Daten-Kluft: CIOs zwischen Big Data und Real Time

Immer wenn Unternehmen für die Steuerung der Geschäftsaktivitäten zwischen historischen und aktuellen Daten unterscheiden müssen, liege so etwas wie eine Datenkluft vor. Diese Datenkluft oder Data Divide, hat der Hersteller Tibco in einer Befragung von 300 CIOs untersucht.

Demnach ist diese Datenkluft heute bei vielen Unternehmen nach wie vor an der Tagesordnung. Ein weg, diese Kluft zu überwinden ist die Verwendung von Echtzeitdaten. Doch hier sieht Tibco noch erheblichen Nachholbedarf. Denn in Deutschland nutzen lediglich 53 Prozent der befragten CIOs das Potential der Echzeitanalyse.

Damit liege Deutschland im europäischen Vergleich sehr gut. Denn französische Unternehmen setzen nur zu 43 Prozent auf Echtzeitanalyse. In Großbritannien sind es sogar nur 38 Prozent. Dabei wurde jedoch die Leistungsfähigkeit der Datenanalyse als Basis für das Management von Geschäftsprozessen abgefragt.

Deutsche Unternehmen verwalten im Schnitt 743 TB Daten, so ein Ergebnis der Studie. Auch wenn derzeit nur die Hälfte der Anwender eine Echtzeitdatenanalyse umgesetzt hat, scheint ein großer Teil der deutschen CIOs ist sich der Risiken bewusst, auf der falschen Seite der Daten-Kluft zu stehen. Laut Befragung erwarten 46 Prozent der Befragten in Deutschland in Zukunft spürbare Nachteile, die daraus entstehen, wenn sie nicht in der Lage sind, anhand von Daten zeitnah Geschäftschancen identifizieren und darauf reagieren zu können. Acht Prozent sehen hier sogar das Risiko von “katastrophalen” Folgen aus. Für 38 Prozent scheint es so zu sein, dass die Konsequenzen eher moderat ausfallen. Für acht Prozent der CIOs scheint das Thema Echtzeitdatenanalyse keinen nennenswerten Einfluss auf den Geschäftserfolg zu haben.

Und so sammeln und analysieren derzeit 53 Prozent der befragten deutschen Unternehmen Daten für die Steuerung der Geschäftsaktivitäten in Echtzeit. 35 Prozent planen künftig den Datenpool zu erschließen. Derzeit sammeln etwa 10 Prozent der CIOs die Daten lediglich zu Compliance-Zwecken. Zwei Prozent der CIOs sammeln zwar ebenfalls Daten, haben aber offenbar keine Verwendung für diese Informationen.

Dabei gibt es natürlich auch Gründe, die einer Einführung entgegenstehen. 29 Prozent der CIOs geben an, aufgrund mangelnder Ressourcen keine entsprechenden Maßnahmen durführen zu können. Bei 23 Prozent der CIOs sind es zu eng gefasste Budgets und 15 Prozent beklagen sich über mangelndes Verständnis für die Notwendigkeit solcher Maßnahmen im Unternehmen. Jeweils 10 Prozent nenne fehlende Unterstützung im Vorstand oder technische Probleme genannt. Für 13 Prozent haben derzeit andere Maßnahmen höhere Priorität.

“Was wir den ‘Zwei-Sekunden-Vorsprung’ nennen, bringt Unternehmen wesentliche Vorteile in ihrer Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit“, sagt Mark Darbyshire, EMEA CTO bei TIBCO Software. “Anders formuliert geht es um die Fähigkeit der Unternehmen zu erkennen und zu verstehen, was auf sie zukommt, und entsprechende Anpassungen oder Vorkehrungen zu treffen.”

„Geschäftschancen zu identifizieren und zu nutzen oder drohende Risiken abzuwehren ist für das langfristige Überleben unverzichtbar“, fährt Mark Darbyshire fort. „Auf der falschen Seite der Daten-Kluft zu stehen wird damit in Zukunft ein Nachteil mit fatalen Folgen sein.“

Die Tatsache, dass längst nicht alle Unternehmen eine Echzeitlösung für ihre Daten implementiert haben, mag vielleicht auch daran liegen, dass in vielen Branchen oder Unternehmen noch nicht ganz klar ist, ob aber noch viel wie diese zwei Sekunden Vorsprung tatsächlich dazu beitragen können, ein Unternehmen besser zu führen. Die Forrester-Analystin Julie Ask etwa sieht vor allem im mobilen Bereich großes Potential, das sich jedoch derzeit noch nicht kommerziell nutzen lässt.

Doch natürlich gibt es auch Branchen und Unternehmen, für die es durchaus wichtig sein kann, möglichst schnell Informationen auswerten zu können. In einem kostenlosen Leitfaden zum Thema Big Data nennt der Branchenverband Bitkom auch mehrere Beispiele, wo Echtzeitdatenanalysen einen echten Mehrwert bringen können. So etwa bei der Risikobewertung in Echtzeit bei der United Overseas Bank aus Singapur oder dem Flottenmanagement des Navigationsspezialisten Tom Tom. Auch ein Spezialist gegen Kreditkartenbetrug, den der Bitkom-Leitfaden allerdings nicht namentlich nennt, muss sehr schnell Entscheidungen treffen.

Bei Tom Tom Business Solutions müssen die Datenmengen aus rund 175.000 Geschäftsfahrzeugen , die im Minutentakt gesendet werden, ständig analysiert werden. Die Fahrzeuge übermitteln beispielsweise Statusinformationen, Positionsangaben, Daten von digitalen Tachographen, Verbrauchswerte, Orderdaten und exakte Ankunftszeiten mit. Täglich kommen auf diese Weise über 70 Millionen Meldungen zusammen, die umgehend verarbeitet werden müssen, um Disponenten und Fuhrparkmanager Realtime-Informationen für die Steuerung ihrer Flotten bereit stellen zu können.

Redaktion

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