vor dem Hintergrund einer im April veröffentlichen Greenpeace-Studie zur Energieversorgung von Cloud-Rechenzentren zu sehen. Darin rügten die Umweltschützer insbesondere Apple, Amazon und Microsoft, weil sie als große Verbraucher auf Kohle- und Atomstrom setzen. Aber auch bei HP, IBM, Oracle und Salesforce.com stammt nur einen geringer Anteil des Stroms für Cloud-Rechenzentren aus erneuerbaren Energien.
“Rund um den Globus teilen Menschen ihre Fotos und Musik in der Cloud. Wir erwarten, dass die dafür nötige Rechenleistung mit sauberer Energie betrieben wird. Innovative und profitable Unternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft setzen auf dreckigen Kohle- und Atomstrom – als ob das ihren Kunden egal wäre”, sagt Gerald Neubauer von Greenpeace. “Millionen deutscher Nutzer heizen mit jedem Klick den Klimawandel an – weil Apple, Amazon und Microsoft auf veraltete Energien setzen. Dinosaurier-Strom passt nicht zu angeblich innovativen Unternehmen.”
Interessant ist, dass dem Greenpeace-Bericht “How clean is your cloud?” zufolge die Kluft zwischen “sauberen” und “dreckigen” IT-Firmen zunimmt. Während zum Beispiel Google, Yahoo und Facebook für ihre Rechenzentren, die die Clouds betreiben, zunehmend auf erneuerbare Energien setzen, versorgen sich Apple, Amazon und Microsoft weiterhin überwiegend mit Kohle- und Atomstrom.
Bei einer im Februar 2012 veröffentlichte Rangliste zum Umweltverhalten großer IT-Konzerne – bei dem Amazon allerdings nicht enthalten ist – schnitt Google am besten ab. Greenpeace hatte Google zuvor oft kritisiert, dass dessen Internetdienste durch Betrieb großer Rechenzentren letztendlich so viel Strom schluckten, dass sich der CO2-Abdruck des Unternehmens nicht wesentlich von dem traditioneller Industriebetriebe abhebe. Google wies aber durch die Offenlegung seiner Verbrauchsdaten das Gegenteil nach.
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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