Zum Start des neuen Geschäftsjahrs (1. Juli) präsentierte Microsoft am 08. Juli auf der weltweiten Partnerkonferenz die allgemeinen Ziele für die nächsten Jahre und konkrete Strategien sowie Taktiken für die kommenden 12 Monate. (siehe Newsletter 28/2012). 93 Tage nach dieser Veranstaltung fand das deutsche Pendant zur weltweiten Partnerkonferenz in Stuttgart statt. Diese Veranstaltung bildet hierbei einen Auftakt für das größte Launch-Jahr in der Geschichte von Microsoft. Vertreter von Partnerunternehmen aus allen Bundesländern kamen in Landeshauptstadt. Es wurde eifrig und kontrovers diskutiert.
Die Stimmung war entspannt in der Porsche Arena in Stuttgart. Unter dem Motto „Let’s keep in Touch“, hatte Microsoft Deutschland in diesem Jahr zur Deutschen Partnerkonferenz nach Stuttgart geladen. Microsoft will mit dieser Veranstaltung seine 38.000 Partner in Deutschland auf das größte Launch-Jahr in der Unternehmensgeschichte einstimmen. Bereits eingeführt wurden die neuen Generationen von Windows Server (Windows Server 2012), dem SQL-Server sowie dem System Center. Unmittelbar vor der Tür stehen die Markteinführungen von Windows 8 und Windows Phone. Beides soll noch in diesem Monat geschehen. Das neue Office wird für das erste Quartal 2013 erwartet. Zwar nennt Microsoft hier noch kein „offizielles“ Datum. Allerdings war im „Flurfunk“ häufiger vom Zeitraum 11. bis 15 Februar 2013 die Rede.
Jedoch sind rings um die kommende Office-Generation weitere wichtige Daten und Zeitpunkte bekannt. So hat das neue Office den Status Release to Manufacturing (RTM) erlangt. Also quasi den finalen Release-Stand. Kunden mit Active Software Assurance werden ab Mitte November Office 2013 (=Client) und die Server-Produkte SharePoint 2013, Lync 2013, Exchange 2013) downloaden können. Auch IT-Pros und Entwickler in den entsprechenden Microsoft-Programmen werden in diesem Zeitfenster Zugriff auf die neue Generation erhalten.
Ferner wird ab November Office 365 mit signifikanten neuen Funktionen ausgestattet.
So oder so: Die kommende Generation von Office wird kommen – ob einen Tag früher oder später ist nur für diejenigen entscheidend, die aktuell – und bis März 2013 – ihre langfristigen Verträge mit Microsoft verlängern wollen oder müssen. Allerdings kommt das neue Office in mehr Varianten und Darreichungsformen, wie in der Vergangenheit. So wird es neben den „klassischen Client-Produkten“ (Rich Client) noch die Office Web Apps, Office 2013 RT sowie „Office-Apps“ ( … MX) geben. Letztere sind Apps für Smartphones, Tablets & Co – und sicherlich zeitnah auch eine (welche) für das iPad. Hier gilt es sowohl für den IT-Channel als auch für Entscheider in Anwenderunternehmen, sich frühzeitig mit den neuen Optionen der Bereitstellung von Office-Produktivitätslösungen zu beschäftigen. Dies gilt sowohl für die Client-Seite, als auch für die Server. Insbesondere SharePoint 2013 und die kommende Generation von Lync warten mit zahlreichen neuen Funktionen und evolutionären Ansätzen auf. Es gilt in diesem Zusammenhang allerdings auch zu prüfen, ob die Lösungen die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Unternehmens im Allgemeinen und der unterschiedlichen Anwender (Rollen) erfüllen oder ob durch Drittlösungen optimiert werden muss. Die Experton Group empfiehlt allen Anwenderunternehmen, die aktuell umfassend auf Office-Produktivitätslösungen aus dem Hause Microsoft setzen, sich in den kommenden vier Monaten intensiv mit den kommenden Varianten für die Client- und den Server-Generationen zu beschäftigen. Insbesondere dann, wenn eine Verlängerung von Volumenverträgen bevorsteht und/oder eine stärkere Adaption von Social Business for Collaboration und Communication (SB4CC) angestrebt wird. Eine solche Betrachtung sollte zwingend im Zusammenhang mit der Client-Strategie des jeweiligen Unternehmens einhergehen. Eine Betrachtung von Office-Produktivitätslösungen, welche die Schnittstellen (Geräte) zum Anwender nicht berücksichtigt, greift zu kurz.
