In den nächsten fünf Jahren will Huawei 70 Millionen Euro in das finnische Entwicklungszentrum investieren, wie Dow Jones Newswires meldet. Das Personal in Europa plant es, in den kommenden drei bis fünf Jahren auf 14.000 Mitarbeiter zu verdoppeln.
Huaweis Aufstieg kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Nokia weltweit Personal abbaut und Werke stilllegt – was die Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Mobilfunkmarkt illustriert. Während Nokia hofft, den Umschwung mit Windows-Phone-Geräten wie den Lumia-Smartphones zu schaffen, verzeichnet Huawei ein deutliches Wachstum dank einer starken Nachfrage nach Smartphones mit Googles Mobilbetriebssystem Android. Die Chinesen wollen beweisen, dass sie ein Global Player sind und investieren stark in ihr Übersee-Geschäft.
Der Schritt nach Europa ist auch dadurch begründet, dass Huawei wie ZTE in Australien und den USA keinen guten Ruf genießt. Der US-Kongress hatte Anfang Oktober in einem Bericht offiziell vor Produkten und Dienstleistungen der chinesischen Unternehmen gewarnt, weil er darin ein Sicherheitsrisiko sieht.
Doch auch in der EU droht chinesischen Herstellern politischer Druck. So soll die EU-Kommission derzeit prüfen, ob Ermittlung wegen staatlicher Subventionen bei Huawei und ZTE eingeleitet werden sollen. Die EU wirft beiden Herstellern Dumping-Preise vor, über die der hiesige Markt gestört werde.
Für das neue Entwicklungszentrum in Helsinki hat Huawei angeblich schon 20 Mitarbeiter engagiert. In den nächsten fünf Jahren sollen über 100 weitere hinzukommen. Im Zentrum ihrer Arbeit wird die Nutzererfahrung stehen, sowohl von Android als auch von Windows Phone. Eventuell kommen dort auch einige ehemalige Nokia-Mitarbeiter unter, die von den jüngsten Stellenstreichungen betroffen waren.
Huaweis Hauptgeschäft ist das Ausrüsten von Telekommunikationsprovidern, aber es hat zuletzt auch im Smartphone-Bereich kräftig zugelegt. Allerdings kommt es dort in den meisten bedeutenden Ländern nach wie vor nur auf einen geringen Marktanteil, trotz einer Ausweitung seines Produktportfolios. In den USA beispielsweise verkauft Huawei vor allem einfach ausgestattete Geräte über Prepaid-Carrier, einige Produkte werden aber auch von den großen nationalen Providern vertrieben.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de ]