US-Regierung warnt vor Spionage durch ZTE und Huawai
Ungewohnt deutlich ist das Signal, das Washington jetzt in Richtung Peking sendet. So soll der US-Kongress jetzt in einem Bericht offiziell vor Produkten und Dienstleistungen chinesischer Unternehmen warnen. Damit bekommt das Problem der Industriespionage und des wirtschaftlichen Wettkampfes eine neue Dimension.
Erst vor wenigen Monaten hatte der Sicherheits- und Terror-Experte Richard Clarke in einem Interview vor den schleichenden Auswirkungen der Industriespionage durch gehackte Unternehmensfirewalls gewarnt: “Meine größte Sorge ist, dass es nicht dieses eine große Ereignis – die Cyber-Variante von Pearl Harbor – geben wird, sondern dass wir einen Tod durch tausend Nadelstiche sterben.” Den großen Vorfall, der die USA zum Reagieren zwingt, werde es nicht geben und die Cyber-Angriffe auf US-Unternehmen würden stets “unterhalb der Schmerzgrenze” bleiben.
Und auf diese Weise, so Clarke, würden die Chinesen Ergebnisse von milliardenteuren Forschungsprogrammen abgreifen. Die Innovationsfähigkeit der USA würde auf diese Weise geschwächt.
Clarke warnte dabei vor allem vor der ständigen aber eben auch äußert unauffälligen Arbeit von chinesischen Hackern, die ihre Kenntnisse dafür nutzen, um eben in größere US-Unternehmen einzudringen und dort Informationen zu entwenden. Seiner Ansicht nach, “sind die Chinesen schon in jede große US-Firma vorgedrungen.”
Nachdem US-Medien jetzt vorab über einen Bericht des US-Kongresses schreiben, in dem dieser vor chinesischen Herstellern wie Huawai oder ZTE warnt, scheint nicht unbedingt die Arbeit von Hackern nötig zu sein, um an die wertvollen Informationen zu kommen. Der Bericht soll am Montag vorgestellt werden.
Daraus gehe hervor, dass die US-Regierung vor diesen beiden wichtigen Playern im US-Markt deutlich warnt. Der Kongress hat offenbar Grund zur Annahme, dass die Technologie dieser beiden Unternehmen missbraucht werde, um US-Netzwerke auszuspionieren.
Ganz neu sind solche Befürchtungen indes nicht. Seit längerem machen Gerüchte über Hintertürchen und verborgene Zugriffsmöglichkeiten in der Netzwerk-Technologie dieser Hersteller die Runde. Der Kongress warnt, dass bei diesen Unternehmen auch die Regierung in Peking starken Einfluss ausübt und die abgegriffenen Informationen für wirtschaftliche und militärische Zwecke eingesetzt werden könnte.
Jetzt sollen im “Interesse der nationalen Sicherheit” Fusionen, Übernahmen oder Unternehmenseinkäufe, bei denen Huawai oder ZTE eine Rolle spielen, blockiert werden, fordert die US-Regierung. Für die Umsetzung von Projekten werde dringend empfohlen, andere Hersteller vorzuziehen. Die beiden Unternehmen haben bereits bei mehreren Gelegenheiten diesen Darstellungen widersprochen.
Im Sommer hatte der deutsche Sicherheitsexperte Felix Lindner auf einer Sicherheitskonferenz demonstriert, dass sich die Router von Huawei sehr leicht hacken lassen, weil deren Sicherheitsmechanismen sehr viele Angriffsvektoren zuließen. Es sei Linder daher nicht notwendig eigens Hintertüren in die vergleichsweise günstigen Router einzubauen.
Huawei rüstet unter anderem die deutsche Telekom aus. Neben Routern und anderen Netzwerkkomponenten für den Mobilfunk nutzen deutsche Carrier auch Surfsticks von Huawai.
Vor allem in den USA und in Australien kommt die Technologie der Chinesen jedoch immer wieder in die Kritik. So wurde Huawei aus Sicherheitspolitischen Gründen in Australien von einem größeren Breitbandauftrag ausgeschlossen.
Zudem sollte dieser Kongress-Report vor dem Hintergrund des US-Wahlkampfes gesehen werden. Beide Präsidentschaftskandidaten haben eine härtere Gangart gegen China angekündigt. Möglicherweise ist dieser Report ein erstes Zeichen dafür. Schließlich ist der Verlust von amerikanischen Arbeitsplätzen durch chinesische Konkurrenz immer wieder Thema im Wahlkampf der Kontrahenten Obama und Romney.