“Wir werden irgendwann ein Smartphone anbieten müssen, weil so etwas in vielen Ländern der Erde der erste Computer eines Nutzers sein wird”, sagte Whitman in einem Interview mit dem Sender Fox Business. “Wir sind eine Computerfirma.”
Auf die Nachfrage, ob der schwächelnde BlackBerry-Hersteller Research In Motion vielleicht eine günstige Gelegenheit wäre, das eigene Smartphone-Portfolio zu stärken, hatte Whitman eine klare Antwort: “Nein, das ist nicht die Richtung, die wir einschlagen werden.”
Stattdessen liebäugeln die HP-Strategen offenbar mit Googles mobilen Betriebssystem Android. Denn nur zwei Tage nachdem Whitman öffentlich über eine Rückkehr in den Smartphone-Markt spekuliert hat, sind jetzt auf einer Benchmark-Site technische Daten zu einem angeblichen Android-Smartphone von Hewlett-Packard aufgetaucht.
Das US-Portals Slashgear berichtet, dass bei GLBenchmark ein Smartphone-Modell registriert wurde, das neben dem HP-Logo auch den Gerätenamen “Bender” trägt. Zu den automatisch ermittelten technischen Daten zählen demnach Android 4.0.4, ein S4-Prozessor von Qualcomm und 1366 mal 720 Pixel Auflösung. Die CPU taktet mit 1,5 GHz.
Ein Android-Smartphone würde das endgültige Aus für WebOS bedeuten. HP hatte das mobile Betriebssystem vor rund zwei Jahren zusammen mit Palm übernommen. Nachdem HP vergangenes Jahr aber die eigenen WebOS-Geräte aus dem Programm genommen hatte, war die Zukunft des Betriebssystems mehr als ungewiss. Im Dezember 2011 hatte Whitman als neue Führungskraft von HP angekündigt, WebOS zusammen mit dem Enyo-Application-Framework als Open Source weiter zu pflegen und zu entwickeln.
Vor rund einem Monat dann waren Pläne durchgesickert, wonach die Betriebssystem-Entwicklung abgespalten und in eine Firma namens Gram ausgelagert werden soll.
Quelle für diese Informationen war ein internes Memo von HP Senior Vice President Martin Risau, das unter anderem auch an CNET durchgesickert war. Gram sei eine neue Marke, dennoch wolle HP an der bisherigen Marschrichtung, Zielsetzung und Roadmap festhalten, hieß es darin. “Wir sind kein Consumer-Hardware-Brand mehr, wir sind ein anderes Unternehmen mit Fokus auf Software, User Experience, Cloud, Engineering und Partnering. Diese Veränderung wird für einige gewöhnungsbedürftig sein und das ist völlig normal”, so Risau. Gleichzeitig rief er die Mitarbeiter auf, nach neuen Talenten im eigenen Netzwerk zu suchen. Im September 2011 hatte HP über 500 Mitglieder des WebOS-Teams entlassen.
Wie genau und ob sich die jüngsten Entwicklungen rund um WebOS mit den jetzt aufgetauchten Gerüchten zu einem Android-Smartphone von HP zu einem Ganzen fügen, ist derzeit noch unklar. HP steckt aktuell in einer umfassenden Restrukturierungsphase. In den nächsten Jahren werden rund 29.000 Mitarbeiter entlassen – das entspricht mehr als acht Prozent der Belegschaft. Die Restrukturierung soll bis zu 3,5 Millionen Dollar an Ersparnissen bringen, die zum Teil für einen Ausbau von Forschung und Entwicklung vorgesehen sind.
Whitman sagte jetzt im Fox-Interview, nach ihrer Einschätzung habe man bis jetzt etwa 20 Prozent der auf fünf Jahre ausgelegten Umgestaltung geschafft. Für das kommende Fiskaljahr rechnet sie mit einem leichten Wachstum.
[Mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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