2013, so der Apple CEO Tim Cook, soll die Produktion von Apple-Produkten in den USA starten, wie er gegenüber der Agentur Bloomberg bestätigt. Insgesamt wolle Apple 100 Millionen Dollar dafür investieren. Und offenbar geht es Apple nicht nur darum, wie etwa bei Fujitsu in Deutschland, die Geräte lediglich zusammenzubauen, sondern die Fertigungstiefe soll weiter reichen.
“Wir haben daran seit Langem gearbeitet, und jetzt stehen wir kurz vor dem Start. 2013 wird es passieren. Wir sind darauf sehr stolz. Vielleicht wäre es schneller gegangen, wenn wir nur die Montage machen würden, aber wir wollten mehr Substanz”, führte Cook aus.
Da sich Apple nicht nur auf “die Montage” beschränkt, entstehen offenbar auch einige Komponenten in den USA – etwa das Chassis.
Flankiert wird die Aussage Cooks von Berichten über Intels neue Pläne, das Foundry-Geschäft auszubauen. Der Hersteller würde dann als Auftragsfertiger agieren. CEO Paul Otellini nennt eine Partnerschaft mit Apple “sehr interessant”, lehnt es jedoch ab, konkreter zu werden.
Außerdem hat etwa zeitgleich auch der Auftragshersteller Foxconn Pläne für einen Ausbau der Fertigung in den USA bestätigt. Das taiwanische Unternehmen ist der wichtigste Zulieferer von Apple. In den Fabriken des Unternehmens entstehen die Mehrzahl der Apple-Geräte.
“Wir denken daran, mehr Herstellung in die USA zu bringen, weil die Kunden allgemein wollen, dass dort mehr gemacht wird”, erklärte Foxconn-Sprecher Louis Woo gegenüber Bloomberg, allerdings ohne Kunden namentlich zu nennen noch über Einzelheiten der Pläne zu sprechen.
“Die Lieferkette stellt eine der großen Herausforderungen für eine US-Expansion dar”, sagte Woo. “Außerdem wird jegliche Fertigung, die wir zurück in die USA bringen, stärker auf gut ausgebildete Ingenieure als auf kostengünstige Arbeit wie in China setzen müssen.”
Im letzten Monat hatte schon Sina News berichtet, Foxconn International wolle ein Werk in den USA bauen und erwäge Detroit oder Los Angeles als möglichen Standort. Foxconn-Gründer Terry Gou wiederum erklärte in einem Diskussionsforum, US-Ingenieure nach Asien bringen zu wollen, um sie mit der Herstellung vertraut zu machen. Sie sollten am Produktdesign und den Herstellungsprozessen mitwirken – aber auch umgekehrt sollte mit der Herstellung in China vertrautes US-Personal die Kommunikation erleichtern.
Unklar bleibt aber bislang, wieso einige ausgelieferte iMacs mit 21-Zoll-Bildschirm bereits die Aufschrift “Designed by Apple in California, Assembled in USA” tragen. Möglicherweise handelte es sich um einen Testlauf.
Cook zufolge werde nicht Apple die Geräte herstellen, sondern ein von Apple finanziell unterstützter Partner. Schon jetzt werde aber “das Herz von iPhone und iPad – der Prozessor” in den USA gebaut. Und die Gorilla-Glas-Abdeckung von Corning stammt aus Kentucky.
Die Gründe für diesen Schritt sind vielfältig. Zum einen gab es vor einigen Monaten eine rege Diskussion darüber, wie viele Arbeitsplätze Apple durch die erfolgreichen Geräte in den USA schafft. Zum anderen geriet Apple – deutlich heftiger als Konkurrenten mit der gleichen Liferkette – aufgrund von schlechten Bedingungen bei Zulieferbetrieben wie eben Foxconn in die Kritik.
Doch die Rückkehr der Fertigung in das Stammland USA bringt noch weitere Vorteile: Vor einem Jahr hatte sich beispielsweise die Präsidentin des Massachusetts Institute of Technology, Susan Hockfield, eine Rückkehr der Hightech-Fertigung in die Vereinigten Staaten gewünscht. Dies sei ein maßgeblicher Faktor für Innovationen, argumentierte die Wissenschaftlerin damals.
Im Frühjahr versuchte Google, gegen Apple mit einer Herstellung in den USA zu punkten. Auf seinem – kurze Zeit später eingestellten – Medienplayer Nexus Q stand “Designed and Manufactured in the USA”. Allerdings kostete der Nexus Q 299 Dollar – das technisch ungefähr gleichwertige, aber in China hergestellte Konkurrenzprodukt Apple TV dagegen nur 99 Dollar.
Nichts destotrotz wollen die Rufe in der amerikanischen Öffentlichkeit und Politik nach mehr Herstellung in den USA nicht verklingen. Teilweise setzten die Kontrahenden auch im zurückliegenden US-Wahlkampf auf dieses Thema.
Als sich Präsident Barack Obama im Februar 2011 mit Größen aus dem Silicon Valley traf, hatte er den damaligen Apple-Chef Steve Jobs gefragt, warum iPhones nicht auch in den USA hergestellt werden könnten. “Diese Arbeitsplätze kommen nicht zurück”, lautete damals Jobs’ kategorische Antwort. Offenbar hat unter Tim Cook bei Apple jetzt ein Umdenken eingesetzt.
[mit Material von Florian Kalenda und Bernd Kling]
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