Die aktuelle Business-Intelligence (BI)-Studie der Unternehmensberatung Lünendonk zeigt die auf dem deutschen Markt aktiven BI-Spezialanbieter in robuster Verfassung. Die Marktforscher befragten 19 Anbieter, die mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit BI-Produkten und –Services erwirtschaften. Zu ihnen gehören bekannte Firmen wie SAS oder Informatica und kleinere Player wie Actuate, Qlik oder Targit. Sie können sich 2011 über einen Umsatz von 391 Millionen Euro (Vorjahr: 324,8 Millionen Euro) freuen. Der Gesamtumsatz auf dem BI-Markt liegt 2011 bei 1,1 Milliarden Euro – im Vorjahr waren es 950 Millionen Euro. Der Anteil am BI-Gesamtmark, den die 19 BI-Spezialisten vereinnahmen konnten, beträgt 2011 rund 35 Prozent, gegenüber dem Vorjahr (ca. 41 Prozent) ein Rückgang von rund sechs Prozent.
Nachfrage nach BI-Lösungen steigt mit dem Konkurrenzdruck
Die Befragten rechnen für 2012 im Durchschnitt mit einem Plus von 11,3 Prozent, in den darauf folgenden Jahren bis 2020 sollen es jährlich zehn bis 11,1 Prozent Wachstum sein. Die Ausrichtung der BI-Produkte werde sich in Zukunft aber verändern, prognostizierte Andreas Gödde, Director Business Intelligence bei SAS. Er vertrat während der Präsentation der Studienergebnisse in München die Anbieterseite.
“Keiner will mehr die Analyse der Twitter-Daten von gestern, sondern alle brauchen Analysen der aktuellen Daten möglichst in Echtzeit”, sagt Gödde. Es gehe heute darum, blitzschnell aktuelle Daten aus unterschiedlichen Quellen mehrdimensional zu analysieren und dabei zu praxistauglichen Schlüssen zu kommen. Das werde die traditionelle Datenbanktechnik und auch angestammte BI-Vorgehensweisen und – Projekte wie Data Warehouses obsolet machen. Gödde: “In fünf Jahren ist die klassische BI tot.” Deshalb investieren viele BI-Spezialisten massiv in In-Memory- und Parallelisierungstechnologien, die sie dann auch in Projekte der Großen einbringen können.
Von ihrem Umsatz haben die Befragten 2011 66,2 Prozent mit großen Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern erwirtschaftet. “Es gibt zwar immer mehr Mittelstandskunden, aber deren Projekte sind kleiner”, erklärte Mario Zillmann, Leiter Professional Services bei Lünendonk.
Die wichtigsten Umsatzträger der Anbieter sind Produkte zur Datenintegration (30,9 Prozent) und Anwendungswerkzeuge (28,5 Prozent). Sie werden besonders in Industrien gern genutzt, die unter erheblichem Marktdruck stehen: Zu den wichtigsten Kunden der BI-Anbieter gehören die Automobilindustrie (12,8 Prozent), die Konsumgüterbranche (10,7 Prozent), der unter Dauerbeschuss stehende Bereich Finanzen (10,2 Prozent) und der Handel (8,2 Prozent). Innerhalb der Unternehmen sind die Haupteinsatzfelder der BI-Produkte das Finanzwesen (32,6 Prozent) und Unternehmenssteuerung respektive Risikomanagement (23,3 Prozent). Demgegenüber rangieren weitere Einsatzfelder wie Vertrieb (11,9 Prozent) oder Marketing (9 Prozent) weit hinten.
Datenintegration und Fachkräftemangel – schwierig zu bewältigen
Als große Herausforderung betrachtet die Branche die stetig steigende Datenflut mit ihren komplexen Integrations- und Auswertungsanforderungen. Aber auch noch immer fehlende Anwenderakzeptanz und mangelnde Fachkräfte – in den USA allein soll es ein Minus von 198.000 Data-Analytics-Spezialisten geben – machen den BI-Anbietern zu schaffen. Geld für Projekte dagegen gibt es anscheinend genug. Das war sogar auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2009 der Fall.
Das wichtigste Trendthema ist derzeit, wie nicht anders zu erwarten, Big Data und damit verbunden Business Analytics. Beinahe gleichauf rangieren Anwenderwerkzeuge und komfortables Reporting, Business Performance Management und Mobile BI – schließlich sind iPads und andere Mobilplattformen in vielen Unternehmen längst Alltag. Nicht ganz einig sind sich die Befragten hinsichtlich der Bedeutung von BI-SaaS (Software-as-a-Service)-Lösungen: Rund die Hälfte billigt ihnen hohes Marktpotential zu, die andere Hälfte ist eher skeptisch.
Interessant ist die Frage, ob BI die Rolle der IT im Unternehmen eher stärkt oder schwächt. “Wir glauben, dass eine gut aufgestellte IT durch den Trend zu BI und Business Analytics eher zum gleichwertigen Partner wird”, meint Analyst Zillmann. Sicher ist nach Meinung der Befragten jedenfalls, dass Projekte immer öfter gemeinsam von Fachabteilung und BI durchgeführt werden.
Außerdem müssen inzwischen häufig auch Daten von Externen, etwa Lieferanten oder Kunden, integriert werden. Das, so ein weiteres Ergebnis, lasse sich kaum noch durch Einzellösungen bewältigen, weshalb es einen Trend zu integrierten Business-Performance-Management-Lösungen gebe. “In den meisten Projekten sitzen schon heute neben der Fachabteilung, der IT und dem BI-Anbieter auch externe Berater“, weiß Marktforscher Zillmann. BI wird so zur umfassenden Kooperationsaufgabe.”
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