Schon häufiger sendete Brüssel Signale in Richtung der nationalen Telekommunikationsbetreiber, das fragmentierte europäische Netz zusammenführen sollte. Jetzt haben sich laut einem Bericht der britischen Financial Times vom Mittwoch die Chefs der größten europäischen Telkos zu einem privaten Gespräch mit dem dem EU-Wettbewerbskommissar Joaquim Almunia getroffen.
Laut Bericht sollen neben Vertretern der Deutschen Telekom auch France Telecom, die spanische Telefonica sowie die Telecom Italia an den Gesprächen teilgenommen haben. Derzeit liegt aber noch keine Stellungnahme vor. Weder von der EU-Kommission noch von den Anbietern war bislang etwas zum Inhalt dieser Gespräche verlautbart worden.
Die Financial Times zitiert eine an dem Treffen beteiligte anonyme Quelle: “Die Betreiber haben ihre große Frustration zum Ausdruck gebracht und haben sich darauf geeinigt, Vorschläge beizusteuern wie ein gesamteuropäischer Markt funktionieren könnte.” Dabei sei von Seiten der EU kein Widerstand zu erwarten, versichert die Quelle. Jedoch könnten die nationalen Regulierungsbehörden, wie etwa die Bundesnetzagentur Einwände zu diesen Plänen haben.
Dabei solle es vor allem darum, gehen die Infrastruktur der verschiedenen Telkos in einem Pool zusammenzufassen. Dieser “Newco”-Ansatz würde auch einschließen, dass die Investitionen dazu ebenfalls zu einem Pool zusammengefasst werden. Damit würde der EU-Markt an die Märkte USA oder China angeglichen, wo es nur drei bis vier große Player gibt.
Auch wenn der Wettbewerbskommissar Almunia auf nationaler Ebene Zusammenschlüsse von Telekommikationsunternehmen als Wettbewerbsfeindlich ansieht, hat er offenbar kein Problem damit, wenn sich die größten Europäer in dieser Frage zusammentun. Bereits im Dezember hatte Almunia erklärt, er halte Network-Sharing-Agreements für eine gute Alternative zu Mergern unter Betreiberunternehmen. Und soll laut einem internen EU-Papier auch noch kein Merger beanstandet worden sein, bei dem ein grenzübergreifendes, vereinheitlichtes Netzwerk entstanden ist.
Nicht nur die EU erhofft sich dadurch neue Impulse. Auch die Telekommunikationsanbieter selbst stören sich an dem stark fragmentierten Markt. Der verhindere, verstärkt mit internationalen Anbietern zu konkurrieren. Wie mehrere an dem Treffen beteiligte Personen berichten, erklärten die Vertreter einhellig die Probleme im Europäischen Raum zu spüren zu bekommen. Darüber hinaus berichteten die Telekommunikationsanbieter von neuen Herausforderungen durch globale Technologie-Gruppen, die wiederum die Netze der Telekommunikationsanbieter nutzten.
Unternehmen wie Google, Facebook oder andere Dienstleister im Web machen auf dem Rücken der Infrastruktur der Telekommunikationsanbieter Milliardenumsätze. Wohingegen die Telekommunikationsanbieter Umsatzverluste beklagen müssen. Dadurch werden Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur – etwa für den Glasfaserausbau – für Unternehmen wie die Deutsche Telekom mehr und mehr uninteressant. Durch den Schulterschluss eines europäischen Netzes hätten die Telekommunikationsanbieter eine stärkere Position in dieser Frage. Zudem könnte sich so das Netz besser vermarkten lassen und die Betreiber bekämen Zugang zu weiteren Investorengeldern.
Neben politischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Pläne gibt es auch technologische Hürden, die zunächst aus dem Weg geräumt werden müssten. So gibt es nicht nur 27 verschiedene nationale, unterschiedliche Regelungen, sondern auch Unterschiede bei der verwendeten Infrastruktur.
Für die Anwender könnte ein EU-weites Netz ebenfalls Vorteile bringen, denn dadurch würden sich unter anderem Tarife vereinheitlichen.
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