CIOs nur Zaungäste im Top-Management

Zu wenig Erfahrung und keine unternehmerischen Fähigkeiten. So denkt das Top-Level-Management über ihre Technologie-Verantwortlichen. Daher zählen auch nur 17 Prozent aller CIOs zum inneren des Führungskreises eines Unternehmens. Damit sind sie von den meisten wichtigen strategischen Entscheidungen ausgeschlossen.

CIOs schneiden im Urteil anderer so genannter C-Levels meist nicht besonders gut ab. Wie eine Studie von Ernst & Young jetzt zeigt, traut man ihnen meist keine Business-Entscheidungen zu und man sieht auch zu wenig Erfahrung in geschäftlichen Dingen. Daher sind sie bei vielen Entscheidungen nur Zaungäste.

In der Untersuchung “Die DNA des CIO” werden lediglich 17 Prozent der CIOs als gleichwertige Spitzen-Manager angesehen. Und nur 43 Prozent sind in den Unternehmen dann auch an strategischen Entscheidungen beteiligt.

Das überrascht vor allem in Zeiten wie diesen. Denn häufig entscheiden technologische Strategien über das Wohl und Wehe eines Unternehmens: Business Effizenz, Produktivität, Kostenreduzierung oder auch die Business-Analyse sind heute Begriffe, die man sehr schnell mit entsprechenden IT-Lösungen in Verbindung bringt, wie der Ernst & Young Analyst Jason McLean erklärt.

Je größer das Unternehmen, desto mehr verschärft sich offenbar auch das Problem. Denn nur 38 Prozent der befragten CIOs aus großen und mittelständischen Unternehmen sehen sich von ihren C-Level-Kollegen in ausreichender Weise unterstützt. Vor allem in Unternehmen mit Umsätzen jenseits der Milliarde mangle es an Unterstützung beklagen sich die CIOs.

Und so glauben 60 Prozent der CIOs, dass sie für Ihr Unternehmen einen signifikanten Beitrag für die Wertschöpfung im Unternehmen leisten. Doch nur 35 Prozent der CEOs, CFOs oder COOs stimmen in dieser Sichtweise mit ihren Technologie-Kollegen überein.

Und so kann sich in vielen Unternehmen der CIO nicht als so genannte Business-Enabler etablieren. Statt sich mit den CIOs zu beraten, auf welche Weise die IT dazu beitragen könnte, die Wertschöpfung des Unternehmens zu verbessern, beschränken sich die meisten Top-Manager darauf, über das IT-Budget zu verhandeln.

Das Problem scheint aber dennoch recht weit verbreitet. silicon.de-Blogger Jörg Hesske etwa zitiert  das Marktforschungsunternehmen Tatum mit den Worten: “CIOs kommen nicht aus der Welt des Business und verstehen diese deswegen nicht.”

McLean erklärt daher auch gegenüber ZDNdet.com: “Die Business Executives haben nicht das Gefühl, dass der CIO diejenigen Geschäftsbereiche anzutreiben, die man auch von ihnen erwartet.” Und das liege häufig daran, dass man den CIO zwar wegen seiner fundierten technischen Kenntnisse schätzt, dass dieser jedoch nicht im ausreichendem Maße dafür qualifiziert ist, unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

“Ich glaube zwar, nicht, dass man hier einer Interessensgruppe die Schuld für diese Wahrnehmung geben sollte, aber es ist dennoch interessant, die Wahrnehmung dieser Rolle der anderen Business Executives zu kennen”, so McLean.

Und damit stimmt McLean auch ein altes Lied davon an, dass man nämlich das Top-Level-Management dazu erziehen muss, dass sich zum einen die IT in großen und schnellen Schritten verändert und das zweitens auch solche neuen technologischen Möglichkeiten schließlich auch in die allgemeine Geschäftsstrategie integriert werden sollten.

Es lohnt sich auch der Blick auf die Ausbildung der CIOs. Knapp die Hälfte aller CIOs können einen Abschluss in einem technologischen Bereich vorweisen. Lediglich 10 Prozent haben einen betriebswirtschaftlichen Abschluss. Und die meisten CIOs verbringen den Großteil ihrer Zeit mit IT-Themen.

“Die Weiterbildungs-Agenda und die Auseinandersetzung mit übergeordneten Führungsthemen ist eine wichtige Rolle für CIOs”, erklärt McLean. Daher müsse der CIO auch “mehrsprachig” sein und sowohl die Sprache der Technik als auch die Sprache des Business verstehen und auch aktiv sprechen. Auch das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis und wird von verschiedenen Marktforschungsinstituten und Beratungshäusern seit Jahren gepredigt. Interessant ist aber, dass sich seit Jahren am Status Quo nur marginale Veränderungen ergeben.

Und das scheint auch der Ernst & Joung Analyst zu wissen: “Natürlich ist das ein wichtiger Punkt den wir auch ändern sollten. Aber ich weiß nicht, ob es sich innerhalb der nächsten Jahre komplett ändern wird.”

Und so wird der laut Studie typischerweise 43-jährige, männliche CIO, der seinen Posten seit etwa fünf Jahren bekleidet und seit etwa sieben Jahren in dieser Funktion arbeitet, wohl noch weitere Jahre eine Etage unter dem Top-Management rangieren. Seine Chance, so die Studie weiter, einen Sitz im inneren Führungszirkel des Unternehmens zu bekommen liegt bei etwa 20 Prozent.