Windows 8
Ganz oben auf der Agenda von Microsoft für die kommenden Wochen und Monate steht zweifelsohne Windows 8. Auch hierfür wurde auf der Partnerkonferenz viel Vortragszeit investiert. Neben der ab dem 26. Oktober zu erwartenden Werbekampagne investiert Microsoft – absolut richtig – große Summen darin, um die Partner „ready for Windows 8“ zu machen. Aktuell wurden bisher 7.000 Partner trainiert. Bis zur allgemeinen Verfügbarkeit plant Microsoft knapp 15.000 Partner mit dedizierten Maßnahmen erreicht zu haben. Für viele Unternehmen im IT-Channel wird Windows 8 eine Fortschreibung einer glorreichen Zeit mit Microsoft und Windows. Eine Vielzahl an Unternehmen aus dem IT-Channel hat in den letzten 24 bis 30 Monaten starke Umsätze – und starke Erträge – erzielt. Gleiches wird auch bei Windows 8 möglich sein. Die unterschiedlichen Unternehmenstypen und Wertschöpfungsstufen im IT-Channel bekommen ein breites Spektrum an Möglichkeiten, rings um das eigentliche Produkt Windows 8, Beratungsleistungen, Services und Produkte zu verkaufen. Angefangen bei Beratungsleistungen im Umfeld einer integrierten Client-Strategie („Client oft the Future“), über Migrationsprojekte von Windows XP auf Windows 8, über die Entwicklung und Anpassung von Individualsoftware auf die Chancen, die das „Modern UI“ bietet, bis hin zu integrierten VDI-Konzepten in Kombination mit Windows Server 2012. Insbesondere in der Kombination mit anderen Produkten aus dem Hause Microsoft – oder Drittanbietern – können umfängliche Angebote geschürt werden, die sich in barer Münze auszahlen. So lassen sich in Kombination mit dem Windows Server 2012 und dem System Center moderne Client-Infrastrukturen bauen, die für den Anwender Vorteile bringen und dem Channel trotzdem lukrative – also ertragreiche Umsätze – ermöglichen. Auch bietet die Markteinführung von Windows 8 die Chance, Managed Client Services neu – und in Kombination mit dem Produktgeschäft – zu positionieren. Insbesondere Unternehmen aus dem IT-Channel, die neu in das Servicegeschäft einsteigen wollen, bietet Windows 8 eine starke Gelegenheit. Produkte wie Windows Intune bieten hier zusätzliche Optionen. Wichtig ist die frühzeitige Planung von Leistungen und Umsatzströmen aus den Bereichen Beratung, laufendem Service und T&M.
Dessen ungeachtet: Die Rolle und Bedeutung von Client-Betriebssystemen nimmt peu à peu ab. Zunehmend rücken Betriebssysteme in den Fokus der Konsumenten und IT-Entscheider, die nicht aus dem Hause Microsoft stammen. Der IT-Channel muss sich, angesichts der Entwicklungen im Smartphone- und Tablet-Markt, bei der Sortimentszusammenstellung auf die dynamischen und stark heterogenen Anforderungen der Kunden in Unternehmen und von Konsumenten, einstellen. Eine Fokussierung auf die eine Plattform Windows 8 mit den jeweiligen Angeboten der OEMs wird nicht ausreichen. Der Markt bietet so viel mehr – und den Anwendern ist dies auch bekannt.
In den letzten 34 Monaten haben sich immer mehr Anwenderunternehmen für Clients entschieden, die nicht auf Systemen aus dem Hause Microsoft basieren. Sie greifen auf Geräte von Apple oder mit dem Android-Betriebssystem zurück. Dabei ist für alle Beteiligten wichtig zu erkennen: Zwischen iPad und Galaxy Tab auf der einen Seite und dem Microsoft-Ansatz (alle Clients bekommen ein User Interface) anderseits, stehen sich nicht nur die beiden Welten Android/iOS und Windows 8 (Microsoft) gegenüber – es ist vielmehr eine andere Philosophie. Die Frage, die sich stellt, lautet: Wie viel Fortschritt verträgt der Anwender auf dem Weg zur ganzheitlichen Client-Struktur und möchte er diese überhaupt? Losgelöst von einer Image-Diskussion wird Microsoft hier nur erfolgreich sein, wenn die Vorteile der Microsoft-Philosophie sowohl Konsumenten als auch Entscheidern in den Unternehmen sehr schnell nahegebracht wird. Es ist fraglich, ob dies über alle Zielgruppen und für alle Formfaktoren hinweg gelingen wird.
