Google baut offenbar massiv den Online-Datenbankdienst Cloud SQL aus. So unterstützt und verwaltet der Dienst jetzt Installationen von bis zu 100 GByte für das Caching vervierfacht der Anbieter den verfügbaren RAM auf bis zu 16 GByte.
Wie Google in einem Blog dazu festhält, kann der Anwender jetzt aber auch wählen, ob die Datenbank in einem europäischen oder amerikanischen Rechenzentrum gehostet wird. Das dürfte vor allem für europäische Anwender ein wichtiges Kaufargument sein.
Diesen Dienst fußt Google auf der MySQL-Engine, über die Google nicht nur das hochverfügbare System anbietet und die Daten asynchron in verschiedenen Regionen speichert, sondern auch bei Bedarf skalieren kann. Der neue Google-Dienst kann natürlich auch sehr eng mit anderen Google-Angeboten integriert werden. Bis Juni 2013 kann die Datenbank kostenlos mit einem halben GByte Speicher getestet werden. Allerdings ist der Dienst noch nicht für Deutschland lokalisiert.
Mit diesem Angebot schließt Google nicht nur gegen den derzeitigen Cloud-Primus Amazon auf, sondern stellt auch eine neue Konkurrenz für kleinere Spezialisten wie den finnischen Anbieter Sky SQL dar. Das Unternehmen hatte erst vor einigen Wochen ein kostenloses Management für hochverfügbare Datenbank-Deployments in der Cloud vorgestellt.
“Ich freue mich darüber, dass Google mit dem Angebot sozusagen eine Anerkennung für die Datenbank MySQL der Cloud macht”, kommentiert Kaj Arnö, Executive Vice President Products SkySQL Ab, das mit der Cloud-Data-Suite eine kostenlose Datenbank-Verwaltung für MySQL und Maria DB auf Amazon bietet.
Arnö sieht das Google-Angebot derzeit hauptsächlich an kleine oder mittelständische Anwender von Google Apps gerichtet. “Für diese Sichtweise spricht in meinen Augen auch die Tatsache, die angebotenen Datenbank-Größe mit maximal 100 GB.” Zudem sehe Arnö in dem SQL-Cloud-Angebot von Google einen weiteren Schritt in der Reifung des Cloud-Datenbank-Marktes. “Man ist ja nicht immer mit Amzon verheiratet”, so der Finne. Durch das neue Google-Angebot, das Sky SQL als Dienstleister genau prüfe, gebe es neue Möglichkeiten, die Portabilität von Cloud-Installationen zu verbessern.
Doch nicht nur spezialisierte Anbieter, so vermuten Analysten, könnten die neue Konkurrenz zu spüren bekommen. “Auch wenn Oracle die Kommerzielle Version von MySQL besitzt, glauben wir, dass die wachsende Verbreitung von Open Source MySQL in den vergangenen Jahren, Oracles Kern-Datenbank-Geschäft unter Druck gesetzt hat”, erklärt etwa Peter Goldmacher, Investment Analyst bei Cowen & Co. So habe Oracle in den vergangenen vier Jahren das Lizenzgeschäft hier Währungsbereinigt nur um 2 Prozent steigern können.
Laut Goldmacher sei es vor allem die quelloffene Variante von MySQL, die sowohl On-Premises wie auch gehostet stetig an Popularität gewinnt. Google verschärfe nun den Konkurrenzkampf zu Amazon, in dem es eine günstigere Variante anbiete und Oracle profitiere darüber hinaus nicht, weil Google sich nicht der kommerziellen Variante bediene.
Goldmacher trifft auch einen Preisvergleich, der zumindest derzeit nicht ganz fair ist. Er rechnet vor, dass eine 100 GB-Installation einer Oracle-Datenbank derzeit rund 100.000 Dollar an Lizenzgebühren und weitere 20.000 Dollar Support-Kosten nach sich zieht. Hier seien jedoch noch keine Hardware-Kosten enthalten.
Die Preise für den Cloud-SQL sind abhängig von Speicher und Input/Output-Volumen und beginnen bei 1,46 Dollar pro Tag. Die größte Variante kostet 46,94 Dollar pro Tag. Wahlweise kann auch pro Nutzungszeitraum bezahlt werden, Google startet das Angebot mit 10 Cent pro Stunde.
Daher geht Goldmacher davon aus, dass solche Cloud-Angebote, seien sie jetzt von Amazon, Google oder Microsoft, das traditionelle Datebank-Geschäft Oracles weiterhin unter Druck setzen werden. Dennoch sind die meisten Anwender von Cloud-Datenbanken derzeit noch recht vorsichtig, vor allem wenn es um kritische Daten geht.
Nachdem nun auch SAP mit HANA einen ganz neuen Ansatz für den Betrieb von Datenbanken liefert, haben IBM mit DB2 und Oracle hier weitere neue Konkurrenz. Allerdings blieb die erwartete Migration von DB2 auf HANA im großen Stil bislang aus. Nach wie vor ist DB2 ein wichtiges Umsatzstandbei für IBM und Cloud-basierte Angebote wie eben Google Cloud SQL könnten auch für IBM – zumindest bei kleineren Installationen – zu einem neuen Konkurrenten werden.
[mit Material von Manfred Kohlen, IT-Espresso, und Dennis Howlett, ZDNet.com]
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