Im alten Westberlin war der Postbahnhof am Gleisdreieck auch als Charles-Bukowski-Ecke bekannt. Die Post suchte immer nach Leuten, die Züge entluden, Pakete sortierten und in die LKWs stapelten. Vor allem die Nachtschichten waren berüchtigt. Einerseits waren sie damals fürstlich bezahlt – andererseits war es Knochenarbeit. Um an mehreren Nächten am Stück Geld zu verdienen, brauchte man größere Mengen an Paracetamol, Zigaretten und Alkohol.
Von hier aus versorgte die Post vor allem Schöneberg, Neukölln und Kreuzberg mit Paketen. Und der Bahnhof war – angeblich – dafür berüchtigt, dass in keiner anderen Poststelle so viele Paketsendungen verschwanden wie hier. In nur wenigen anderen Jobs sanierten sich Studenten so schnell und nachhaltig für die nächsten Wochen oder Monate Studium.
Heute stehen computergesteuerte Förderbänder irgendwo am Stadtrand. In den alten Hallen der Post unter dem Bahnhof Gleisdreieck ist eine Veranstaltungshalle eingezogen. Das frühere Niemandsland liegt heute an der südlichen Begrenzung des Potsdamer Platzes mitten im Zentrum Berlins.
Gestern war der alte Bahnhof festlich erleuchtet, Microsoft hatte den Roten Teppich ausgerollt. Zwischen den gelben Backsteinwänden unter der genieteten Stahlbrücke der Hochbahn begrüßte der Konzern 400 Gäste, die beim Windows-8-Launch dabei sein wollten und anschließend die große Party feierten.
Die Zeit hat die Stadt verändert. Berlin sei heute die Stadt der “New App Economy” unterstreicht Oliver Gürtler, Leiter des Geschäftsbereichs Windows bei Microsoft Deutschland im Gespräch. Als Ort für den Launch habe Microsoft auch deshalb Berlin gewählt, weil man mit Windows 8 ein Teil dieser Szene werden wolle. Um dieses Vorhaben deutlich zu unterstreichen, schaltete der Konzern zwischen den Reden des amerikanischen und des deutschen Managements hinüber nach Berlin Mitte in das Zentrum der Start-Ups in die mittlerweile in der IT-Welt bekannte Torstraße.
Hier hat Microsoft eines der Start-Up üblichen Lofts gemietet. Vor Ort betreue man die App-Entwickler und ihre neuen Unternehmen. In der Dark Side Bakery unterstütze Microsoft die Start-Ups beim “Apps backen”, so Gürtler weiter.
Wie viele Apps seit gestern für Microsoft-8-Kunden tatsächlich bereitstehen, wollte oder konnte er allerdings nicht sagen. Aber Gürtler hatte andere Zahlen mit nach Berlin gebracht – alleine 7000 Entwickler seien in Deutschland bei Trainings und Workshops gewesen. Weltweit stünde Microsoft mit 400.000 Entwicklern in Kontakt – CIOs, IT-Hersteller, Partner, Kunden, ISVs, Freiberufler, alle interessierten sich für die neuen Konzepte.
Im Gespräch lässt Gürtler Namen von Start-Ups fallen, die gestern Abend im Postbahnhof ihre Produkte präsentierten. Auch der ein oder andere ISV habe bereits Apps vorgestellt – beispielsweise Business Intelligence oder Planungssysteme. Und natürlich seien auch schon die Software-Giganten mit an Bord und hätten auf Windows-Partner-Konferenzen Apps präsentiert.
Alle Kunden, die sich für den Wechsel auf Windows 8 entscheiden, sollten nicht nur darauf zählen, unmittelbar Apps zu erhalten. Sie könnten sie für sich und für ihre Mitarbeiter oder Kunden schnell und unkompliziert selber entwickeln, im Netzwerk des Unternehmens bereitstellen oder vermarkten.
Für Gürtler ist das Potential enorm. Wie Microsoft meldet, laufe auf 1,2 MilliardenSystemen eine Version von Windows. Davon seien alleine 750 Millionen Geräte weltweit mit Windows 7 ausgestattet. Und viele hundert Millionen Anwender müssten bis April 2014 von XP zu einem neuen Betriebssystem wechseln. Microsoft werde die Migration mit Werkzeugen und Knowhow unterstützen. Denn Gürtlers große Hoffnung sei natürlich, dass möglichst alle Kunden den großen Sprung auf Windows 8 wagen.
1,4 Milliarden potentielle User für die Produkte der “New App Economy” aus Berlin Mitte: das ist das große Versprechen Microsofts an diesem Abend im alten Schöneberger Postbahnhof.
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Den kompletten Review zu Windows 8 finden sie auf ZDNet.de.
Außerdem widmet sich silicon.de-Starkolumnist Achim Killer heute dem neuen Betriebssystem.
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