Noch im August 2011 bloggte Yammer über eine Freundschaft von Yammer und Salesforce.com. Mit der Übernahme durch Microsoft dürfte sich dieses Verhältnis jetzt etwas eingetrübt haben. Bild: Yammer

Yammer, das einen erfolgreichen Cloud-basierten Dienst für Enterprise Social Networking (ESN) bietet, soll weiterhin unter der Führung von CEO David Sacks bleiben. Das Unternehmen wird Teil des Geschäftsbereiches Microsoft Office, den Kurt DelBene leitet.

“Yammer wird eine wichtige Ergänzung zu Microsofts Cloud-Services sein und diese Übernahme unterstreicht unser Engagement, den Anwendern den Weg in die Cloud zu ebenen”, kommentiert DelBene in einer Pressekonferenz. Gemeinsam könne man nun die vollständigste Lösung am Markt anbieten.

Und auch Sacks scheint die Übernahme zu begrüßen, die das Wall Street Journal bereits vor rund zwei Wochen als Gerücht meldete. Als Teil von Microsoft bekomme Yammer die Kräfte und Ressourcen, die es brauche, um massiv zu skalieren. Microsoft, so Sacks, sei bislang das einzige Software-Unternehmen, dessen Produkte zum Haushalt gehören. “Mit dieser Ankündigung zeigen wir, dass wir auch Yammer zu einem solchen Produkt machen wollen.”

Lösungen wie Yammer lassen sich am ehesten mit Facebook oder Twitter vergleichen. Doch wie etwa Chatter aus dem Hause Salesforce.com, Jive Software, NewsGator, Socialtext oder Tibbr sind diese ESN-Lösungen eben für den Einsatz innerhalb eines Unternehmens oder in Projekten konzipiert. Auch IBM, Oracle oder Cisco bieten vergleichbare Produkte. So bekommen die Anwender hier Funktionen wie gemeinsame Dokumente, Software für die Generierung von Ideen, Bewertungen für Inhalte, Diskussionforen, Wikis, Angestellten-Profile oder Streams.

Erst kürzlich hatten die Marktforscher von IDC ESN-Investitionen rapides Wachstum attestiert. So stiegen die Ausgaben im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent auf etwa 770 Millionen Dollar. Dieses Wachstum soll sich bis mindestens 2016 fortsetzen. Dann werde dieser Markt 4,5 Milliarden Dollar wert sein, heißt es von IDC.

Aus dieser Sicht könnte der Zukauf von Yammer sich für Microsoft, das mit Office, SharePoint oder Lync bereits vergleichbare Produkte anbietet, durchaus auszahlen. Allerdings zeigt dieser Zukauf auch, dass Microsoft mit eigenen Produkten bislang nicht nennenswert an dem sozial-Media-Boom beteiligt ist und diesen mitprägt.

Dennoch hat Microsoft bislang nicht spezifiziert, wie Yammer in Produkte wie Dynamics, Skype oder die Cloud-Version von Office, Office 365, integriert werden soll. Allerdings will Microsoft wohl die Verbreitung dieser Online-Lösung rund um seine beeindruckende installierte Basis der oben genannten Produkte vorantreiben.

Wenn es von Microsoft jedoch auch heißt, dass Yammer seine “Einfachheit, Innovation und Cross-Plattform-Experience” beibehalten werden, legt das den Schluss nahe, dass Microsoft den Cloud-Dienst weitgehend als eigenständiges Produkt weiterführen wird. Nachdem auch der Yammer-CEO seinen Posten behalten kann, scheint es außerdem so zu sein, dass Microsoft die Innovationskraft dieses Cloud-Dienstes zunächst nicht durch große personelle Veränderungen hemmen will.

Microsoft reagiert mit dem Zukauf angemessen auf den Sozial-Media-Boom und mit Yammer besteht jetzt immerhin die Chance, dass Microsoft auch in einer Dekade noch eine maßgebliche Rolle als Software-Hersteller spielen wird. Denn selbst Outlook, das vermutlich wichtigste Collaboration-Tool der westlichen Industriewelt der vergangenen Jahre, tut sich nach wie vor mit dem Phänomen Social Media nach wie vor hart.

Steve Ballmer, CEO von Microsoft hoffe jetzt mit Yammer, die richtige Balance zwischen viraler Verbreitung und Business-Features wie Sicherheit und Management gefunden zu haben. “Die so genannte Consumerisierung der IT hat Yammer besser als nahezu alle anderen Unternehmen hinbekommen”, ergänzt Ballmer.

Microsoft wird so mit einem Schlag zu einem ernstzunehmenden Anbieter von ESN. “Die Kernfrage ist, wie bringen wir Produktivität, Kommunikation und Collaboration von der Microsoft- in die Yammer-Welt und wie werden wir die professionellen Social-Networking-Beziehungen, die die Menschen täglich in Business-Anwendungen wie Microsoft Office tätigen auf den Schirm”, erklärt Ballmer. Aber Ballmer ist zuversichtlich, dass es hier “mächtig, mächtig” viele Möglichkeiten gibt, beides zu tun.

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Redaktion

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  • Zitat: "Denn selbst Outlook, das vermutlich wichtigste Collaboration-Tool der westlichen Industriewelt der vergangenen Jahre,[...]"

    Seit wann ist Outlook ein Collaboration-Tool? Hier ist wohl eher SharePoint gemeint, oder nicht?

    Viele Grüße

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