Sowohl der IT-Channel als auch Entscheider in den Anwenderunternehmen müssen jetzt entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Experton Group hat vor kurzem 121 Entscheider in Unternehmen mit mehr als 500 PCs in einer umfassenden Analyse befragt. Derzeit wird in den befragten Unternehmen noch immer überwiegend Windows XP als Client OS eingesetzt. Zukünftig – also innerhalb der nächsten 12 Monate – wird sich dieser Wert deutlich zugunsten Windows 7 reduzieren. Hier laufen derzeit zahlreiche Projekte. Die Bedeutung von Windows XP wird in den kommenden 12 Monaten auf eine marginale Größe sinken. Windows 7 wird dominieren, Windows 8 wird aufblühen. 16 Prozent der Befragten gaben an, Windows 8 in den kommenden 12 Monaten als primäres Client-Betriebssystem für PCs einzusetzen. Unternehmen mit 500 bis 999 PCs planen die stärkste Adaption von Windows 8 in den kommenden 12 Monaten. Kurzum: Beim klassischen Client kann und wird Windows 8 sehr schnell relevante Marktanteile gewinnen – jedoch nicht zwingend gegen Windows 7. Bei Tablets wird die Verbreitung sicherlich schwieriger werden. Zusammenfassend gesagt: Windows 8 – respektive das „Modern UI“ ist einzigartig in einer Weise, in der auch Picasso einzigartig war. Viele Künstler werden in den Anfangsjahren jedoch verkannt. Und genau so ist es, im übertragenen Sinn, auch bei Windows 8 – bei dem „Modern UI“: Es wird dauern, bis sich die dahinterstehende Philosophie behauptet – oder eben nicht. Was Microsoft mit Windows Phone gestartet hat und bei der Xbox sowie Windows 8 fortführt, ist eher mit einem Langstreckenlauf zu vergleichen als mit einem Sprint.
Aber nicht nur Produkte, sondern auch Cloud Services, die diese neuen Technologien erst möglich machen, stehen mehr und mehr im Fokus von Microsoft
Das unterstreicht den Wandel von Microsoft vom Softwareunternehmen hin zu Anbieter von Cloud Services. Dies wird begleitet durch eine dafür optimierte IT-Infrastruktur auf Servern, PCs, Notebooks und Smartphones. Dabei zielt Microsoft auch insbesondere auf kleinere und mittelständische Unternehmen (KMUs) ab. Hier bietet stark wachsende Nachfrage, oftmals einfache Strukturen und ungemanagte Kundenbeziehungen Wachstum und Optionen zur Kundenbindung.
Auch deshalb investiert Microsoft hier stark in Partner. Neue Trainings und Qualifizierungsmaßnahmen sollen es Partnern im Ergebnis ermöglichen, den Kunden besser ansprechen und bedienen zu können.
Darüber hinaus positioniert sich Microsoft zukünftig auch über Geräte (Devices). Wie Microsoft im jährlichen „Brief an die Aktienbesitzer“ mitteilte, sieht Microsoft sich zukünftig stärker als ein Unternehmen, welches „Devices and Services“ anbietet. In der Entwicklung neuer Formfaktoren und der Kombination von Geräten mit Services sieht der Konzern sein Heil. Wir haben bereits vor ca. zwei Jahren im Rahmen dieses Newsletters ausführlich über den Nutzen für Anwender (und Anbieter) von kombinierten Angeboten bestehend aus Geräten, Software und Services berichtet.
Insbesondere Anwenderunternehmen, die Microsoft als strategischen Lieferanten eingestuft haben, müssen sich mit der Anpassung der Unternehmensausrichtung von Microsoft kritisch auseinandersetzen. Es gilt, Chancen und Risiken zu bewerten.
