“Apple ist arrogant geworden”
Der Apple-Mitgründer Steve Wozniak äußert ungewohnt deutliche Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber. Aber Woz hat einige Verbesserungsvorschläge, so zum Beispiel ein offeneres iOS. Und Wozniak hat offenbar Spass mit Android.
Apple-Mitgründer Steve Wozniak hat sich in gewohnt freimütiger Weise über das iPhone 5 und iOS geäußert. “Woz” hielt sich in Südafrika auf, um auf einer Konferenz der First National Bank zu sprechen. Dort stellte er sich einem halbstündigen Interview der Website TechCentral, das auch als Podcast in voller Länge zu hören ist.
Apple hätte offener herangehen und wenigstens zwei verschiedene iPhone-Modelle mit verschiedenen Displaygrößen entwickeln sollen, monierte Wozniak, um besser mit konkurrierenden Produkten mithalten zu können. Auch wenn er loyal zu Apple stehe, wünschte er sich doch, das Unternehmen hätte “Schritte unternommen”, um die Marktanteile besser gegen Android zu verteidigen.
“Was hätte Apple tun können?” so seine Frage. “Mein einziger Vorschlag liefe auf ein iPhone hinaus, das ein ebenso gutes Produkt wäre, aber offener.” Als Beispiels nannte er iTunes, das Apple 2003 auch als Software für Microsoft Windows verfügbar machte. Dieser Schritt habe Apple erfolgreich gemacht, seine Größe verdoppelt und zum Erfolg einer ganzen Generation von iProdukten geführt. “Warum können wir kein iTunes auf Android haben? Wir sollten unsere Musikplattform anbieten, wo immer wir können.”
Der Apple-Mitgründer hält viel von Android, das er eher als ein Produkt im Apple-Stil sieht als etwas, das von Microsoft kommen könnte. Android-Gründer Andy Rubin nannte er einen langjährigen guten Freund und “absoluten Apple-Kopf”. Windows habe er selbst nie gerne benutzt, aber mit Android gehe es ihm anders.
“Ein Teil von mir wünscht sich, Apple wäre nicht so arrogant und gäbe sich nicht so, als ob sie als einzige den vollen Durchblick hätten”, sagte er. “Ich wünschte, sie hätten verschiedene Versionen gemacht – eine kleine und eine große Version des iPhone.” Die Rechtfertigung Apples für das Einheitsmodell mit 4 Zoll Diagonale wies er zurück. “Ich glaube, Apple hat sich selbst mit dem Argument hereingelegt, es lasse sich alles mit dem Daumen erreichen. Ich glaube nicht, dass irgend jemand Probleme damit hat, größere Displays zu nutzen. Aber Apple hat das zu seiner Verteidigung vorgebracht, weil alle anderen größere Bildschirme haben.”
“Nicht alle Menschen wollen das Gleiche”, beharrte er. “Viele wollen größere Displays. Man hat das Gefühl, mit einem größeren Display sehr viel mehr zu bekommen.”
In einem früheren Interview mit Bloomberg äußerte Steve Wozniak auch seine dezidierte Meinung zum Jury-Urteil im kalifornischen Patentprozess zwischen Apple und Samsung. “Ich hasse es”, sagte er. “Ich glaube nicht, das die Entscheidung in Kalifornien Bestand haben wird. Und ich stimme nicht damit überein – solche kleinen Dinge nenne ich nicht wirklich innovativ.”
[mit Material von Chris Matyszczyk, News.com und Bernd Kling, ZDNet.de]