silicon.de: Citrix hat Betriebssystemmigrationen als eines der Trend-Themen 2013 ausgemacht – haben die meisten Firmen die Migration auf Windows 7 nicht bereits abgeschlossen?
Goldbrunner: Wir sehen hier nach wie vor noch großen Nachholbedarf in den Unternehmen. Viele IT-Verantwortliche waren mit der Migration in den letzten Monaten oft noch zurückhaltend – sei es aus Kostengründen oder um noch Erfahrungswerte mit dem neuen Betriebssystem abzuwarten. Uns steht also auf jeden Fall die große Welle an Betriebssystemmigrationen noch bevor. Die meisten großen Unternehmen haben bereits 2012 begonnen, von Windows XP auf Windows 7 oder sogar schon Windows 8 zu wechseln. Im kommenden Jahr werden das auch die Nachzügler tun, überwiegend kleine und mittelgroße Unternehmen.
silicon.de: Wie viel Prozent der Firmen planen denn für 2013 tatsächlich den Umstieg auf Windows 8?
Goldbrunner: In konkreten Zahlen ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer auszumachen. Sicher ist aber, dass der Umstieg auf ein neues Betriebssystem für viele Firmen schlicht eine Notwendigkeit darstellt. Hinter dem Wechsel steckt nämlich nicht nur der Wunsch, auf dem neuesten Stand zu sein: Für die verbliebenen Nutzer von Windows XP etwa ist eine Migration unabdingbar, da dieses Betriebssystem nicht mehr länger ausreichend von Microsoft unterstützt wird. Und dort wo ohnehin ein Wechsel ansteht, bietet sich natürlich gleich der Schritt zu Windows 8 an.
silicon.de: Ab welchem Jahr wird denn Windows 8 in den Betriebssystemplänen großer Firmen eine Rolle spielen?
Goldbrunner: Wie schon in der Vergangenheit bei anderen neuen Betriebssystemen zu beobachten war, ist dies natürlich immer ein längerer Prozess. In jedem Fall werden wir noch für einige Jahre auf ein Nebeneinander aus mehreren Systemen treffen. Deshalb konzipieren wir bei Citrix alle unsere Lösungen so, dass sie nicht nur mit verschiedensten Endgeräten sondern eben auch problemlos mit unterschiedlichen Betriebssystemen arbeiten. Mit Hilfe von Virtualisierungstechnologie lassen sich übrigens auch Kompatibilitätsprobleme einfach vermeiden: So können etwa Programme die von einem neuen Betriebssystem möglicherweise nicht mehr unterstützt werden, problemlos als virtuelle Anwendungen weiter genutzt werden.
silicon.de: Einige Firmen, sagt Citrix, werden sich bei der nächsten Betriebssystemmigration vielleicht auch von der Windows-Monokultur verabschieden. Welche Alternativen sehen Sie?
Goldbrunner: Ganz offensichtlich kommt es durch den Siegeszug von Smartphones und Tablets mit iOS von Apple und Googles Android zu einer größeren Vielfalt. Insofern ist die deutsche Bürowelt bereits heute ein heterogenes Umfeld. Dies wird in den nächsten Monaten sicher noch weiter zunehmen. Wir sehen darin jedoch nicht zwangsläufig einen Ersatz – obwohl es sicher einige Kunden gibt bei denen das zutrifft – sondern vielmehr eine sinnvolle Ergänzung.
silicon.de: Mit welchem Betriebssystem kann ich den am besten der Vielfalt der mobilen Endgeräte in der Belegschaft begegnen?
Goldbrunner: Diese Frage stellt sich für viele Unternehmen gar nicht mehr. Sie überlegen nicht, welches eine Betriebssystem das optimale wäre, sondern eher wie die heterogene IT-Landschaft am besten zu verwalten ist. Denn der bunte Mix an Systemen, wird durch mobile Endgeräte noch mehr Bedeutung erlangen als ohnehin schon. Alle Studien, die wir durchgeführt haben, sprechen eine klare Sprache: Der Arbeitsplatz der Zukunft ist mobil, der klassische Büro-Job ist auf dem Rückzug. Deshalb werden im kommenden Jahr Unternehmen jeder Größe auf die Suche nach Werkzeugen gehen, mit denen sie der zunehmenden Vielfalt mobiler Geräte und ihrer Betriebssysteme begegnen können. Dazu gehören auch verstärkt private Smartphones und Tablets. Der Trend zu Bring Your Own Device, in welcher Form und welchem Ausmaß auch immer, ist aus unserer Sicht nämlich nicht mehr aufzuhalten.
silicon.de: Der Arbeitsplatz der Zukunft ist mobil sagen aktuelle Studien – das müsste doch eigentlich Windows 8 in die Hände spielen? Schließlich hat sich Microsoft damit ausdrücklich für die mobile Zukunft aufgestellt.
Goldbrunner: Sicher, die Mobilität von Windows 8 ist ein weiteres Indiz für den gerade beschriebenen Trend. Grundsätzlich ist die Auswahl des Betriebssystems in einer Firma natürlich ein sehr umfassender Entscheidungsprozess. Hier spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine wichtige Rolle; die Unterstützung möglichst aller vorhandenen Programme und Spezialanwendungen etwa. Die Virtualisierung kann hier einen wichtigen Betrag leisten: Mit virtuellen Desktops spielt das verwendete Betriebssystem letztlich nur noch eine untergeordnete Rolle: Mitarbeiter können von jedem Gerät aus auf bekannte Windows-Anwendungen zurückgreifen.
silicon.de: Vielen Dank für das Gespräch!
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