Google streicht jede fünfte Stelle bei Motorola Mobility

Motorola-CEO Dennis Woodside. Quelle: Google.

Nach einem Bericht der New York Times sehen Googles Pläne für Motorola tiefgreifende Einschnitte vor. Demnach sollen insgesamt 4000 Stellen gestrichen werden, ein Drittel davon in den USA. Von den weltweit 94 Büros sollen ebenfalls ein Drittel geschossen werden. Welche Länder konkret und im welchem Umfang von den Maßnahmen betroffen sind, ist bislang nicht bekannt.

Das Blatt zitiert den neuen Motorola-CEO Dennis Woodside, wonach sich der Handy-Hersteller aus unprofitablen Märkten zurückziehen wird. Auch günstige Einsteiger-Geräte werde Motorola künftig nicht mehr produzieren. Ziel sei es, sich auf einige wenige Handys anstatt auf ein Dutzend zu konzentrieren, so Woodside.

“Das Geschäft von Google basiert auf einem verkabelten Internetmodell. Weil sich die Welt aber künftig in Richtung eines komplett kabellosen Modells entwickelt, wird es für Google wirklich wichtig sein, alles über den mobilen Nutzer zu verstehen”. Bevor Woodside das Amt als CEO bei Motorola Mobility übernahm, leitete er Googles Vertrieb in Amerika.

Nun will er offenbar das Flair des Mutterkonzerns in seinen neuen Wirkungskreis hineintragen. Nach seiner Vorstellung sollen Motoroly-Handys wieder “cool” werden. Beispielsweise Dank Sensoren, die anhand der Stimmen erkennen, wer sich im Raum befindet, Akkus, die tagelang durchhalten und integrierten High-End-Kameras.

Google hatte den Kauf von Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar im August 2011 angekündigt. Nach der Zustimmung der Kartellbehörden, war der Deal im Mai dieses Jahres abgeschlossen worden. Bereits damals hatte es Gerüchte über geplante Stellenstreichungen gegeben. Es ist nicht das erste Mal, dass Google nach einer Akquisition Mitarbeiter entlässt. 2008 traf es 300 Beschäftigte des zuvor gekauften Online-Werbediensts DoubleClick. Sie erhielten ihre Kündigungen nur wenige Wochen nach Abschluss der Transaktion.

Mit der Übernahme von Motorolas früherer Mobilsparte erhält Google Zehntausende von Patenten und Patentanträgen. In den noch immer eskalierenden Patentstreitigkeiten, die vor allem zwischen Smartphone-Herstellern weltweit geführt werden, kann der Suchkonzern dieses Patentportfolio zur Abwehr nutzen. Das Mobilbetriebssystem Android ist zahlreichen Patentklagen anderer Hersteller ausgesetzt.

Gleichzeitig hat Google aber auch immer wieder betont, Motorola nicht nur wegen der Patente gekauft zu haben und versichert, das Unternehmen werde weitgehend unabhängig bleiben.

Analysten bezweifeln allerdings die Erfolgsaussichten. “90 Prozent der Gewinne auf dem Smartphone-Markt gehen an Apple und Samsung. Alle anderen, von Motorola über RIM bis zu LG und Nokia kämpfen um die restlichen zehn Prozent”, zitiert die New York Times den früheren Microsoft-Manager und Mobility-Experten Charlie Kindel. “Es gibt kein wirkliches Anzeichen dafür, dass sich das so schnell ändern wird.”

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Redaktion

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