Mit diesem Kauf des Spezialisten für Datenbank-Management und Datenbanksicherheit verpasst sich Dell eine weitere Frischzellenkur. Der Hardware-Hersteller versucht derzeit eine Software-Sparte aufzubauen und dazu auch Services anzubieten. Damit will sich Dell, von dem margenschwachen PC-Geschäft unabhängiger machen.
Jetzt kauft Dell für 28 Dollar je Aktie das Software-Unternehmen Quest, das in den vergangenen Jahren durch Konkurrenten wie Oracle oder IBM, die ihre Angebote für Datenmanagement immer weiter ausbauen, unter Druck geraten ist. Quest hatte seinerseits versucht, durch den Zukauf kleinerer Konkurrenten, die eigene Position am Markt zu stärken. Jetzt kommt Quest unter die Fittiche eines starken Anbieters.
Seit März laufen offenbar die Verkaufsverhandlungen. Zunächst hatte Insight Venture Partners versucht das Unternehmen für 23 Dollar je Aktie zu kaufen. Doch schließlich habe Quest weitere Angebote bekommen, die über den 2 Milliarden von Insight lagen.
Jetzt zahlt Dell einen Preis, der mehr als 44 Prozent über dem Marktwert Quests vom März liegt. Dennoch scheint einigen Experten der Kaufpreis als angemessen. Der Kurs der Dell-Papiere jedoch ging leicht um etwa ein Prozent zurück. Die Übernahme will Dell im dritten Quartal 2013 abschließen.
Dell hatte in diesem Jahr bereits den Sicherheitshersteller SonicWall und den Thin-Client-Spezialisten Wyse übernommen. Seit diesem Jahr gibt es auch unter dem ehemaligen CA-Manager John Swainson einen eigenen Geschäftsbereich für Software bei Dell.
Dell könnte möglicherweise versuchen, Quest mit der Sicherheits-Technologie von SonicWall und der Virtual-Desktop-Produkten von Wyse zu Integrieren. Letztlich muss sich Dell aber auch für das Zeitalter der Cloud rüsten.
“Vor fünf bis sieben Jahren hat der Anwender Specs wie Prozessorgeschwindigkeit oder die Zahl der Festplatten betrachtet”, erklärt Barbara Wittmann, Geschäftsführerin von Dell Deutschland gegenüber silicon.de vor einigen Monaten. “Darüber kann man sich heut nicht mehr differenzieren.” Heute seien andere Faktoren entscheidend: “Wie einfach ist mein Systemmanagement? Kann ich andere Produkte integrieren? Bekomme ich offene Standards, damit ich alles mühelos verwalten kann?”
Heute versuchen Anwender wie Anbieter einzelne Komponenten optimal aufeinander abzustimmen, erklärt Wittmann. Dank neuer Bandbreiten lassen sich Cloud-Dienste heute effizient im Unternehmen einsetzen. Was für einen reinen Hardware-Hersteller aber nicht unbedingt eine gute Nachricht ist, wie Wittmann erklärt: “Die Hardware ist dann letztendlich nur das Mittel zum Zweck und ist nicht mehr der bestimmende Faktor. Die Entscheidungen, diese Veränderungen zu treiben, werden heute an ganz anderer Stelle getroffen.”
Und aus dieser Warte scheinen Dells Übernahmen der zurückliegenden Monate durchaus Sinn zu machen. Derzeit könne Dell noch seine Stärken ausnutzen, um auch im Cloud-Zeitalter “ein wichtiger Player am Markt zu bleiben”, kommentiert Rüdiger Spies, Analyst und Independent Vice President Enterprise Applications bei IDC, gegenüber silicon.de.
Um sich für den Cloud-Markt aufzustellen hat Dell im April 2011 angekündigt insgesamt 1 Milliarde Dollar in das Cloud-Computing zu investieren. So sollen etwa neue Rechenzentren und Solution-Center entstehen oder wurden bereits realisiert. Daneben hat Dell vor einigen Jahren den Dienstleister Perot Systems gekauft und daneben weitere Cloud-Spezialisten wie etwa den Medizin-Daten-Spezialisten InSite One oder das Cloud-Infrastruktur-Unternehmen Boomi.
Gleichzeitig will Dell in den nächsten Monaten kräftig sparen, wie das Unternehmen Mitte Juni mitteilte. So will der Hersteller in der Lieferkette wie im Vertrieb in den nächsten drei Jahren 2 Milliarden Dollar einsparen.
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