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten
Microsoft macht nach eigenen Angaben noch immer 95 Prozent der Umsätze mit bzw. über Partner. Und dies soll in den kommenden Jahren auch so bleiben. Auch investiert Microsoft einen großen Batzen in die Partner und deren Ausrichtung. Die Partner sollen sich hier nicht von den – insbesondere in den USA – aufkommenden „Stores“ beunruhigen lassen. Surface, die hauseigene Hardware-Idee für Windows 8 ist keine Herausforderung oder Kampfansage an die Partner, und die gezielte Anheuerung von Kompetenzträgern in unterschiedlichen Service-Bereichen – verbunden mit zusätzlichem Push der eigenen Service-Angebote – gilt auch als normal.
Egal wie diese Entwicklungen von Partnern oder Anwendern gewertet wird: Microsoft bietet – zumindest für die kommenden Jahre – eine Biozönose in einem lukrativen Ökosystem, welches sogar in wirtschaftlich turbulenten Zeiten einen Ort der Sicherheit bietet. Oder in anderen Worten: In den kommenden Jahren ist Microsoft ein – wenn nicht sogar „der“. sichere Ankerpunkt im IT-Universum für viele Unternehmen der IT-Wertschöpfungskette. Wirtschaftskrise hin – Abschwung her. Es ist jedoch fraglich, wie sich der Lebensraum langfristig entwickeln wird, und ob es zukünftig noch für alle „Lebensformen“ genug – und/oder den richtigen – Lebensraum gibt. Um es mit Darwin zu halten: „Es werden die sein, die am besten angepasst sind und nachhaltige Innovationen am schnellsten aufgreifen.“ Oder in anderen Worten: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Was bleibt: “Stop selling Ships. Start selling Destinations.”
Microsoft hat seinen Partnern abermals deutlich gezeigt, wohin die Reise in den kommenden Monaten und Jahren gehen soll. Die Gesamtheit der Möglichkeiten, sich als Unternehmen im IT-Channel mit den Produkten und Services von Microsoft zu positionieren, zu etablieren und zu entwickeln wurde aufgezeigt. Es ist Aufgabe der Partner, diesen Weg mitzugehen – oder eben nicht. Die Entscheidung kann keinem abgenommen werden.
So oder so: Der Lauf der Zeit kann für das Arbeiten eines Technologiekonzerns günstig oder ungünstig sein. Für Microsoft im Allgemeine, und die Client-Welt im Besonderen waren die letzten Jahre zwar monetär und in Absatzzahlen wohl gesinnt. Bezogen auf Wahrnehmung, Trends und Emotionen konnten jedoch andere überzeugen: Sei es Apple mit dem iPad, sei es die entstandene Android-Welt oder sei es der aufziehende Fixstern am OEM-Himmel Samsung mit seinen zahlreichen Android-Modellen. Oder war doch alles nur eine Modeerscheinung, und Microsoft hatte im Client-Bereich nur eine Schwäche. War es so wie seinerzeit in der Schule: In jeder Klasse gab es doch so einen Typen. Einer, der immer die besten Noten geschrieben hat. Null Fehler. Eins-Plus „mit Sternchen“. Insgeheim hat man ihn ein bisschen beneidet, weil ihm die Noten nur so zuzufliegen schienen. Dass es harte Arbeit war, wollte nicht einleuchten. Umso glücklicher war man dann, wenn genau dieser Typ mal eine Vier oder Fünf bekam. Dann konnte schön gelästert werden. Nur das Problem war, dieser Typ blieb Klassenbester. Ein wenig gleicht diese Situation der von Microsoft und den Client-Angeboten (Windows für PC und Phone) in den letzten 18 bis 24 Monaten. Zwar immer noch Marktführer, relevante Produkte strategisch besetzt und dennoch in der Gunst von Partnern, Kunden oder Massenmedien weniger wertgeschätzt als ein „Daherkömmling“ wie Apple mit seinen vermeintlichen „Mickey-Mouse-Produkten“.
In den kommenden Wochen – und Monaten – wird sich jedoch zeigen, ob der Primus im Client-Bereich zurück zur alten Stärke kommt – und dies nicht nur aufgrund historisch gewachsener Strukturen, sondern auf Basis von Innovationen.
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