Der Hype geht weiter. „Was zeigt Apple 2013“ fragte sich Bild letzte Woche und beschrieb dann detailliert unter anderem ein iPad5, das „zwei Millimeter flacher, 17 Millimeter schmaler und vier Millimeter kürzer sein“ werde als das Vorgängermodel. Da wird der Bild-Redakteur zu Propheten. Was ja in dem Fall auch ein Leichtes ist.
Und auch auf einem Feld, das schwerer zu bestellen ist als das absichtsvoll geleakter Produkt-Belanglosigkeiten, dem der Ökonomie, eignet sich das Unternehmen ganz trefflich für Prophezeiungen: „Apple vor Rekordjahr“ titelte kürzlich Der Aktionär. Ein paar Tage zuvor hatte das Blatt seine diesbezügliche Berichterstattung noch mit „Schwache Zahlen, mauer Ausblick“ überschrieben.
Aber genauso wird’s kommen – entweder so oder so. Auf jeden Fall wird’s 2013 wieder um Apple gehen.
Vielleicht rechnet Interbrand den angebissenen Apfel heuer sogar zur wertvollsten Marke schön. 77 Milliarden Dollar soll der ja im vergangenen Jahr wert gewesen sein, 79 Milliarden Coca Cola. Dieser Vorsprung sollte doch aufzuholen sein.
Das wär’ wichtig für den Konzern. Denn Apple ist ja im Wesentlichen Marke. Um Technik dürfte es sich in dem Zusammenhang auch heuer wieder vor allem vor Gericht drehen. Was in den Schmuckstücken drinsteckt, dafür interessiert sich schließlich kein User.
Der Apfel auf hermetisch verschlossenen Gadgets ist zum Symbol der Post-Informationsgesellschaft geworden und Apple zu deren a und i. Und dass die iCommunity noch nicht santo subito gerufen hat, dürfte wohl vor allem daran liegen, dass Steve Jobs Buddhist war.
Passend zum Jahreswechsel brachte die Süddeutsche Zeitung diese Woche eine Zusammenstellung verschiedener Kalender, unter anderem die Unix-basierte Zeitrechnung. Danach hat das neue Jahr um 1.356.998.400 begonnen, also so viele Sekunden nach dem 1.1.1970, O:OO:00 Uhr. Das versteht der App-Leser.
Was aber ist Unix? mag er sich fragen. Ein „Betriebsystem, das übrigens auch den Kern der Apple-Computer bildet“, klärt der Redakteur ihn da einfühlsam auf.
Hat aber das omnipräsente Logo auch Unsereinem was zu sagen, einem verstockten Schrauber, der aus der PC-Ära überlebt hat? – Es hat.
Da war doch schon einmal so eine Geschichte mit einem angebissenen Apfel – zu Urzeiten, als es nur das A gab wie Apple oder Anfang und noch nicht das i wie iPhone. Damals soll die Menschheitsgeschichte begonnen haben – mit dem Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies und der damit verbundenen Verdammnis zu lebenslanger Arbeit „im Schweiße deines Angesichts“ (Genesis, Kapitel 3, Vers 19).
Und das wird auch das neue Jahr wieder prägen, die Freude an schönen Sündenfällen und die nicht ganz so hoch entwickelte Freude an der schweißtreibenden Arbeit.
Nur die Sache mit der Vertreibung aus dem Paradies wird anders ausgehen. Historiker streiten ja, wo dieser Garten Eden gelegen haben mag. Vier Flüsse entspringen ihm, sagt die Heilige Schrift, darunter Euphrat und Tigris. So viel ist klar. Über die anderen beiden Gewässer herrscht Uneinigkeit.
Wer in München lebt, allerdings weiß: Die Isar ist auf jeden Fall dabei. An deren Ufer gibt es schließlich besonders viele Gärten Eden. Kein Cherub verwehrt einem da den Eintritt.
Und so ist denn jetzt schon eines gewiss, außer dass es erneut ein Apple-Jahr wird halt: Man wird wieder hineingehen in den Biergarten und sich eine Mass kaufen. Und wenn man da so sitzen wird und in die Sonne blinzeln, dann werden wahrscheinlich um einen herum auf vielen schicken Gadgets silberne Äpfel-Logos die Sonnenstrahlen spiegeln.
Menschen wie deren Besitzer sind schon immer in Gärten Eden wohl gelitten. Denn sie verfügen über eine hohe Kaufkraft und sind auch gar nicht versucht, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Und auch Leute wie Unsereins, die die Erbsünde der Wissbegier seit Adams Zeiten umtreibt, werden sich nicht wie jener wegen ein paar Äpfeln aus dem Paradies vertreiben lassen.
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